Die großen weißen Kugeln auf der grünen Wiese bei Bad Aibling sind ein beliebtes Motiv für Hobbyfotografen. Insbesondere bei strahlend blauem Himmel oder beleuchtet in der Dämmerung. Doch seit einigen Tagen fällt mal wieder das grelle Licht des öffentlichen Interesses auf die 13 mit einer Schutzhülle gegen Wetterunbilden geschützten Parabolantennen im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Es wird wild spekuliert über die Frage, was oder wen der Bundesnachrichtendienst (BND) dort zusammen mit den US-Kollegen von der NSA ausspioniert.
Die technischen Möglichkeiten an dem Standort gelten als exzellent. Die Antennen sind bestens dazu geeignet, Satellitenkommunikation auszuforschen. Seit infrage steht, ob es den Lauschern nur um Telefonate in Krisenregionen geht oder ob auch Politiker aus dem befreundeten Ausland und deutsche Wirtschaftsunternehmen von dort überwacht werden, sind BND und das Kanzleramt in die Defensive geraten.
Jahrzehntelange Geheimhaltung
Mag sein, dass der BND-Präsident Gerhard Schindler in letzter Zeit etwas wehmütig auf den Frühsommer des letzten Jahres zurückblickt: „Die heutige Umwidmung ist für uns ein Zeichen für mehr Transparenz“, sagte er im Juni 2014 vor Journalisten in Bad Aibling. Nach Jahrzehnten der Geheimhaltung hatte der BND sich mit einem schlichten Behördenschild am Eingang zu dem Areal als Hausherr zu erkennen gegeben.
Insbesondere im Falle Bad Aibling war das nicht besonders mutig. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit der Materie beschäftigte, wusste, dass der BND dort tätig war. Fast schon unfreiwillig komisch klangen die Stellenbezeichnungen, unter denen der Nachrichtendienst dort zuvor logierte: „Fernmeldeweitverkehrsstelle der Bundeswehr“ oder „Ionosphäreninstitut“ lauteten zuvor die Tarnbezeichnungen. Tatsächlich wurde die US-Abhörstation mit bis zu 2000 Mitarbeitern in Bad Aibling bereits 2004 vom BND übernommen. Die deutschen Spione beschäftigen nach eigenen Angaben dort etwa 140 Mitarbeiter. Darunter seien auch US-Mitarbeiter, da in der Station weiterhin mit amerikanischer Technik gearbeitet werde. An der Behauptung des ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden, dass sich dahinter nichts anderes verbirgt als die NSA, zweifelt heute kaum noch jemand.
Neben Bad Aibling bekannte sich der BND bundesweit offiziell zu weiteren fünf Einrichtungen. Aktuell gelauscht wird noch in Rheinhausen (Baden-Württemberg) und Schöningen (Niedersachsen).
Drei neue BND-Behördenschilder gibt es seit Juni 2014 auch in Bayern: In Stockdorf (Landkreis Starnberg) und in der früheren „Horchstelle C“ Söcking, einem Stadtteil von Starnberg, sind die Bundesstelle für Fernmeldestatistik und die Schule des BND untergebracht.
Hinzu kommt der Abhörposten in Gablingen bei Augsburg. Früher wurde die imposante Abhöranlage im Volksmund schlicht „Elefantenkäfig“ genannt. 1971 begann der Bau der Antennenanlage mit einem Durchmesser von rund 300 Metern. Bis zu 2000 Mitarbeiter gingen dort in den 80er Jahren ein und aus. Erst 1998 zogen die US-Amerikaner ab. Heute arbeitet dort der BND, der in den letzten Jahren reichlich investiert hat, um die Abhörtechnik zu modernisieren.