Die Bemerkungen des Brose-Gesellschafters Michael Stoschek zum Krankenstand im Unternehmen sorgt weiter für Diskussionen. Stoschek sprach im Interview mit dieser Redaktion von angeblichen Krankheiten, von Mitarbeitern, die nicht wirklich krank seien und wiederholt am Freitag oder am Montag nicht zur Arbeit erscheinen würden. Zudem sei der Krankenstand bei dem fränkischen Automobilzulieferer „unangemessen hoch“.

Der unterfränkische Bezirksvorsitzende im Bayerischen Hausärzteverband und Beauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB), Dr. Christian Pfeiffer, bemerkt bei seinen Patienten kein absichtliches Krankmachen oder ein Vorgaukeln angeblicher Krankheiten. Auf Nachfrage erläutert der Mediziner aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg), montags kämen durchaus häufiger Patienten zu ihm in die Praxis, um sich krankschreiben zu lassen.
Das liege aber darin begründet, dass "sich über Samstag und Sonntag Krankheiten entwickeln können". Und die meisten gehen laut Pfeiffer nicht am Wochenende zum Bereitschaftsarzt, sondern am Montag zu ihrem Hausarzt. Von Blaumachen könne keine Rede sein.
Christian Pfeiffer über Patienten mit gleichen Symptomen
Auch der Vorwurf, dass am Freitag Berufstätige sich oft oder wiederholt sich krank melden, kann der Hausarzt „gar nicht nachvollziehen“. Krankschreibungen an diesem Tag seien auf keinen Fall übermäßig höher als an anderen Wochentagen, so Pfeiffer.
Der Mediziner macht noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: auf das „sehr unterschiedliche“ Krankheitsempfinden. "Bei zwei Patienten mit den gleichen Symptomen sagt der eine, dass er dennoch arbeiten möchte, der andere meint dagegen, er fühle sich so schlecht, er könne nicht zur Arbeit." Dieses unterschiedliche Empfinden wirke sich laut Christian Pfeiffer natürlich auch auf die Zeitdauer der Krankmeldung aus.
Hausarzt Pfeiffer: Druck am Arbeitsplatz wächst - und das macht krank
Generell bestätigt Pfeiffer, dass die Zahl psychischer Erkrankungen ansteigt. Das bemerkt der Mediziner auch bei seinen Patienten. Gründe dafür sieht er in der Arbeitsverdichtung, im hohen Druck am Arbeitsplatz, der ständigen Erreichbarkeit durch das Mobiltelefon.
Früher seien die Menschen in ihrer Firma alt geworden, jetzt gebe es eine hohe Fluktuation. Das belastet – und dies führe häufig zu Versagensängsten. Die Menschen fühlten sich schneller ausgebrannt, so Pfeiffer.

Indes sorgen die Äußerungen von Brose-Gesellschafter Michael Stoschek und die Kritik der IG Metall weiterhin für Diskussionen. Kritik erntet mittlerweile die Gewerkschaft selbst. Deren Standpunkte seien generell nicht nachvollziehbar und veraltet, schreiben Main-Post-Leser in ihren Online-Kommentaren. Die Gewerkschaft "hatte noch nie meine Sympathie, weil diese nur fordert und fordert und fordert", schreibt etwa ein Online-Leser.
Frotzeleien auf Twitter
Auf Twitter frotzelte ein Nutzer am Mittwoch: "Hey, ihr illoyalen Mitarbeiter von Brose. Macht doch nicht immer montags oder freitags krank. Nehmt den Dienstag, Mittwoch und den Donnerstag. Da habt ihr einen Tag länger frei und der loyale Stoschek entlässt euch nicht."
Vertreter der IG Metall in Schweinfurt und Bamberg hatten Stoscheks Worte mit Blick auf Krankmeldungen mancher Mitarbeiter als nicht mehr zeitgemäße Meinung und als "Unverschämtheit" bezeichnet. Die Brose-Zentrale in Coburg gab auch am Mittwoch trotz Nachfrage dieser Redaktion keine Stellungnahme zu den Folgen des Stoschek-Interviews ab.