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MÜNCHEN: Ex-Bankvorstand Gribkowsky verteidigt Kauf der Hypo Group Alpe Adria

MÜNCHEN

Ex-Bankvorstand Gribkowsky verteidigt Kauf der Hypo Group Alpe Adria

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    In München vor Gericht: Der ehemalige BayernLB Vorstand Gerhard Gribkowsky (Zweiter von links), der ehemalige BayernLB-Vorstand Michael Kemmer (Fünfter von links) und der frühere Chef der BayernLB, Werner Schmidt (rechts), mit ihren Anwälten.
    In München vor Gericht: Der ehemalige BayernLB Vorstand Gerhard Gribkowsky (Zweiter von links), der ehemalige BayernLB-Vorstand Michael Kemmer (Fünfter von links) und der frühere Chef der BayernLB, Werner Schmidt (rechts), mit ihren Anwälten. Foto: Foto: dpa

    Gerhard Gribkowsky ist das Lachen vergangen. Mit ernstem Blick wendet sich der einstige BayernLB-Vorstand an die Richter und Staatsanwälte, um ihnen seine Sicht der Dinge vom Milliardenflop mit der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) zu erklären. „Es ist schiefgegangen, keine Frage“, sagt er und rückt seine Brille zurecht. Zumindest in dem Punkt sind sich bei einem Schaden von 3,7 Milliarden Euro für die bayerischen Steuerzahler alle einig.

    Die Schuld dafür sieht der Banker aber in den Folgen der Finanzkrise und nicht bei sich oder den sechs anderen Ex-Vorständen der BayernLB, die neben ihm auf der Anklagebank im Münchner Landgericht sitzen. „Meine Kollegen und ich waren alle erfahrene Banker und Vorstände und nicht irgendwelche dummen Buben.“

    Nicht Druck oder eine demütigende Bemerkung aus dem CSU-kontrollierten Verwaltungsrat der Landesbank habe die Vorstände bei dem Kauf der HGAA im Jahr 2007 angetrieben, sondern der Ehrgeiz, die BayernLB in eine neue Dimension zu führen. „Die BayernLB verfügte zum damaligen Zeitpunkt über kein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell mehr“, liest Gribkowsky vor. Seine Rede hat der 55-Jährige sorgsam vorbereitet und in gedruckter Fassung stapelweise ins Landgericht München mitgebracht. Gribkowsky weiß, dass das bei Richtern und Staatsanwälten gut ankommt.

    Auch alle anderen angeklagten Ex-Vorstände der BayernLB haben eigenes Versagen beim Fehlkauf vehement abgestritten. Am zweiten Tag des Strafprozesses vor dem Landgericht München beteuerten fünf Angeklagte nacheinander ihre Unschuld.

    Gribkowskys letzter Prozess im Münchner Landgericht ist noch keine zwei Jahre her. 2012 wurde er wegen Bestechlichkeit verurteilt, weil er mehr als 40 Millionen Dollar von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat.

    Das Gerichtsverfahren machte den Mann mit dem komplizierten Namen zu einem der bekanntesten Banker in Deutschland. Mehr als 40 Tage lang schwieg Gribkowsky zu den Vorwürfen. Dass er am Ende doch noch ein Geständnis ablegte, half ihm beim Strafmaß nicht mehr viel: Achteinhalb Jahre Haft lautete das Urteil, das demnächst auch Ecclestone vor Gericht bringen wird. Wo Bestechlichkeit, da auch Bestechung, so die Argumentation der Anklage. Gribkowsky wird in dem Prozess gegen den Formel-1-Chef als Zeuge erneut eine Schlüsselrolle spielen.

    Im Münchner Landgericht kennt sich Gribkowsky gut aus. Diesmal geht es ihm besser als bei seinem Bestechlichkeitsprozess: Er wird nicht mehr in Handschellen ins Gericht geführt, sondern genießt als Freigänger mit neuem Job wieder ein kleines Stück von seinem alten Leben. Auf den gewohnten Luxus muss er aber verzichten: Sein gesamtes Vermögen von der Villa im noblen Grünwald bei München bis zu seiner Weinsammlung musste er als Entschädigung an die BayernLB abgeben. Sein Schlafplatz ist weiterhin in der Justizvollzugsanstalt.

    Doch noch anderes kam bei der Verhandlung am Montag zur Sprache: Im Vorstand der BayernLB soll die Zahlung einer Millionensumme an den inzwischen verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider beim Kauf der Hypo Alpe Adria für Unbehagen gesorgt haben. Allen sei damals klargewesen, dass diese Kröte geschluckt werden müsse, um die Zustimmung zu der Übernahme zu erhalten, so der ehemalige BayernLB-Chef Werner Schmidt bei einer Vernehmung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schmidt und drei weitere Ex-Vorstände Haider 2,5 Millionen Euro für das Klagenfurter Stadion gezahlt haben, damit er dem Verkauf der Hypo Alpe Adria zustimmt. „Dieses Thema empfanden alle als eklig“, so Schmidt in der Aussage.

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