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DÜSSELDORF: "Wetten, dass...?": Erfolg für Markus Lanz

DÜSSELDORF

"Wetten, dass...?": Erfolg für Markus Lanz

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    Markus Lanz mit Jennifer Lopez bei «Wetten, dass...?» im ISS Dome in Düsseldorf. Foto: Marius Becker
    Markus Lanz mit Jennifer Lopez bei «Wetten, dass...?» im ISS Dome in Düsseldorf. Foto: Marius Becker

    Die Zeiten, in denen die Fernsehshow am Samstagabend so etwas wie das gemeinsame Lagerfeuer für Jung und Alt war, seien vorbei, hat der frühere ZDF-Intendant Dieter Stolte dieser Tage gesagt. Wenn er sich da mal nicht täuscht. Zum Debüt von Moderator Markus Lanz versammelten sich 13,62 Millionen vor den Bildschirmen, um „Wetten dass . .? zu sehen. Das ZDF wäre mit acht Millionen zufrieden gewesen. Der neue Moderator und die vorsichtige Modernisierung des Klassikers ließen die Konkurrenz hinter sich. Lanz-Vorgänger Thomas Gottschalk kam mit „Das Supertalent“ bei RTL zeitgleich gerade mal auf 4,5 Millionen Zuschauer. „Bild.de“ schrieb am Sonntag bereits von einer Demütigung des großen Blonden.

    Unabhängig von den Zahlen: Der Moderator Lanz funktioniert – als journalistischer Entertainer. Der 43-Jährige kann auch mal einen Gag liegen lassen, wenn es drum geht, den Stars auf dem Sofa wenigstens ein bisschen mehr als das übliche Blabla und Werbesprüche für Filme und Tourneen zu entlocken. So, als Schauspieler Wotan Wilke Möhring seine wilde Jugend zwischen Waldorfschule, Punk und Bundeswehr schildert. Oder wenn NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft berichtet, sie werde demnächst nach 20 geschafften Ehejahren ihren Mann ein zweites Mal in Weiß heiraten. Oder als Lanz Modezar Karl Lagerfeld auf Geld, Luxus und sein Testament anspricht, und dieser sich windet und windet, bis er doch ein paar nichtssagende Sätzchen rauslässt – und so seine unsägliche Arroganz bloßstellt. Das hätte Gottschalk nie getan.

    Nervöser Einstieg

    Zu Beginn der Sendung ist der im Vorfeld auf allen Kanälen mächtig gehypte Moderator erkennbar nervös, über die schlechten Einstiegswitzchen mag zu Recht niemand lachen. Dazu kommen ein paar Tonprobleme bei Europas größter Fernsehshow. Doch Lanz taut schnell auf – ein Verdienst nicht zuletzt von Cindy aus Marzahn. Von wegen „Die kann nur prollig und derb“.  

    Witzig-charmant mimt sie die neue Michelle Hunziker, mit einem Hauch von Glamour nimmt sie Lanz, wenn es sein muss, auf den Arm – oder ans Händchen. Etwa bei der sogenannten „Lanz-Challenge“. Ein Mann-gegen-Mann-Wettkampf, zu dem sich das ZDF ein bisschen hat von Stefan Raab inspirieren lassen. Respekt: Der ehrgeizige Südtiroler schafft über 30 Liegestütze mit einem auf den Rücken geschnallten Bierkasten. Trotzdem verliert Lanz gegen einen Zuschauer aus dem Saal beziehungsweise dessen gut gebauten Publikumsjoker.

    Keine Neuerung, aber eine gelungene Wiederauflage erlebt die Stadtwette. Lanz wettet gegen Tote-Hosen-Chef Campino, dass sich keine 500 Düsseldorfer finden lassen, die mit bemalten Körpern das Vereinslogo von Fortuna Düsseldorf formieren. Am Ende gewinnt Campino; die Bilder sind spektakulär. Verlierer Lanz muss nun im Fortuna-Trikot nach Köln joggen. Ob Cindy mitläuft?

    Bei den Show-Acts ist für alle Altersgruppen was dabei – von Teenie-Star Cro (der mit der albernen Pandamaske) über die Toten Hosen bis zu Jenifer Lopez, dem einzigen wirklichen Weltstar am Samstagabend. Auch wenn Karl Lagerfeld das vermutlich ganz anders sieht. Sexy J.Lo nimmt nach dem Singen im Netz-Kostüm – umgezogen – noch ein paar Minuten auf dem Sofa Platz. Hier – und nur hier – hätte man sich dann doch einen Altherrenwitz der Marke Gottschalk gewünscht.

    Schräge Wetten

    Bleiben die Wetten, die das ZDF wieder mehr in den Mittelpunkt rücken möchte. Das gelingt – ein paar Längen inklusive. Ob wirklich jeder Promi zu jeder Wette etwas sagen muss, darf man noch mal überdenken. Ansonsten demonstrieren gut gemachte Einspielfilmchen, ordentlich vorbereitete Wettpaten und Lanz' Gesprächsführung ein wirkliches Interesse an schrägen Hobbys und Persönlichkeiten. Was man von den einzelnen Auftritten halten soll? Muss jeder selbst wissen, ob er ein Kind wie den zwölfjährigen Julian haben möchte, der das Berliner S-Bahn-Netz mit allen Haltestellen auswendig kennt – und dazu auch noch sämtliche Ansagen („Umsteigemöglichkeit zur U 3 und zum Regionalverkehr“) mit der dazugehörigen Computerstimme spricht. Ob wohl der Kollege Freunde hat, der mit den Ohren nicht nur wackeln kann, sondern sich auch noch eine Angelschnur an die Lauscher klebt, um so zu morsen? Solche Leute gibt es wirklich.

    Und es gibt die Hundefriseurin Frau Thaler, die am Ende fast allein schuld am Überziehen der Sendezeit um zwölf Minuten ist. Unglaublich, wie sie mit schier unendlicher Ruhe in Gläsern mit Hundehaaren fühlt und wühlt, um so die Rassen zu identifizieren. Selbst Lanz ist sprachlos. Wettpate Möhring rettet die skurrile Szenerie mit seiner Anfeuerung. Da ist „Wetten, dass . .?“ großes Kino.

    Wie einfach gestrickt sind dagegen Sportwetten. Wakeboarder Max lässt sich erfolgreich von einem Ruderachter durch einen Slalom-Parcours ziehen. Und dann ist da Fußball-Freak Cijan Calis. Ganz knapp scheitert er, unterstützt von Sylvie und Rafael van der Vaart, beim Versuch, beim Balancieren auf einem Seil („Slackline“) noch viermal per Fallrückzieher ins Tor zu treffen. Zum Wettkönig am samstäglichen Lagerfeuer küren ihn die Zuschauer am Ende trotzdem.

    „Wetten, dass . .?“ in Zahlen

    Die erste Ausgabe von „Wetten, dass . .?“ kam am 14. Februar 1981 ebenfalls aus Düsseldorf, damals präsentiert von Erfinder Frank Elstner. Die Ausgabe an diesem Samstag war die 200. Elstner moderierte 39 davon, Wolfgang Lippert neun. Thomas Gottschalk kam alleine auf 151 Sendungen, durch die er von 1987 bis 1992 und von 1993 bis 2011 führte. Überzogen wurde bei „Wetten, dass . .?“ 3954 Minuten. Gottschalk hält den Rekord: Am 8. Dezember 1996 machte er in Hannover satte 73 Minuten später als geplant Schluss; Lanz brauchte am Samstag zwölf Minuten mehr. Mehr als 1100 Wetten wurden in den Sendungen gezeigt – nur 300 davon haben die Kandidaten verloren. Doch auch eine nicht gewonnene Wette kann das Publikum überzeugen: Drei Dutzend Kandidaten, die ihre Wette verloren, wurden am Ende sogar Wettkönig. Etwa 1000 Wettvorschläge werden nach jeder Sendung beim ZDF eingereicht. Mehr als 1060 Wettpaten nahmen bei „Wetten, dass . .?“ auf der Couch Platz, viele mehrfach. Der Showteil der Sendung präsentierte bislang mehr als 780 Künstler. _________________________________________________________________________________

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