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WÜRZBURG: Susi weiß, was Frau braucht

WÜRZBURG

Susi weiß, was Frau braucht

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    Überzeugen die Jury mit Pin-up-Girl Susi (von links): Andreas Götz, Kristina Holz, Juliane Waßmuth und Anna-Lina Blank.
    Überzeugen die Jury mit Pin-up-Girl Susi (von links): Andreas Götz, Kristina Holz, Juliane Waßmuth und Anna-Lina Blank. Foto: Foto: Robert Emmerich

    Sie hat pechschwarzes Haar, ein weinrotes Kleidchen – kurz genug, dass die schwarzen Strapse herausblitzen können. Die Lippen rot, einen weiten, weiblichen Ausschnitt und Beine, soweit das Auge reicht. Susi ist ein Pin-up-Mädchen aus den Fünfzigern und hat ein Problem, das Frauen den Abend versauen kann: Susi hat eine Laufmasche in der Strumpfhose. Eine weitere Hiobsbotschaft: Susi ist leider nur gezeichnet.

    Abschlussveranstaltung des Würzburger Fünf-Euro-Business-Wettbewerbs. Die knapp 20 Studenten warten auf die Verkündigung, wer erster Sieger ist. Manche tippeln nervös, andere sind ganz gelassen. Sie ähneln einer Fußballmannschaft, die beim Elfmeterschießen machtlos ihren nächsten Schützen von der Mittellinie aus beobachtet.

    Markenaufbau um Susi

    „Ein großartiges Marketingkonzept“, sagt Juror Jürgen Haug-Peichl, stellvertretender Leiter der Multimedia-Redaktion dieser Zeitung und Teil der Jury, „multimedial gut aufgestellt und ein gnadenloser Markenaufbau herum um eine Comicfigur.“

    Kristina Holz reißt schon die Hände in die Höhe, kann sich ein kurzes Aufkreischen nicht verkneifen.

    Mit dem Nennen der Comicfigur war nämlich klar, wer den Wettbewerb gewonnen hat. Die Leinacherin Holz und ihre Kolleginnen Anna-Lina Blank aus Bielefeld und Juliane Waßmuth aus Battenberg/Hessen kämpfen mit den Tränen. Hahn im Korb Andreas Götz, gebürtiger Aschaffenburger, umschlingt grinsend seine Mädels.

    Die vier Studenten der Universität Würzburg – Götz und Holz studieren Wirtschaftswissenschaften, Blank und Waßmuth Psychologie – gewannen am Mittwoch den Unternehmensgründerwettbewerb. Die Idee von ihrem Strumpfhosen-Automaten überzeugte die Jury. Doch bei diesem Wettstreit des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (BBW) zählt nicht nur die Idee, sondern auch die Umsetzung.

    Mit einem Startkapital von fünf Euro, ein paar Infoveranstaltungen und Seminaren wurden die interessierten Studenten aller Studienrichtungen auf den Weg geschickt, sich ein Semester lang als Unternehmer zu versuchen. Beim achten Anlauf des Projekts in Würzburg kam dabei ein wahrer Blumenstrauß an Projekten zusammen: eine Tour mit geschichtlichen Hintergründen zur Universität. Eine Laptoptasche, die auch als Sitzkissen fungiert. Armbänder, deren Verschluss ein USB-Stick ist, oder Postkarten mit Motiven, abfotografiert von Uni-Klo-Innenwänden.

    Durchgesetzt hat sich aber Laufmaschen-Susi. Die vier Studenten rund um die burleske Strumpfhosenschönheit fanden über die nicht alltägliche Idee zusammen: „Wir kannten uns vorher eigentlich gar nicht“, so Andreas Götz. Am ersten Wettbewerbstermin im November letzten Jahres überzeugte Waßmuth die anderen von ihrer Eingebung zu einem Strumpfhosen-Automaten.

    Im Anschluss suchten die Vier fieberhaft nach einem geeigneten Gerät: „Eigentlich dachten wir an einen alten, stylischen aus den Fünfzigerjahren“, erklärt Götz, „die waren aber bei weitem zu teuer.“ Langsam nervös, stellte man sich breiter auf. Ein Online-Strumpfhosen-Shop zum Beispiel: „Schließlich verdient man ja nichts, wenn man nur am Damenklo verkauft“, so der 22-Jährige.

    Irgendwann kam dann die Idee zu „Susi-Events“. Durch Partys, bei denen die Werbefigur im Mittelpunkt steht, könne man die Marke bekanntmachen, Kundinnen gewinnen. Also mietete man sich Mitte Januar in eine Bar ein und feierte – samt Susi-gerechter Fünfzigerjahre-Modenschau.

    Wichtiger Wirtschaftspate

    Hier konnten die Gäste erstmals Strumpfhosen ziehen, aus einem schmalen, ausgedienten Kondomautomaten – neu gestrichen und mit Susi veredelt, versteht sich. Inhalt waren selbst zusammengepackte Strumpfhosen, die für zwei Euro an die Frau gebracht wurden, ganze 42 Stück am Abend.

    Wichtig, das betonen die Teammitglieder, war bei ihrem Projekt Wirtschaftspate Jens Gutermann. Der zugeloste Marketingberater nahm sich Zeit für die Studenten, gab der Idee eine professionelle Struktur, „und vor allem hat er uns bei unseren Spinnereien stets auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, erzählt Götz.

    Ob irgendwann wirklich Susi-Automaten in Kneipen, Restaurants und Diskotheken hängen, ist nach dem Erfolg beim Wettbewerb noch nicht entschieden: „Wir gönnen uns jetzt erstmal zwei Wochen Pause. Gerade die letzten drei Wochen haben doch geschlaucht“, sagt Götz. Das Preisgeld von 800 Euro wäre aber schon mal eine gute Basis für mehr.

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