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WÜRZBURG: Wenn das Geld aus dem Web kommt

WÜRZBURG

Wenn das Geld aus dem Web kommt

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    Die Ideen sprießen im Bastler- und Erfinderland Deutschland. An der Umsetzung scheitern allerdings gerade junge Unternehmen. Der Wille ist da, aber im Portemonnaie herrscht gähnende Leere. Seit wenigen Jahren soll Crowdfunding, zu deutsch Schwarmfinanzierung, Abhilfe schaffen.

    Was sich aus einer finanziellen Förderung entwickeln kann, sieht man anhand des interaktiven Kinderbuchs „Die Brille“. Die App für iPad und Android-Tablets, die sich an Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren richtet, haben das Unternehmen Gentle Troll Entertainment und der Illustrator Martin Armbruster von Luftlinie Produktion (beide Würzburg) entwickelt. Neben Lese- und Vorleseelementen können die Kinder durch verschiedene Aktionen die Geschichte auch optisch auf dem Tablet erleben.

    Geld auf Crowdfunding-Plattform gesammelt

    Für die Realisierung des Projekts haben die Initiatoren Geld über die Crowdfunding-Plattform Startnext gesammelt. 6000 Euro sind das Ziel gewesen, letztlich sind es sogar ein paar hundert Euro mehr geworden. 80 Prozent der 102 Unterstützer seien allerdings Bekannte und Verwandte gewesen, so Michel Wacker, Geschäftsführer von Gentle Troll Entertainment.

    Doch trotz erfolgreicher Realisierung des Projekts bremsen die Unternehmer den Enthusiasmus, den Crowdfunding auslösen mag. Es gebe eben auch Schattenseiten, so verlockend eine Finanzierung ohne Rückzahlung auch sein mag. Die Arbeit und Zeit, die man allein für diese Art der Finanzierung aufwenden muss, dürfe keinesfalls unterschätzt werden. Was eigentlich als Feierabendprogramm begann, nahm bald viel ihrer Arbeitszeit ein, mussten die Projektleiter der Kinderbuch-App schnell erkennen.

    Das betreffe vor allem das ganze Marketing sowie die Auswahl und Versendung von Dankeschön, welche die Investoren für ihre finanzielle Unterstützung erhalten, sind sich die Initiatoren der Kinderbuch-App einig. 2000 Stunden hätten beide Unternehmer bereits ohne Marketing für das Projekt aufgewendet.


    Video für Attraktivität der Kampagne

    Crowdfunding-Interessierte müssen auf jeden Fall ein Video drehen, um dem Projekt ein Gesicht zu geben, rät Wacker. Der Investor wolle schließlich wissen, mit was und vor allem mit wem er es zu tun hat. Dabei müsse das Geld für das Video zunächst vorgestreckt werden. Das alles gelte es in der Festlegung der Höhe des Finanzierungsziels zu berücksichtigen, raten Wacker und Illustrator Armbruster.

    Grob 40 000 Euro interne Kosten habe die App allein Gentle Troll Entertainment gekostet, sagt Wacker. Das Minus von geschätzt 34 000 Euro soll über die Einnahmen aus der App (2,99 Euro) kompensiert werden. Auf vielen dieser Plattformen herrscht das sogenannte „All-or-nothing“-Prinzip, so auch auf Startnext: Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, erhalten die Bittsteller nichts. Die Investoren müssen demnach auch nicht zahlen.

    Dann war die ganze Arbeit umsonst. Auf den vorfinanzierten Kosten bleiben die Betroffenen dann sitzen. Schön sei die Anteilnahme der Spender gewesen. „Sie fieberten richtig mit“, erinnert sich Armbruster. Das Crowdfunding-Projekt ist nun schon fast drei Jahre her. Damals stellte diese Art der Finanzierung noch Neuland für alle Beteiligten dar.

    Ältere Jahrgänge schrecken vor Anmeldung zurück

    Die Plattform sei noch relativ unbekannt gewesen, sagt Michel Wacker. Viele Befürworter der Aktion, gerade ältere Semester, seien vor einer Anmeldung zurückgeschreckt, fügt Martin Armbruster hinzu. Diese ist jedoch Voraussetzung für eine Spende. Seitdem hat sich die Plattform weiterentwickelt. Auch die Einstellung gegenüber Crowd-Finanzierung hat sich innerhalb der Bevölkerung gewandelt, weiß Wacker. Aus diesem Grund würden die Würzburger Unternehmer die Sache heute anders anpacken.

    Crowdfunding vielleicht, dann aber über die US-Plattform Kickstarter. „Ich würde dann gleich auf den englischsprachigen Markt abzielen“, erklärt Michel Wacker. Er spielt darauf an, dass dort das Konzept der Schwarmfinanzierung bekannter und außerdem anerkannter ist als hierzulande. Zumal Amerikaner auch mal eher einfach so auf Crowdfunding-Webseiten vorbeischauen, nur um zu sehen, was es Neues gebe. „Da sind Leute dabei, die einfach mal sagen, sie spenden fünf Euro“, erklärt Wacker.

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