Es ist dramatisch, wenn ein Mensch durch einen Schlaganfall oder ein Schädelhirntrauma nicht mehr sprechen oder laufen kann. Noch belastender können für Angehörige jedoch Wesensveränderungen aufgrund einer Hirnschädigung sein.
Diese können so gravierend auftreten, dass zuvor stabile Ehen auseinanderbrechen oder Familien überfordert sind. Über die Bedeutung dieser Problematik wurde bei einem Fachtreffen des Bundesnetzwerks „Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung“ (BNB-MeH) in Würzburg informiert.
Nach einer erworbenen Hirnschädigung gerät das Leben oft völlig aus dem Takt. Betroffene sind auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen. Die mit der Erkrankung einhergehende Verhaltensveränderung sorgt allerdings für schwere Belastungen auf dem gemeinsamen Weg. Dies legte während der am 22. und 23. Mai organisierten Tagung Wolfgang Kühne, Leitender Psychologe der Asklepios Klinik in Schaufling, dar.
Angehörige können die eigentümliche, beunruhigende Wesensänderung zunächst oft nicht einordnen. Der früher stets entschlossene Partner hat zum Beispiel plötzlich keinerlei Antrieb mehr. Ihnen muss bewusst gemacht werden, dass dies nicht Bequemlichkeit oder mangelnde Motivation ist. Es handelt sich auch nicht um ein psychologisches Problem, sondern hat organische Ursachen. Vor allem dann, wenn der Frontallappen des Gehirns verletzt ist, kann es zur sogenannten Organischen Persönlichkeitsstörung kommen. Typisch ist zudem, dass die Betroffenen ihr verändertes Verhalten kaum erkennen oder reflektieren können. Diese mangelnde Einsichtsfähigkeit kann alle Beteiligten in der Versorgungskette - auch Therapierende - vor immense Herausforderungen stellen.
“In Würzburg haben wir vielfältige Angebote”, sagt Beate Hechtle-Frieß, Psychologin im Zentrum für Aphasie und Schlaganfall. In anderen Regionen mangelt es an Einrichtungen und Anlaufstellen. Wo es kostenlose, fachlich qualifizierte Beratung gibt, ist auf der Homepage des Bundesnetzwerks aufgeführt: https://bnb-meh.de. Das Zentrum für Aphasie und Schlaganfall ist unter: https://aphasie-unterfranken.de und in der Kaiserstraße 31 in Würzburg zu finden.
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