„Made in Germany“, dieses Statement ist Lukas Weimann ganz wichtig. Genauso wie gelebte Nachhaltigkeit, die er im Gespräch immer wieder betont. Der 29-Jährige macht eine erstaunliche Karriere, die ihm bereits in die Wiege gelegt worden ist. Dies muss man miterzählen, um die Erfolgstory zu verstehen, die der junge Mann derzeit schreibt.
In einer Garage fing alles an
In einer Schweinfurter Garage haben seine Eltern, Ernst und Hiltrud Weimann, 1993 damit begonnen, sogenannte Hads zu produzieren – Multifunktionstücher, Schutz für Kopf, Mund und Hals vor Staub, Kälte oder zu starkem Sonnenschein. In wenigen Jahren wurde daraus ein Produkt in Millionenauflage, das in 32 Länder exportiert wurde.
Später kamen Socken hinzu, die ProFeet GmbH entstand, mit zuletzt über 100 Mitarbeitern. Krankheitsbedingt musste Ernst Weimann jedoch 2008 verkaufen, das Unternehmen wechselte mehrfach den Besitzer, bis in Schweinfurt zugesperrt wurde. Die Mitarbeiter standen auf der Straße.
Bereits zweimal angebaut
Für Lukas Weimann, der damals noch in München Betriebswirtschaftslehre studierte, war das nicht vertretbar und ein Signal zum Neuanfang. Begonnen hat es dann in Schweinfurt in seiner Wohnung mit Private Label Produktionen für andere Unternehmen.
Die Räume wurden schnell zu klein. Auf der Suche nach Erweiterungsmöglichkeiten stieß das Team auf das frühere Gebäude eines Bürogroßhandels im Schweinfurter Gewerbegebiet Hainig, wo auch die Eltern schon erfolgreich waren. Das Gebäude war zunächst viel zu groß, „da war Platz zum Fußballspielen“, erinnert sich Weimann. Das sollte sich jedoch schnell ändern. Inzwischen wurde bereits zweimal angebaut, aktuell ein hochmodernes Hochregallager.
Ausland ist keine Alternative
Auch wenn der Name P.A.C. englisch ist und für „Protective Accessory Company“ steht, ist für Lukas Weimann Heimat und Regionalität besonders wichtig. Die Alternative, Arbeitsplätze ins Ausland auszulagern, ist für ihn trotz höherer Zuschüsse nie ein Thema gewesen. Heimat im weitesten Sinne heißt für Weimann auch Schwäbische Alb. Dort werden die Tücher gestrickt und anschließend in Schweinfurt von Hand bedruckt, zugeschnitten, vernäht und versandt.
Für die Schwäbische Alb spricht, dass dort noch das Knowhow der deutschen Textilindustrie vorhanden ist und die Hersteller von Maschinen ihren Sitz haben, was für den schnellen Service wichtig ist, bei Reparaturen nur zu kurzen Stillständen führt.
P.A.C.-Produkte sind Produkte direkt auf der Haut, Multifunktionstücher und Socken. Und das für jede Jahreszeit. Die Tücher und Socken können kühlen oder wärmen, Feuchtigkeit absondern. Sie schützen vor UV-Strahlung. Dafür wird unterschiedliches Material eingesetzt, wobei Merinowolle momentan gefragt ist.
Qualität ist neben Heimat der zweite Schlüsselbegriff Weimanns. P.A.C. hat keine „gekauften Sportler“ unter Vertrag. Arbeitet jedoch mit namhaften Skiläufern oder Bergsteigern zusammen, die die Produkte testen.
Inzwischen steht nicht mehr allein der Sport im Zentrum. Socken und Tücher sind Modeprodukte, die man stylisch jederzeit trägt. Zum Beispiel knallbunte Socken mit grellen Aufdrucken wie Dollarnoten, Früchten oder Blumen, die selbst in Bankerkreisen zum dunklen Anzug angezogen werden.
Mit limitierten Produktionen nimmt auch LUF|SOX (die Fashion-Socken-Marke von P.A.C.) aktuelle Trends, wie beispielsweise den Einhorn-Hype auf. „Das lässt sich nur in Deutschland machen, weil es schnell gehen muss, eine Containersendung aus China zu viel Zeit kosten würde.“
Kurze Wege
Die kurzen Wege sind Weimann wichtig. Dabei versteht er Nachhaltigkeit nicht allein als ökologisches Anliegen. Genauso wichtig ist ihm eine soziale Einstellung. Bei den Mitarbeitern setzt er bewusst auf eine Mischung von Jung und Alt, auf Innovation und Erfahrung. Einen Teil der Produktion vergibt er an die Lebenshilfe, da ihm die Integration und Wertschätzung von körperlich benachteiligten Menschen am Herzen liegt. „Für jedes Paar der verkaufen LUF|SOX geht eines an Bedürftige, weil Socken nun mal nicht in der Kleiderspende zu finden sind.“
Katalog mit 200 Seiten
Der Katalog von P.A.C ist von einst zwei auf nun 200 Seiten mit über 500 Artikeln gewachsen. Mittlerweile liegen P.A.C.-Produkte sogar bei europäischen Schlüsselkunden in den Regalen und werden in 17 Länder exportiert.
Freuen kann sich Lukas Weimann auch, wenn er auf Geschäftsreisen unterwegs ist und in den größten asiatischen Läden seine Produkte „Made in Schweinfurt“ sieht. Selbst nach Asien exportiert die P.A.C. GmbH ihre Produkte. „In Länder, die selbst jede Menge Textilien exportieren, ist das eine Auszeichnung.“
Den jungen Unternehmer macht das zwar stolz, er bleibt jedoch bescheiden. Das Firmengebäude verrät nicht, was in seinem Inneren geschieht – ein Werbeschild gibt es nicht.
„Das lässt sich nur in Deutschland machen, weil es schnell gehen muss, eine Containersendung aus China zu viel Zeit kosten würde.“
Lukas Weimann