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TÜBINGEN/SEATTLE: Bill Gates investiert in Tübingen

TÜBINGEN/SEATTLE

Bill Gates investiert in Tübingen

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    Legt Geld in Deutschland an: Microsoft-Gründer Bill Gates investiert in die Tübinger Biotech-Firma Curevac. Sie stellt Impfstoffe insbesondere für die ärmsten Länder her.
    Legt Geld in Deutschland an: Microsoft-Gründer Bill Gates investiert in die Tübinger Biotech-Firma Curevac. Sie stellt Impfstoffe insbesondere für die ärmsten Länder her. Foto: Foto: Bernd von Jutrzenka, dpa

    Für Bill Gates sind es wohl „Peanuts“, für eine kleine Tübinger Firma eine entscheidende Stange Geld und für viele Leben in der Dritten Welt vielleicht die Rettung. Mit 46 Millionen Euro steigt der Microsoft-Gründer Gates in die Biotech-Firma Curevac ein. Vier Prozent am Kapital seien das, sagt Ingmar Hoerr, Geschäftsführer des Impfstoffherstellers. SAP-Mitgründer Dietmar Hopp hat schon 145 Millionen Euro investiert und will 21 Millionen drauflegen.

    Erst vor kurzem hatte das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ Gates' Vermögen mit 79,2 Milliarden Dollar (70,8 Milliarden Euro) angegeben. Dass der reichste Mann der Welt in Deutschland investiert, ist kein Einzelfall. Jüngst hatte US-Starinvestor Warren Buffett angekündigt, weitere Unternehmen hierzulande kaufen zu wollen. Über seine Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat der laut „Forbes“ drittreichste Mensch der Welt schon den Hamburger Händler für Motorradzubehör Detlev Louis übernommen.

    Aus Expertensicht sind die Dollarstärke und die Wettbewerbskraft deutscher Unternehmen für die Shoppinglust der Amerikaner ausschlaggebend. „Für US-Investoren sind die europäischen Unternehmen durch die Euro-Schwäche de facto 20 Prozent billiger geworden. Somit wird ein Kauf attraktiv“, erläutert Uwe Eilers von der Geneon Vermögensmanagement AG. „Deutsche Aktien sind im Vergleich zu US Aktien deutlich günstiger bewertet“, sagt auch Lothar Koch, Portfoliomanager der GSAM + Spee Asset Management AG. „US-Investoren können somit schon durch die starke Währung günstig einkaufen“.

    Der Leiter Portfoliomanagement bei der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen, Markus Steinbeis, sagt: „Deutsche Unternehmen zeichnen sich durch enorme Wettbewerbsfähigkeit aus. Viele sind exportabhängig und Marktführer in ihrem Bereich.“ Nun gebe es einen Paradigmenwechsel. Die Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank mit Niedrigzinsen wirke wie ein Turbo. Im Gegensatz zu deutschen Privatanlegern hätten Investoren wie Buffet das klar erkannt.

    „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, trotzdem kann sich da durchaus ein neuer Trend etablieren“, meint der Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement, Frank Wieser. „Die Zahl der möglichen Objekte ist allerdings eingeschränkt“, betont er. So gebe es viele attraktive Ziele, allerdings häufig in Familienhand und deswegen kaum erwerbbar.

    In Curevac fließen über die Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung nun umgerechnet 52 Millionen US-Dollar. Hoerr will eine Produktionsanlage bauen, um Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten wie das Durchfall auslösende Rotavirus zu entwickeln. Die Kooperation läuft schon bei ersten Programmen für Krankheiten, von denen überdurchschnittlich viele Menschen in den ärmsten Ländern der Welt betroffen sind.

    Gates selbst spricht von einer „großen Investitionen in die Zukunft“. Ihm geht es dabei auch darum, in seinem Feldzug gegen Infektionskrankheiten die sogenannten medizinisch angewandten Messenger-RNA zu fördern. Damit kann man neuartige Impfstoffe entwickeln. Und CureVac ist in diesem Bereich weltweit führend.

    Die Investitionssumme ist verglichen mit dem Vermögen der Stiftung von mehr als 40 Milliarden Dollar und den bisher vergebenen Fördergeldern von rund 33 Milliarden Dollar zwar klein – für Curevac natürlich aber auch ein großer PR-Coup. Curevac-Hauptgesellschafter Hopp hält auch einen Börsengang für denkbar.

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