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WÜRZBURG: „Aktien sind wieder interessant“

WÜRZBURG

„Aktien sind wieder interessant“

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    Fragen rund ums Thema Geldanlage: Die Experten (von links) Steffen Hilpert, Guido Wengerter, Kai-Holger Luckhardt und Heinz Scheiner hatten viel zu tun.
    Fragen rund ums Thema Geldanlage: Die Experten (von links) Steffen Hilpert, Guido Wengerter, Kai-Holger Luckhardt und Heinz Scheiner hatten viel zu tun. Foto: Foto: MD

    Wohin mit dem Ersparten? Ist der Euro sicher? Die Schuldenkrise verunsichert viele Anleger – und die Zinsen sind niedrig wie nie zuvor. Wie also lässt sich mehr aus dem Geld machen? Experten vom Bundesverband deutscher Banken standen den Lesern dieser Zeitung in dieser Woche zum Thema Geldanlage zur Verfügung. Hier eine Auswahl der Fragen und Antworten.

    Ein Windkraftunternehmen bietet für seine Schuldverschreibungen einen Zins von sechs Prozent.

    Ist das eine sichere Anlage?

    Ein so hoher Zins hat seinen Grund. Erstklassige Schuldner wie der Bund müssen nur ein bis zwei Prozent Zins bieten, um sich Geld zu leihen. Einen hohen Zins muss dagegen zahlen, wer nicht erstklassige Bonität besitzt. Grundsätzlich gilt: Je höher der Zins, desto größer das Risiko. Geht ein Unternehmen Pleite, kann es seine Schulden nicht mehr zurückzahlen, dann sehen auch Anleger ihr Geld nicht mehr wieder, das sie in Schuldverschreibungen des Unternehmens angelegt haben. Das sollten Anleger bedenken.

    Ich habe gehört, dass Sparbücher ihren Wert verlieren sollen. Stimmt das?

    Angesichts der sehr niedrigen Zinsen verlieren Spareinlagen in der Tat real allmählich an Wert, wenn die Preissteigerungsrate höher ist als die Verzinsung. Bei einem Zins von beispielsweise einem Prozent und einer Inflationsrate von zwei Prozent erleiden Sparer einen Wertverlust von einem Prozent jährlich. Wer das vermeiden möchte, muss sich nach besser verzinslichen Anlagen umsehen.

    Ich möchte 50 000 Euro sicher anlegen. Soll ich Gold kaufen oder eine Immobilie?

    Gold als Beimischung zum Vermögen ist in Ordnung, beispielsweise mit etwa fünf Prozent. Aber nicht vergessen: Der Goldpreis schwankt stark, und Gold bringt keine regelmäßigen Zinsen. Auch Immobilien sind nicht unbedingt eine wertsichere Anlage. Insbesondere im ländlichen Bereich sind durchaus auch Preisrückgänge möglich. Auf der sicheren Seite sind Sie mit kurzfristigen Anlagen wie Festgeld oder Termingeld. Größere Beträge sollte man aufteilen und breit streuen. Nicht alles auf eine Karte setzen.

    Soll ich meine Lebensversicherung kündigen, weil uns der Euro demnächst um die Ohren fliegt und zusammenbricht?

    Nein, keine Panik. Der Euro ist eine stabile Währung. Eine Währungsreform, bei der Lebensversicherungen und Sparguthaben abgewertet werden, steht überhaupt nicht zur Debatte. Von einer vorschnellen Kündigung der Lebensversicherung rate ich dringend ab.

    Sind auch Tagesgeld- und Festgeldkonten bei Internetbanken einlagengesichert?

    Grundsätzlich schon, nach EU-Recht gilt ein gesetzlicher Einlagensicherungsschutz bis zu 100 000 Euro pro Bankkunde. Manche Institute gehören zudem dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an, der weit höhere Guthaben – bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank – pro Kunde schützt. Weitere Informationen zum Einlagensicherungsschutz gibt es unter www.bankenverband.de im Internet.

    Was halten Sie von Bundesschatzbriefen?

    Bundesschatzbriefe gelten wie andere Bundeswertpapiere nach wie vor als sehr sicher. Aber die Verzinsung ist nicht attraktiv. Sechsjährige Bundesschatzbriefe rentieren sich aktuell mit unter einem Prozent. Fragen Sie Ihre Bank nach besser verzinsten alternativen Angeboten.

    Welchen Zins kann ich bei einer sicheren Anlage für ein bis zwei Jahre bekommen?

    Derzeit bis zu etwa zwei Prozent. Viele Banken bieten neuen Kunden für Festgeld attraktive Angebote. Achten Sie aber auf „das Kleingedruckte“ wie Kündigungsfristen usw.

    Scheitert der Euro an Griechenland? Soll ich lieber mein Geld in Gold anlegen?

    Nein, Griechenland ist ein kleines Land. Die Stabilität des Euro ist durch Griechenland nicht in Gefahr. Der Euro ist gemessen an der Inflationsrate und an seinem Außenwert eine stabile, international anerkannte Währung – nach dem US-Dollar die zweitwichtigste Reservewährung der Welt.

    Bekommen wir demnächst eine große Inflation?

    In Deutschland ist die aktuelle Inflationsrate im Januar auf zwei Prozent gesunken. Und für die nächste Zeit ist die Inflationsgefahr gering. Längerfristig ist zwar eine steigende Inflationsrate zu erwarten, doch das ist kein Grund zur Panik. Eine große Inflation mit zweistelligen oder gar dreistelligen Inflationsraten ist nicht in Sicht.

    Ich bin 70 Jahre alt und habe etwa 100 000 Euro auf dem Konto. Wie kann ich mehr daraus machen, aber ohne Risiko?

    Legen Sie gestaffelt nach Laufzeiten auf Festgeldkonten an. In Deutschland schützt die gesetzliche Einlagensicherung die Guthaben von Bankkunden bis zu 100 000 Euro vollständig. Höhere Beträge sind in den meisten Fällen durch freiwillige Sicherungseinrichtungen der Kreditwirtschaft gesichert.

    Aus einer Erbschaft erhalte ich 500 000 Euro. Einen Teil sollen die Kinder bekommen. Wie lege ich die übrigen etwa 300 000 Euro an?

    Das hängt entscheidend von Ihren Anlagezielen und der persönlichen Risikoneigung ab. Ich empfehle Ihnen grundsätzlich eine breite Streuung. Sie könnten sich zum Beispiel ein Wertpapierdepot nach Ihren Vorstellungen aufbauen. Dabei sollten Sie neben verzinslichen Papieren auch an Aktien als Beimischung denken. Ein Teil des Geldes sollte außerdem liquide für unvorhergesehene Ausgaben gehalten werden. Das kann gut mit einem Tagesgeldkonto geschehen.

    Festverzinsliche Papiere und Bundeswertpapiere werfen kaum noch Zinsen ab. Gibt es Alternativen mit höheren Zinsen?

    Börsengehandelte Unternehmensanleihen bieten attraktive Renditen bei überschaubarem Risiko. Wichtig ist dabei aber die Auswahl. Zu achten ist auf bekannte, erfolgreiche Unternehmen – beispielsweise aus dem Automobil- oder Versorgerbereich.

    Sind Aktien wieder interessant?

    Ja, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Investition in Sachanlagen ist eine breit gestreute Aktienanlage langfristig interessant. Aktien sind Sachwerte, da sind Anleger direkt an Unternehmen beteiligt. Aber die starken Schwankungen an den Aktienmärkten werden im Jahr 2012 bestehen bleiben. Anleger benötigen für Aktien deshalb einen langen Atem.

    Ich bin 85 Jahre, habe Immobilienbesitz und 80 000 Euro Ersparnisse, davon 20 000 in Aktien, mit denen ich ganz zufrieden bin. Demnächst werden 40 000 Euro zur Neuanlage frei. Was raten Sie mir?

    In dieser Situation würde ich Sicherheit in den Vordergrund stellen. Zum Beispiel Spareinlagen oder möglicherweise auch Pfandbriefe. Dabei aber nur kürzere Laufzeiten.

    Ich habe neben verschiedenen sicheren Anlagen 60 000 Euro frei, die spekulativ und langfristig angelegt werden können. Was empfehlen Sie?

    Unter diesen Umständen ist beispielsweise an Aktien zu denken. Es gibt derzeit eine ganze Reihe von Qualitätsaktien mit attraktiven Dividenden. Auch unter den Investmentfonds gibt es interessante Anlagemöglichkeiten mit interessanten Renditechancen. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater darüber.

    Unser Offener Immobilienfonds wurde geschlossen, das heißt die Fondsgesellschaft nimmt keine Anteile mehr zurück. Sollen wir an der Börse die Anteile verkaufen?

    Nur im Notfall, denn ein Verkauf an der Börse ist in der Regel nur mit einem kräftigen Preisabschlag möglich. Besser scheint es abzuwarten, bis die Gesellschaft den Fonds „wieder öffnet“.

    Ich habe 20 000 Euro zur Anlage frei und möchte davon 5000 Euro in Aktien anlegen. Können Sie mir einen Tipp geben, welche Aktie ich kaufen soll?

    Bei diesem Betrag rate ich von einem direkten Aktienerwerb ab. Denn der Betrag ist zu niedrig, um eine breite Risikostreuung zu ermöglichen. Aufwand und Kosten ständen in keinem angemessenen Verhältnis zum Ertrag. Einzige Möglichkeit: Sie erwerben Aktienfonds, zum Beispiel auf den DAX, das sind die größten 30 deutschen Aktienunternehmen.

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