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BERLIN: Wer hält eigentlich Facebook sauber?

BERLIN

Wer hält eigentlich Facebook sauber?

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    Jeden Tag landen auf Facebook Millionen verbotene Inhalte. Die Mitarbeiter des Berliner Unternehmens Arvato entscheiden mit darüber, was die 1,8 Milliarden Facebook-Nutzer weltweit zu sehen bekommen – und was nicht.
    Jeden Tag landen auf Facebook Millionen verbotene Inhalte. Die Mitarbeiter des Berliner Unternehmens Arvato entscheiden mit darüber, was die 1,8 Milliarden Facebook-Nutzer weltweit zu sehen bekommen – und was nicht. Foto: Foto: Oliver Berg, dpa

    Bilder von Tierquälerei und sexueller Gewalt, Videos von Hinrichtungen und Kindesmissbrauch, Hassbotschaften und Morddrohungen landen täglich millionenfach in dem sozialen Netzwerk Facebook. Jeder Nutzer kann einen solchen Beitrag melden und erhält wenig später eine Benachrichtigung, ob er gelöscht wurde oder nicht. Aber wer entscheidet eigentlich darüber? Das haben Reporter des „SZ-Magazins“ jetzt öffentlich gemacht.

    600 Mitarbeiter

    Die sogenannten „Content-Moderatoren“ sitzen nicht etwa in indischen Callcentern, sondern mitten in Berlin. Der Dienstleister Arvato, eine Tochter der Bertelsmann-Gruppe, übernimmt für Facebook die Drecksarbeit. „Sie stellen in Ihrer täglichen Arbeit sicher, dass die Standards im sozialen Netzwerk unseres Auftraggebers eingehalten werden“, so beschreibt Arvato die Arbeit in einer Stellenanzeige. 600 Mitarbeiter hat das Unternehmen in der Hauptstadt. Sie entscheiden mit darüber, was die 1,8 Milliarden Facebook-Nutzer weltweit zu sehen bekommen und was nicht.

    Hinter der verantwortungsvollen Aufgabe steckt ein grausamer Job. Das „SZ-Magazin“ hat Menschen aus verschiedenen Ländern gefragt, die ihn gemacht haben und immer noch machen. Eigentlich sind sie zur Geheimhaltung verpflichtet. Sie berichten von kaum vorhandener Vorbereitung auf die Aufgabe, ständigem Leistungsdruck und fehlender psychologischer Betreuung.

    Viele können die grausamen Bilder, die sie ständig sehen müssen, nicht ertragen. Sie kommen immer wieder hoch, verursachen Albträume bis hin zu Zusammenbrüchen, lassen die Mitarbeiter emotional abstumpfen. Mediziner kennen diese Symptome von posttraumatischer Belastungsstörung, einer Krankheit, an der auch Soldaten nach Kriegseinsätzen häufig leiden.

    Das deutsche Arbeitsrecht fordert in solchen Fällen eigentlich, dass der Arbeitgeber umfassende Betreuung gewährleistet. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Es ist nicht das erste Mal, dass Facebooks Praktiken mit deutschem Recht kollidieren. Erst vor kurzem hatte Justizminister Heiko Maas den US-Konzern wegen seines nach wie vor laxen Umgangs mit Hass-Inhalten kritisiert. Außerdem bemängelte der SPD-Politiker in einem Interview mit dem Medienmagazin „Zapp“ im NDR die anhaltende Intransparenz des Unternehmens.

    Nach welchen Standards Inhalte gelöscht werden, darum macht Facebook ein Geheimnis. Der Konzern entscheidet so selbst über wichtige Fragen der Meinungsfreiheit.

    Fehlende Transparenz

    Die fehlende Transparenz zeigt sich auch bei den Vorwürfen im Zusammenhang mit den Lösch-Teams von Arvato. Zu den meisten Fragen nahm Facebook laut „SZ-Magazin“ keine Stellung. Eines steht aber fest: Die Arbeit muss erledigt werden. Bis Maschinen soweit sind, den Menschen abzulösen, vergeht laut Facebook noch einige Zeit.

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