Das Casablanca Kino und Kneipe hat seine Sonntags-Matinée in ein außergewöhnliches Erlebnis verwandelt. Noch bevor Mika Kaurismäkis Dokumentarfilm „Every Note You Play“ begann, verwandelte Gitarrist Max Koch die Bühne in ein Labor für Klänge. Allein mit E‑Gitarre, Effektboard und höchster Konzentration entwarf Koch eine Klangwelt zwischen Dröhnen und Flüstern. Seine Improvisation war kein beliebiges Vorspiel, sondern eine performative Übersetzung des Films, der folgen sollte. Koch, 1991 in Aschaffenburg geboren, hat sich über Blues, Soul, Punk und Doom-Metal zur freien Improvisation entwickelt, studierte an der Hochschule für Musik Würzburg und lebt heute in Köln. Seine Musik, so beschreibt er es selbst, „desorganisiert Formalismen und zerlegt sie in einen Zustand zeitlich geordneter Unruhe“. Genau das wurde an diesem Vormittag hörbar: Fragmente, Loops, abrupte Dynamikwechsel – eine Verdichtung, die den Film schon vorwegnahm. Im Anschluss zeigte Kaurismäkis Film, wie 16 Musiker:innen aus aller Welt drei Tage lang ohne Noten und Plan zueinanderfinden – darunter Oren Ambarchi, Shannon Barnett, Heiner Goebbels, Peter Evans oder Brìghde Chaimbeul. Der Film verzichtet auf Kommentar und inszenierte Spannungsbögen. Stattdessen entsteht ein meditatives, manchmal auch sperriges Beobachten eines kreativen Prozesses, in dem aus tastenden Klängen gemeinsame Musik wird. Gerade diese Doppelung – erst Koch live, dann Kaurismäkis Beobachtung der kollektiven Improvisation – machte die Matinee besonders. Das Casablanca hat damit nicht nur ein anspruchsvolles Filmformat geboten, sondern auch einen Erfahrungsraum, in dem Zuschauer:innen die Ästhetik des Films schon vorher gespürt haben.
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