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BERLIN: Wie gefährlich ist Gundremmingen?

BERLIN

Wie gefährlich ist Gundremmingen?

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    Atomkraftwerk Gundremmingen: Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen auf.
    Atomkraftwerk Gundremmingen: Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen auf. Foto: Foto: Frank Leonhardt, dpa

    Die sichersten Kernkraftwerke in Deutschland sind die Druckwasserreaktoren der jüngsten Generation Emsland, Isar 2 bei Landshut, Neckarwestheim 2 bei Heilbronn, Philippsburg 2 und Grafenrheinfeld bei Schweinfurt.

    Das gefährlichste AKW steht nach Ansicht der Grünen hingegen im schwäbischen Gundremmingen an der Donau. Die beiden Siedewasserreaktoren des Blocks B und C, baugleich mit dem havarierten Atomkraftwerk im japanischen Fukushima, würden ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen. „Von allen derzeit noch laufenden Atomkraftwerken in Deutschland geht von Gundremmingen die höchste Gefahr für eine Kernschmelze aus“, sagt Sylvia Kotting-Uhl, die Atomexpertin der Grünen, gegenüber unserer Zeitung.

    Sie beruft sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen über so genannte „Precursor-Analysen“ von meldepflichtigen Zwischenfällen in allen deutschen Atomkraftwerken. Bei diesen Analysen, die die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit vornimmt, wird ermittelt, mit welcher Wahrscheinlichkeit Zwischenfälle, bei denen es noch nicht zu einem Kernschaden kam, zu einem derartigen Ereignis hätten führen können, ob sie also das Gefahrenpotenzial hatten, eine Kernschmelze auszulösen.

    Nach Ansicht der Grünen sind die Zahlen der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, die einen Zeitraum von 17 Jahren umfassen, eindeutig: Alle Siedewasserreaktoren sind deutlich störanfälliger als Druckwasserreaktoren, die Zahl der meldepflichtigen Zwischenfälle liegt bei Kraftwerken dieses Typs, die nur über einen Wasserkreislauf verfügen, um ein Vielfaches über denen der Druckwasserreaktoren, die mit einem Primär- und Sekundärkreislauf ausgestattet sind.

    Die mit Abstand störanfälligsten Kraftwerke waren nach der Analyse der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit die Anlagen Krümmel, Isar 1, Philippsburg I und Brunsbüttel, allesamt Siedewasserreaktoren. Diese sind mittlerweile abgeschaltet.

    In Gundremmingen dagegen laufen die beiden letzten Siedewasserreaktoren. Block B ist dabei deutlich störanfälliger als der baugleiche Block C.

    Sylvia Kotting-Uhl forderte angesichts dieser Zahlen den für die Atomaufsicht in Bayern zuständigen Umweltminister Marcel Huber (CSU) auf, „dass er seinen Aufsichtspflichten bei Gundremmingen deutlich kritischer nachkommt“. Gleichzeitig empfahl sie, den bisher für Gundremmingen zuständigen TÜV Süd gegen einen anderen Gutachter auszutauschen. „Frische Augen sehen mehr.“ So habe das Land Hessen Mitte der 1990-er Jahre „gute Erfahrungen“ mit einem Gutachter-Wechsel gemacht. Zudem verlangte sie von der Bundesatomaufsicht, „dass sie der Auffälligkeit der Siedewasserreaktoren auf den Grund geht und darlegt, welche Konsequenzen sie aus der hohen Ereigniszahl bei den Siedewasserreaktoren ziehen will“.

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