Damit sieht es für die Zukunft des Unternehmens mit zuletzt rund 8000 Kunden düster aus. Der seit Jahren wirtschaftlich angeschlagene Ford-Händler Jörg Saalmüller hatte Anfang April beim Amtsgericht Würzburg Insolvenzantrag für insgesamt vier Firmen stellen müssen.
Bereits zuvor waren Löhne nur noch teilweise, dann gar nicht mehr gezahlt worden. Das Unternehmen bekam nach Aussagen von Mitarbeitern keine Ersatzteile mehr, auch der Neuwagen-Verkauf stockte. Kunden wanderten zu anderen Händlern ab oder entschieden sich für eine andere Marke. Die IG-Metall hatte Strafanzeige wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gestellt.
Firmenchef Jörg Saalmüller hatte auf Anfrage dieser Zeitung im Frühjahr zugegeben, dass sich seine Firma in einer „sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation“ befindet und die Liquiditätssituation „angespannt“ ist. Inzwischen soll die Villa des Firmenchefs in edler Lage in Würzburg verkauft sein. Das Unternehmen hatte laut Bilanz 2007 Verbindlichkeiten von über zehn Millionen Euro, davon über acht Millionen bei Geldinstituten. Aufgrund der unklaren wirtschaftlichen Verhältnisse sahen sich die Prüfer damals „nicht in der Lage, ein Urteil abzugeben.“ Sie verweigerten dem Jahresabschluss die Bestätigung. Firmenchef Jörg Saalmüller muss dies 2008 bei Vorlage des Berichts bewusst gewesen sein, dass dem Unternehmen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit drohte. Dass er mit seinem Insolvenzantrag dennoch bis jetzt wartete, bringt ihn in Erklärungsnot.
Dennoch schien ein Neustart des kriselnden Unternehmens mit 29 der bisher 45 Mitarbeiter möglich. Zunächst spielten die Ford-Werke nicht mit, als zwei führende Saalmüller-Mitarbeiter den Betrieb übernehmen wollten. Und das Kaufinteresse des größten deutschen Ford-Händlers, der Schwabengarage in Stuttgart, nannte IG-Metall-Vertreter Walter Mann "ein Pseudoangebot". Doch dann wurden Verhandlungen mit dem Kitzinger Jens Bergmann (früher VW-Sessner) immer konkreter. Ein Neustart mit 29 Arbeitnehmern einschließlich vier Lehrlingen schien zum 15. August möglich.
Dann habe die Ford-Bank mit ihrer in letzter Minute nachgeschobenen Forderung "die Fortführung torpediert", sagt Gewerkschaftsvertreter Mann. Für ihn war eine solche Vorgehensweise "völlig neu. Das habe ich so noch nie erlebt." Die Bank hätte seiner Einschätzung nach bereits vor Jahren eingreifen können, als das Unternehmen unter Firmengründer Jörg Saalmüller in Schieflage geriet. Ende August (also vier Wochen nach der mündlichen Einigung) sei sie plötzlich mit der Forderung gekommen, der Erwerber müsse einen siebenstelligen Betrag zur Absicherung von Fahrzeugverkäufen hinterlegen.
Zuvor hatte eine andere Bank vom Erwerber Sicherheiten für den Grundstückskauf verlangt. Mann sprach von einem skrupellosen Geschäftsgebahren der hinter der Bank stehenden Firma Ford. "Die Fortführungsmöglichkeit wurde bewusst zerstört." Über die Gründe rätselt die Gewerkschaft noch. "Vielleicht wollten die den Bergmann verhindern?" spekulierte Mann in einer Pressekonferenz am Freitag.
Der Kitzinger hatte zuletzt bei VW-Sessner in Kitzingen trotz der Krise ganze Flotten von Fahrzeugen an den Kunden gebracht. Doch seine unkonventionellen Verkaufskonzepte sind in der Branche umstritten, wissen Insider. im vorigen Jahr trennten sich die Wege von Bergmann und VW. Nach den Worten des Betriebsrats-Vorsitzenden von Ford-Saalmüler, Dietmar Heil, ist nach Bergmanns Rückzug nun ein Neustart des Unternehmens "grundsätzlich in Frage gestellt." Bergmann war zuletzt der einzige Interessent, der mit dem Insolvenzverwalter verhandelt hatte.
Mangels Masse muss Insolvenzverwalter Frank Hanselmann den restlichen Arbeitnehmern nun wohl bald kündigen und bei Saalmüller zuschließen. Ganz so schwarz wollte er den Fall am Freitag nicht sehen. Die Werkstatt bleibe in den nächsten Wochen weiter für die Reparatur von Kunden-Autos offen, sagte er. Nach Informationen dieser Zeitung hat ein weiterer Bewerber sein Kaufinteresse an Salmüller noch nicht aufgegeben. Dem Vernehmen nach hat er sich in den vergangenen Tagen bei dem Unternehmen im Gewerbegebiet Ost in Würzburg umgesehen.
Insolvenzverwalter Hanselmann wollte sich über die Chancen weiterer Verkaufsverhandlungen oder die Person des Interessenten nicht äußern. Am Ende könnte die Befürchtung des IG-Metall-Bevollmächtigten Walter Mann Realität werden: "Die Automarke Ford verschwindet von der Landschaft der Stadt Würzburg." Die Firma Ford und die Ford-Bank wollten sich auf Anfrage nicht äußern.