Vom Skandal um falsch deklariertes Fleisch aus den Niederlanden sind in Bayern zwölf Betriebe betroffen. Dies teilte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen mit. Demnach handle es sich um rund 400 Tonnen Fleisch, die in den Freistaat geliefert wurden. Eine genaue regionale Aufteilung der Zahlen hat es nicht gegeben.
„Es sind mehr als 200 Lieferungen“, so LGL-Pressesprecherin Claudia Schuller. Dies ergaben Nachforschungen des LGL. Es geht um Lieferungen, die seit dem 1. Januar 2011 von bayerischen Betrieben bestellt wurden. Mittlerweile seien zwar etliche Waren verzehrt, erklärt Schuller, allerdings konnten noch einige Tiefkühlwaren sichergestellt werden. „Diese werden jetzt zurückgenommen und erste Proben von den Behörden vor Ort genommen“, so Schuller. Bei den entnommenen Proben handelt es sich um unverarbeitetes, rohes Fleisch. „Ob tatsächlich Pferdefleisch drin war, wird nun überprüft“, sagt sie. Die Experten durchleuchten das Fleisch auch auf Arzneirückstände. Erste Ergebnisse erwartet die LGL Ende kommender Woche.
Unterdessen forderte SPD-Chef Sigmar Gabriel am Freitag die Gründung einer europäischen Lebensmittelpolizei. Eine SPD-geführte Bundesregierung werde darauf drängen, nach dem Vorbild von Europol eine Lebensmittelpolizei einzurichten, die internationale Nahrungsmittelskandale aufdecken soll. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) erteilte dem Vorschlag Gabriels eine klare Absage. „Hier sind Kriminalisten gefragt und nicht Lebensmittelkontrolleure“, sagte sie auf der Agrarministerkonferenz des Bundes und der Länder im bayerischen Berchtesgaden. Der reflexartige Ruf nach immer neuen Behörden helfe nicht weiter, erklärte Aigner. Bayerns Agrarminister Helmut Brunner (CSU) steht dem Vorschlag Gabriels ebenso skeptisch gegenüber. Zunächste gelte es, die bereits bestehenden Kontrollsysteme zu optimieren und zu verstärken, sagte er am Freitag gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Das Ausmaß des Pferdefleischskandals wird laut Verbraucherorganisation Foodwatch immer größer. Zwischen dem 1. Februar und dem 10. April 2013 registrierten die europäischen Behörden 58 Fälle, in denen Pferdefleisch nicht deklariert wurde. Das ergab eine Auswertung der Meldungen im europäischen Behörden-Informationssystem RASFF.
Demnach seien als gefrorene „Rinder-Vorderviertel“ etikettierte Waren verkauft worden, die tatsächlich nur aus Pferdefleisch bestanden. Darüber hätten sich die europäischen Lebensmittelbehörden vergangenen Freitag informiert. Die Auswertung erfasst nur die Produkte, die grenzüberschreitend vermarktet wurden. Die Zahl der Betrugsfälle werde durch national vertriebene Produkte wohl noch erhöht. Mit Informationen von DPA