Einmal im Jahr wird in Güntersleben eine besondere Tradition gepflegt: Der Grenzgang, eine Wanderung entlang der Gemarkungsgrenzen der Gemeinde. Start der diesjährigen Grenzbegehung war an der alten Rimparer Straße, von dort ging es bei bestem Wetter durch Wald und Flur in Richtung Oberdürrbach, weiter durch den Edelmannswald bis zum Leitensee, der den Abschluss der Wanderung bildete.
Initiiert wird der Grenzgang von den Feldgeschworenen, eine der ältesten ehrenamtlichen und traditionsreichen Einrichtungen, die es in Bayern seit Jahrhunderten gibt. Ihnen obliegt es, die Gemeindegrenzen zu kontrollieren, dafür Sorge zu tragen, dass die Grenzsteine richtig sitzen und die Grenzkenntnis im Ort lebendig zu halten. Die alten Grenzlinien geben auch Zeugnis darüber, wie wichtig klare Besitzverhältnisse und Nachbarschaftsabkommen früher wie auch heute sind.
Ein Höhepunkt des Grenzganges war die "Stauchung", eine traditionelle Zeremonie, bei der zwei Personen symbolisch in das Amt bzw. in die Geheimnisse des Grenzverlaufs eingeweiht wurden. Dabei wurden sie - ganz im Sinne des alten Brauchtums - mit einem Augenzwinkern und viel Respekt körperlich "gestaucht". Dies geschieht entweder durch sanftes Drücken auf bestimmte Körperstellen oder durch Hochheben und Ablegen auf einen Grenzstein. Diese Tradition soll das Wissen um die Grenzverläufe weitergeben und die Verbundenheit mit der Heimat stärken.
So war der Grenzgang auch diesmal wieder eine gelungene Mischung aus Naturerlebnis, Gemeinschaft und gelebter Tradition - eine Wanderung nicht nur durch die Günterslebener Landschaft, sondern auch durch Zeit und Geschichte.

Dieser Artikel wurde nicht redaktionell bearbeitet.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden