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VEITSHÖCHHEIM: Neue Zeitrechnung am Zuckermarkt

VEITSHÖCHHEIM

Neue Zeitrechnung am Zuckermarkt

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    Zuckermarkt vor dem Umbruch: Die Zuckerrübe brachte den fränkischen Landwirten im Schnitt rund 100 Millionen Euro Erlös jährlich.
    Zuckermarkt vor dem Umbruch: Die Zuckerrübe brachte den fränkischen Landwirten im Schnitt rund 100 Millionen Euro Erlös jährlich. Foto: Foto: Fred zeller

    4000 Landwirte in den drei fränkischen Regierungsbezirken bauen Zuckerrüben an, mehrere hundert waren am Freitag zur Generalversammlung des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) in die Mainfrankensäle Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) gekommen. Trotz des Dürrejahres 2015 mit der schlechtesten Ernte seit vielen Jahren und der spürbaren Verunsicherung wegen der bevorstehenden Liberalisierung des europäischen Zuckermarktes war eine gewisse Zuversicht zu spüren. VFZ-Vorsitzender Jochen Fenner sprach von großen Chancen, Geschäftsführer Klaus Ziegler sieht das „Tal der Tränen“ überwunden. Auch die Gastreferenten verbreiteten Optimismus.

    Dem Rekordjahr 2014 folge eine Dürrejahr 2015 hat drastisch gezeigt, wie stark Erträge binnen eines Jahres schwanken können. Im Rekordjahr 2014 hatte man 86 Tonnen je Hektar vom Rübenacker geholt, ein Jahr später waren es gerade noch 56 Tonnen. Auch die Rübenpreise erreichten bei weitem nicht das Niveau früherer Jahre.

    „Aber ein Jahr ist kein Jahr“, sagte Verbandsgeschäftsführer Ziegler und erwähnte im gleichen Atemzug, dass sich die Zuckerrüben auf Frankens Fluren aktuell prächtig entwickeln – anders als wohl die meisten Menschen lieben sie den häufigen Wechsel von Sonne und Regen. Das Ende der europäischen Zuckermarktordnung ist eingeläutet Viel mehr als der schmerzhafte Ausrutscher bei Erntemenge und Markterlösen macht den Bauern der Umbruch am Zuckermarkt zu schaffen, das Ende der europäischen Zuckermarktordnung. Feste Produktionsquoten und Mindestpreise wird es bald nicht mehr geben. Zucker und Rüben stehen ab 2017 im Wettbewerb, Vorsitzender Fenner sprach von „einer neuen Zeitrechnung für den Rübenanbau“.

    Es steht viel auf dem Spiel, die Zuckerrübe brachte den fränkischen Landwirten im Schnitt rund 100 Millionen Euro Erlös jährlich. Um neue Stabilitätsanker festzulegen, haben sich seit dem Winter Vertreter von Verband und Südzucker-Konzern zu zahlreichen Diskussionsrunden und Anbauversammlungen getroffen. Es sei nicht einfach gewesen, ein neues System der Kontrahierung und Abrechnung auf den Weg zu bringen, sagte Vorsitzender Fenner.

    Herausgekommen sei „ein Kompromiss, der unter deutlich verschärften Rahmenbedingungen versucht, die Risiken angemessen zwischen den Partnern zu verteilen“.

    Dem Verband sei es gelungen, die Chancen seiner Mitglieder bei steigenden Zuckerpreisen vertraglich zu verankern. Jahr für Jahr sei nun einen Nachjustierung des Systems möglich, damit wird nach Fenners Worten die Wettbewerbsfähigkeit der Rübe gegenüber Konkurrenzfrüchten auf jeden Fall erhalten. Mittlerweile ist die Kontrahierung für den ersten Anbau unter neuen Rahmenbedingungen weitgehend abgeschlossen, so Fenner. Das Entgegenkommen der Südzucker-Konzernleitung ist darauf zurückzuführen, dass die ihre Fabriken, darunter die in Ochsenfurt, zuverlässig mit dem Rohstoff Rübe versorgt und auch ausgelastet wissen will. Das aber ist nur gewährleistet, wenn ausreichend Rüben angebaut und abgeliefert werden.

    Gastreferenten: Keine Angst vor dem Weltmarkt und dem Wettbewerb in der EU Wie werden sich der EU-Zuckermarkt und der Weltmarkt nach 2017 entwickeln? Henning Koch, Zuckerhändler der Hamburger Firma August Töpfer, gewährte einen ganz tiefen Einblick in das Geschehen weltweit. Sein Fazit lautet: Die Angst vor dem Weltmarkt ist völlig unberechtigt. Der Zuckerverbrauch wird weiter steigen, glaubt Koch und rechnet nicht damit, dass Appelle der „Gesundheitsapostel“ zum Verzicht fruchten werden. Andererseits sieht Koch nicht, welche Länder zusätzlich Zucker produzieren sollen.

    Thomas Kirchberg, Mitglied des Vorstands der Südzucker AG, sieht sein Unternehmen und die fränkischen Rübenbauern gut aufgestellt für den „Verdrängungswettbewerb“. Die Preise würden volatiler werden, und es werde zu einem Kampf um Marktanteile unter den europäischen Zuckereerzeugern kommen, so Kirchberg. Sein Unternehmen habe sich mit einem Programm zur Effizienzsteigerung seit Jahren auf den verschärften Wettbewerb eingestellt.

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