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WASHINGTON: Wie rassistisch sind die Amerikaner?

WASHINGTON

Wie rassistisch sind die Amerikaner?

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    Sonder-Staatsanwältin Angela Corey.
    Sonder-Staatsanwältin Angela Corey. Foto: Foto: rtr

    Der Fall hat ganz Amerika aufgewühlt: Ein Mitglied einer Bürgerwehr erschießt einen jungen Schwarzen – und die Polizei tut nichts. Jetzt erhebt die Justiz Anklage. Wie die Eltern des getöteten Teenagers Trayvon Martin auf die Mordanklage für den Todesschützen reagierten, konnten Millionen Amerikaner live miterleben. Die Trauer um ihren Sohn war ihnen ins Gesicht geschrieben. „Danke, danke, Herr, danke, Jesus“, stammelte die Mutter in die Mikrofone. Sechs lange und quälende Wochen hatten die Eltern warten müssen, bis der mutmaßliche Mörder ihres Sohnes in Haft kam und angeklagt wurde. Immer mehr Amerikaner fragten sich in dieser Zeit: Sind Schwarze und Weiße vor dem Gesetz und vor der Polizei wirklich gleich?

    Lange Zeit hat kein Todesfall die USA derart aufgewühlt wie die Schüsse des „Hobby-Polizisten“ George Zimmerman (28), auf den unbewaffneten Afro-Amerikaner Trayvon Martin. „Weiß gegen schwarz“, nannten das flinke Kommentatoren. 50 Jahre nach der Bürgerechtsbewegung taucht die böse Frage auf, wie tief Rassismus und ethnische Vorurteile in der US-Gesellschaft immer noch präsent sind.

    Erschreckend etwa sind die Ergebnisse einer Gallup-Umfrage: Während die meisten Schwarzen überzeugt sind, dass der Bürgerwehr-Mann Zimmerman definitiv schuldig sei, meint dies unter Weißen lediglich eine kleine Minderheit von gerade mal elf Prozent. Da drängt sich die Frage auf: Bestimmt die Hautfarbe das Urteil und das Denken des Durchschnittsamerikaners?

    „Racial profiling“ heißt ein böses Wort in den USA, zu Deutsch könnte man etwa sagen: Fahndung nach Rassenkriterien. Gemeint ist, dass die Polizei bei Ermittlungen Schwarze und Angehörige anderer Minderheiten für „verdächtiger“ hält als weiße Bürger. Doch Befürworter der Maßnahme sagen: Statistiken belegen tatsächlich, dass Schwarze mehr Straftaten begehen.

    Es heißt, auch der Latino Zimmerman soll bei seinem Hobby-Streifengang das schwarze Opfer erst einmal unter Generalverdacht gestellt haben. „Der Kerl scheint nichts Gutes im Schilde zu führen“, soll er Aufzeichnungen zufolge in einem Anruf bei der Polizei gesagt haben. „Diese Arschlöcher kommen immer davon.“ Allein weil der Junge einen Kapuzenpullover trug, will er Verdacht geschöpft haben – die „Hoodies“ gelten als beliebtes Kleidungsstück junger Schwarzer und eben auch junger schwarzer Gesetzesbrecher.

    Justiz am Zug

    Zwar residiert im Weißen Haus seit fast vier Jahren ein dunkelhäutiger Präsident – doch entspannt ist die Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen noch längst nicht. Der TV-Sender CNN zeigte unlängst eine schockierende Studie: Schülern unterschiedlichen Alters und Hautfarbe wurde das Bild eines schwarzen und eines weißen Jungen gezeigt. Dann wurden sie gefragt, ob die beiden Freunde werden könnten. Die befragten Sechsjährigen antworteten ohne Zögern: Ja. Doch bereits Zwölfjährige meldeten schwere Zweifel an.

    Der Tod des jungen Trayvon Martins habe ein „grelles Licht auf die Misere junger schwarzer Männer in Amerika geworfen und auf den Schatten des Verdachts, der auf sie fällt“, meinte die „New York Times“. Jetzt ist die Justiz am Zuge, Gerechtigkeit zu schaffen, so die Sonder-Staatsanwältin, Angela Corey, zur Mordanklage. Sie versprach, dabei nicht auf die Hautfarbe zu achten.

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