Millionen Euro für nichts: In seinem Schwarzbuch 2011 hat der Bund der Steuerzahler die massive Verschwendung öffentlicher Gelder kritisiert. Ein Kapitel in der 39. Auflage ist der Stadt Würzburg gewidmet. Unter der Überschrift „'Würzburg integriert!' ein gewaltiger Flopp“ beschreiben die Steuerwächter den Fall um das im Frühjahr eingestellte E-Government. Mit der Einführung einer elektronischen Verwaltung wollte die damalige Oberbürgermeisterin Pia Beckmann (CSU) die Stadt Würzburg zusammen mit dem Bertelsmann-Dienstleister Arvato im Jahr 2007 zu einer deutschen Modellkommune machen.
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Bundesweit sorgte das auf zehn Jahre angelegte Pilotprojekt damals für Schlagzeilen, eine Kostenersparnis von 27 Millionen Euro hatten sich die Initiatoren erhofft. Schlüssel zum Erfolg sollte eine elektronische Datenvernetzung auf einer zentralen Plattform sein. Jeder Sachbearbeiter sollte unterschiedliche Bürgeranliegen in einem einheitlichen System bearbeiten. 75 Arbeitsplätze, so rechneten die Projektverantwortlichen vor, würden durch das neue Modell überflüssig werden.
Doch bereits im Frühjahr 2011 folgte das Aus für das ehrgeizige Projekt: Beckmanns Nachfolger, Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD), kritisierte das Vorhaben auf Nachfrage dieser Zeitung als „zu ambitioniert“ und „technisch zu komplex“. Bei einem Zwischenfazit sei herausgekommen, dass keine einzige Stelle überflüssig und die Zeiteinsparung marginal sei, sagte Rosenthal bereits im vergangenen Jahr: „Die Bilanz war ernüchternd.“ Professor Rainer Thome vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Uni Würzburg, in den Anfängen ein Wegbegleiter von „Würzburg integriert!“, sagte damals: Das Projekt sei im Rathaus nicht „mehr gewollt“. Im April 2011 kündigte Arvato die Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg auf.
Zu den Kosten, die das Projekt den Steuerzahler gekostet hat, machen die Verantwortlichen seitdem keine Angaben. Trotz mehrfacher Anfrage dieser Zeitung zur finanziellen Abwicklung des Geschäfts kam sowohl von Oberbürgermeister Rosenthal wie auch von den Arvato-Beteiligten nur eisiges Schweigen.
In seiner Stellungnahme schreibt deshalb auch der Steuerzahlerbund: „Wie viel Steuergelder für das mit viel Vorschusslorbeeren versehene Projekt schließlich ausgegeben wurde, wird wohl ein Geheimnis bleiben.“ Auf Nachfragen habe die Stadt nicht reagiert, weshalb die Wächter öffentlicher Gelder fragen: „Aus welchen Gründen wurde das Pilotprojekt gleichsam zur Geheimsache erklärt?“
Mit dem Eintrag ins Schwarzbuch 2011 konfrontiert, erwiderte am Rande einer Stadtratssitzung Würzburgs zuständiger Kommunalreferent Wolfgang Kleiner: „Die Stadt sieht sich mit einem nicht gerechtfertigten Vorwurf konfrontiert und hat deshalb die Anfrage des Steuerzahlerbundes nicht beantwortet.“ Sowohl Stadt als auch Arvato hätten „kein Interesse daran, Inhalte aus dem Vertragsverhältnis öffentlich darzustellen, das gerade einvernehmlich abgewickelt wird“. Laut Kleiner waren die Leistungen der Stadt an dem Projekt erfolgsabhängig: „Der Erfolg ist aber nicht eingetreten, deshalb war seitens der Stadt auch keine Vergütung fällig.“ Er beteuert: „Es sind keine Steuergelder in das Projekt geflossen.“