Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Reise
Icon Pfeil nach unten

Als Mozart eine Nase drehen wollte

Reise

Als Mozart eine Nase drehen wollte

    • |
    • |
    Düstere Gedanken: In dieser Szene aus dem Musical „Mozart!“ im Raimund Theater trauert der Musiker (Odeo Kuipers) im Stephansdom um Vater Leopold, von dem er sich nicht geliebt und verstanden fühlte. Links neben ihm verkörpert Ilja Hollweg Mozarts Genie, das den Komponisten zeitlebens wie ein Schatten verfolgte.
    Düstere Gedanken: In dieser Szene aus dem Musical „Mozart!“ im Raimund Theater trauert der Musiker (Odeo Kuipers) im Stephansdom um Vater Leopold, von dem er sich nicht geliebt und verstanden fühlte. Links neben ihm verkörpert Ilja Hollweg Mozarts Genie, das den Komponisten zeitlebens wie ein Schatten verfolgte. Foto: Foto: VBW, Deen van Meer

    Frech, aufmüpfig, selbstbewusst. So muss er gewesen sein. „O, ich will dem erzbischof gewis eine Nase drehen, daß es eine freude seyn soll“, schrieb Mozart in einem Brief vom 4. April 1781. Er befand sich damals auf Geheiß seines Dienstherren, Hieronymus Graf Colloredo, Fürsterzbischof von Salzburg, in Wien. Kost und Logis im Deutschordenshaus unweit des Stephansdoms waren frei. Das lockte Mozart nicht. Er wäre lieber in München geblieben. Und mit dem Erzbischof nach Salzburg zurückkehren, wollte er schon gar nicht. Er hasste seine Geburtsstadt, wo er am 27. Januar 1756 auf die Welt kam und auf den Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft wurde, ebenso die Bevormundungen Colloredos.

    Wie die Geschichte endete, ist bekannt. Der Erzbischof ließ sich keine Nase drehen. Er hatte sie gestrichen voll. Jahrelang hatte er sich mit den Mozarts, mit Vater Leopold und vor allem mit Sohn Wolfgang Amadeus herumgeärgert, ihre langen Reisen durch Europa geduldet. Am 8. Juni 1781 entließ er Mozart aus seinen Diensten mit den Worten: „Scherr er sich weiter, wenn er mir nicht recht dienen will.

    “ Angeblich soll dies auch durch einen Fußtritt in den Allerwertesten geschehen sein, den jedoch nicht der Erzbischof selbst, sondern sein Oberstküchenmeister Graf Arco ausgeführt haben soll.

    Mozart war frei und blieb in Wien, in der Stadt, wo er bereits als sechsjähriges Wunderkind im Spiegelsaal von Schloss Schönbrunn sowie vier Jahre später in der Wiener Hofburg vor Kaiserin Maria Theresia spielte. Doch dann, nach seinem von ihm provozierten Rauswurf, war er als 25-Jähriger auf sich selbst gestellt. Bereits im Mai 1781, als Colloredo wieder gen Salzburg zog, hatte er sich kurzerhand ein „hüpsches Zimmer“ zur Untermiete genommen, schrieb er seinem entsetzten Vater.

    Wie diese Geschichte endete, ist ebenso bekannt. Die Bleibe befand sich in der Wohnung Cäcilie Webers im zweiten Stock des Hauses „Zum Auge Gottes“ (Milchgasse 1/Tuchlauben 6). Es war allerdings Cäcilie, die mit ganz bestimmten Absichten ihr Auge erneut auf Mozart warf. Sie kannten sich seit 1777, als Mozart in Mannheim weilte. Nun wollte sie ihn wieder mit einer ihrer Töchter verkuppeln. Doch ganz ohne ihr Zutun verliebte sich Mozart in Constanze Weber, die er im August 1782 im Stephansdom heiratete – sehr zum Missfallen seines Vaters, von dem sich Mozart immer mehr entfremdete.

    Zwölf Mal ist das Musikgenie in der Donaumetropole umgezogen. Lange hat er es nirgendwo ausgehalten. Seit seiner Kindheit war Mozart auf Reisen. Nun „reiste“ er vor allem in seiner Wahlheimatstadt herum, lebte mal feudal, mal bescheiden, wenn die Haushaltskasse mal wieder nicht so gut bestückt war.

    Wer in Wien die Spuren von Mozarts Wohnungen suchen möchte, der wird an den jeweiligen Adressen meist vor Gedenktafeln stehen. Nur eines der Häuser, in denen Mozart lebte, steht noch. Reizvoll ist der Spaziergang, der je nach Laune mehrere Stunden dauern kann, allemal. Der Weg führt durch die kleinen Gassen, auf denen auch Mozart unterwegs war, durch das verwinkelte Wien, aber auch zu herrschaftlichen Plätzen sowie in Gegenden, die damals außerhalb des Zentrums lagen. Letztlich geht es um den Genius loci, um den Geist des Ortes, wo Mozarts berühmte Werke entstanden sind.

    Das Mozarthaus in der Domgasse 5 ist noch authentisch. In der repräsentativen Wohnung, heute ein Museum, lebte der Komponist von 1784 bis 1787, sein längster Aufenthalt an einem Ort. Er muss zu dieser Zeit keine finanziellen Sorgen gehabt haben. Die Miete betrug immerhin 450 Gulden, seine nächsten Unterkünfte waren weit günstiger. Zudem konnte er in dieser Wohnung gut komponieren. Dort entstanden bedeutende Werke, unter anderen seine Oper „Die Hochzeit des Figaro“, weshalb das Haus auch „Figaro-Haus“ genannt wird.

    Die Einnahmen reichten nicht auf Dauer. Die Mozarts zogen für einige Monate weg vom Zentrum weg in die Vorstadt, in den Bezirk Landstraße. Im Garten des Hauses in der Landstraßer Hauptstraße 75 hat er 1787 an der „Kleinen Nachtmusik“ gearbeitet. In der Alservorstadt (Währinger Straße 26) begann Mozart die Oper „Cosi fan tutte“, am Judenplatz 4 vollendete er sie. Ab Ende September 1790 bezog die Familie Mozart ihr letztes gemeinsames Domizil in der Rauhensteingasse 970, heute Nummer 8. Auch dieses Gebäude steht nicht mehr. Heute befindet sich an dieser Stelle das Kaufhaus „Steffl“.

    Und wieder erinnert dort eine Gedenktafel an ihn. Gut 14 Monate war die Wohnung, die 145 Quadratmeter groß gewesen sein soll, sein Zuhause, bis zu seinem Tod am 5. Dezember, also vor genau 224 Jahren. Er komponierte dort etwa die „Zauberflöte“ und arbeitete so lange er konnte am „Requiem“, von dem er dachte, er schreibe es für sich, so die Überlieferung.

    Nicht nur Gedenktafeln an Häusern, wo er lebte, oder die Orte, wo er Konzerte gab oder die Kruzifixkapelle des Stephansdoms, von wo er seinen letzten irdischen Weg antrat, erinnern in der Stadt an den Ausnahmekomponisten. Im Burggraben fand das 1896 von Viktor Tilger geschaffene Mozart-Denkmal seinen Platz. Der Mozart-Brunnen am Mozartplatz, den die Wiener gerne „Zauberflötenbrunnen nennen“, weil dort Tamino und Pamina dargestellt sind, wurde 1905 enthüllt. Ein Ort des Gedenkens ist jedoch bis heute unbekannt: die genaue Stelle seines Grabes auf dem St. Marxer Friedhof. Ein Denkmal fehlt jedoch nicht.

    Hinweis der Redaktion: Unsere Autoren reisen gelegentlich mit Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern und Tourismusunternehmen.

    Tipps zum Trip

    Information: In Wien direkt bei der Tourist-Info, Albertinaplatz/Maysedergasse (täglich von 9 bis 19 Uhr). Hotels & Info: Tel. 0043-1-24 555, Montag-Samstag 9–19 Uhr; E-Mail: info@ wien.info. Information im Internet: wien.info.de

    Wien zu Fuß: Es scheint, alle Wege führen durch Wien. Das Angebot ist vielseitig. Eine Auswahl, speziell zu Mozart: Stadtspaziergänge hat einen Rundgang zum Musical „Mozart!“ im Programm (www.wienguide.at). Vienna Walks& Talks führt unter dem Motto: „Zuckersüßes Wolferl – Renitenter Liederling“ (www.vienna. walks.com). Gabriele Buchas bietet auch eine Mozart-Kinderführung (www.wiensehen.at).

    Unterkunft: Beliebt, fantasievoll ausgestattet und nahe des MuseumsQuartiers gelegen ist das 25hours-Hotel, Lerchenfelder Straße 1-3, (Doppelzimmerangebot ab 120 Euro). Info im Internet: www.25hours-hotel.com

    Unterhaltung: „Mozart!“ das Musical wurde nach seiner Uraufführung 1999 und dem weltweiten Erfolg wieder zurück nach Wien geholt, erneut unter der Regie von Harry Kupfer (Musik Sylvester Levay, Liedtexte Michael Kunze). In einer Neufassung ist es derzeit am Raimund Theater mit großartigen Darstellern und grandiosem Bühnenbild und altbekannten Liedern (und mit einem neuen Lied) mit Ohrwurmpotenzial zu erleben. Nicht die Musik Mozarts, sondern sein Leben steht im Mittelpunkt, in Szene gesetzt als „Drama des Erwachsenwerdens“. Internet: www.musicalvienna.at

    Wiener Küche: Nicht nur zum Besuch der Albertina ein Erlebnis: das Restaurant DO&CO im Gebäude des Kunstmuseums (www.doco. com). Urig, originell: „Petz im Gußhaus“ von Meisterkoch Christian Petz (www.gusshaus.at). Regional verwurzelt, aber nicht altbacken: die Labstelle mitten in der Stadt (www.labstelle.at).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden