Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat der „Milch-Schnitte“ von Ferrero eine Negativauszeichnung für die „Werbelüge des Jahres“ verpasst. Bei einer Internetabstimmung mit rund 118 000 Teilnehmern ging das Produkt klar als „Sieger“ um den „Goldenen Windbeutel 2011“ hervor, teilte Foodwatch in Berlin mit. Vertreter der Organisation, verkleidet als Milch-Schnitte und mit einem stilisierten Windbeutel ausgestattet, wurden an der Deutschland-Zentrale von Ferrero in Frankfurt abgewiesen.
Foodwatch rügte den Süßwarenhersteller dafür, dass er die „Milch-Schnitte“ mit dem Slogan „Schmeckt leicht. Belastet nicht. Ideal für zwischendurch“ und mit Unterstützung von Spitzensportlern bewerbe. „Die Milch-Schnitte ist nur in der Werbung eine leichte Zwischenmahlzeit, in der Wirklichkeit ist sie mit rund 60 Prozent Zucker und Fett schwerer als Schoko-Sahnetorte“, sagte Anne Markwardt, Leiterin der Foodwatch-Kampagne gegen Etikettenschwindel.
Ferrero wies die Kritik in einer Erklärung von sich. Man betreibe regelmäßig Marktforschung, wie die Konsumenten die Qualität der Ferrero-Produkte und die Aussagekraft der Werbung einschätzten. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass die Verbraucher die Werbung für „Milch-Schnitte“ als irreführend empfinden. „Wir stimmen den Vorwürfen von Foodwatch daher keinesfalls zu und nehmen den Negativaward nicht an.“ Eigene Untersuchungen „geben uns keine Hinweise darauf, dass die Verbraucher die Werbung für Milch-Schnitte als irreführend empfinden“, teilte das Unternehmen mit.
Bei der Onlineabstimmung hatten 43,5 Prozent der Teilnehmer für die „Milch-Schnitte“ gestimmt. Die Wahl lief vom 16. Mai bis zum 16. Juni 2011 auf der Internetseite „abgespeist.de“. Foodwatch will mit der Kampagne nach eigenen Angaben „die legalen Werbelügen der Lebensmittelhersteller anhand konkreter Beispiele“ entlarven. Auf dem zweiten Platz in der Abstimmung landete der „Activia“-Joghurt von Danone, auf dem dritten Rang die Nimm2-Bonbons von Storck.
Danone bezieht auf seinen Internetseiten Stellung zur Kritik von Foodwatch. Die in der Werbung beschriebene positive Wirkung von Activia auf die Verdauung und das Wohlbefinden werde in zahlreichen unabhängigen Studien bestätigt, heißt es dort. Demnach helfe die für die Herstellung des Joghurts entwickelte Bakterienkultur, eine träge Verdauung zu regulieren und ein aufgeblähtes Gefühl zu vermeiden. Gleichwohl sei Activia weder Heilmittel gegen krankhafte Verstopfung noch „Wunderwaffe“ – „das haben wir nie behauptet und würden wir nie behaupten“, so Danone weiter.
Danone in Ochsenfurt
Hergestellt wird der von Foodwatch als „Werbelüge“ kritisierte Activia-Joghurt für den deutschen und europäischen Markt im Danone-Werk in Ochsenfurt-Goßmannsdorf (Lkr. Würzburg). 250 Mitarbeiter verarbeiten dort jährlich 100 Millionen Liter Milch von regionalen Erzeugern. Nach Danone-Angaben ist Activia das in Deutschland meistverkaufte Joghurt-Produkt. 2008 betrug die Gesamtproduktion rund 125 000 Tonnen.