Dieser Mann kennt weder Skrupel noch Grenzen: Nachdem er den französischen Telekommunikationsmarkt aufgemischt und seine Konkurrenten durch Billigpreise unter Druck gesetzt hat, setzt der französische Unternehmer Xavier Niel zum Sprung über den Atlantik an.
Mit einem überraschenden Angebot seines Billig-Telekomanbieters Iliad für den Kauf der US-Filiale der Deutschen Telekom, T-Mobile US, eröffnet er einen Bieter-Wettkampf mit dem amerikanischen Unternehmen Sprint, noch bevor dieses offiziell eingestiegen ist. Nach Bekanntwerden der Pläne stieg die Aktie von T-Mobile US sprunghaft an.
Niel bietet 15 Milliarden US-Dollar (11,2 Milliarden Euro) in bar oder 33 Dollar pro Aktie für einen Anteil von 56,6 Prozent. Medienberichten zufolge liegt die Offerte unter derjenigen, die Sprint unterbreiten wird. Niels großer Vorteil besteht allerdings in einem geringeren Risiko eines Einspruchs der US-Wettbewerbshüter.
„Bravo an Xavier Niel, der den Eroberer-Geist verkörpert, den wir brauchen“, applaudierte Fleur Pellerin, Frankreichs Staatssekretärin für Außenhandel und früher für digitale Wirtschaft. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als acht Milliarden Euro gehört der 46-Jährige zu den reichsten Franzosen, er ist gut in der Politik vernetzt und besitzt beträchtlichen Einfluss, seit er 2010 gemeinsam mit dem Mode- und Medienunternehmer Pierre Bergé und dem Investmentbanker Matthieu Pigasse die Tageszeitung „Le Monde“ übernahm und im Juni das linksliberale Wochenmagazin „Le Nouvel Observateur“.
Neuerdings interessiert sich das Aktionärstrio auch für den Pay-TV-Sender LCI. Der Autodidakt Niel gilt als ungewöhnliche Erscheinung in seinem Land: Anstatt eine renommierte Elitehochschule abzuschließen, gründete er früh sein erstes Unternehmen, versuchte sich mit dem Erotik-Onlinedienst „Minitel rose“, der ihm lange ein Schmuddel-Image, aber auch viel Geld einbrachte und baute konsequent sein Medienimperium aus. Nun pflegt er seinen Ruf mit der Beteiligung an einem Fonds zur Förderung von Start-ups und einer Bildungsstätte für kostenlose Programmierer-Ausbildung für junge Erwachsene.
Laut Medienberichten ist Iliad, das bisher nicht außerhalb Frankreichs aktiv war, an der Börse 16 Milliarden Dollar wert und zählt 13,7 Millionen Abonnenten – gegenüber rund 50 Millionen Kunden und einem Börsenwert von 24,8 Milliarden Dollar von T-Mobile US.