Bereits in den letzten Wochen und Monaten wurden sie im Unterricht auf den Aufenthalt in Afrika eingestimmt. Für alle ist dies absolutes Neuland, sie wissen nicht, was auf sie zukommen wird. Deshalb heißt das Thema am Samstagnachmittag „Kultur und Kulturschock“. Diplom-Politologin Julia Pfinder lässt die Schüler spielerisch den Grundwortschatz der tansanischen Landessprache Kisuaheli üben. „Habari gani“ (Was gibt es Neues?) muss einer fragen und die anderen müssen antworten. Danach gibt es ein kleines Quiz, in dem typische Verhaltensweisen der afrikanischen Bevölkerung thematisiert werden. So werden Sitten und Gebräuche erklärt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit der Heimat verdeutlicht. Wie begrüßt man sich, wie lange kann man jemand warten lassen - Fragen, die sich auch in Deutschland stellen, die in Afrika aber andere Antworten haben.
In Kleingruppen geht es anschließend darum, was eigentlich Kultur ist. Der Leiter der Akademie Frankenwarte, Georg Rosenthal, erklärt seinen Zuhörern, dass Kultur in einer Diktatur anders funktioniert als in einer Demokratie. Erstaunen herrscht in der Gruppe, als einer der Teilnehmer den Begriff „Tiere“ der Kultur zuordnet. Doch schnell ist man sich klar, dass Tiere religionsbedingt in fremden Ländern eine kulturelle Funktion haben. Danach geht es um Vorurteile, und es zeigt sich, dass diese fast immer falsch sind.
Lebendig wird die Diskussion immer dann, wenn es um den Alltag in Afrika geht und um konkrete Lebenssituationen, auf die man sich einstellen muss. „Was gibt es denn dort zu essen und essen die auch mit Besteck?“, fragt einer der Schüler und es ist ihm anzumerken, dass er etwas besorgt ist. Eva-Maria Barklind-Schwander vom Partnerschaftsbüro der Stadt Würzburg gibt die Antworten. „Wer einmal eine erntefrische Ananas gegessen hat, wird zu Haue nie mehr eine aus der Dose essen wollen“, ermutigt sie die Jugendlichen.
Rebecca fragt, wie man sich denn bettelnden Kindern gegenüber verhalten soll. Soll man ihnen Geld geben, ihnen einen Kugelschreiber schenken? Nein, heißt die Antwort. Und man muss hartnäckig bleiben, darf sich nicht „weich klopfen“ lassen. Das Ganze wird dann auch gleich in einem Rollenspiel geübt. Man müsse es aushalten können, einfach nicht auf aufdringliche Verkäufer zu reagieren, bis diese verstanden haben, dass man ihnen nichts abkaufen wird. In vielen Gesichtern steht ungläubiges Staunen. Aber noch haben die neuen „Expeditionsteilnehmer“ ja einige Wochen Zeit, sich auf den Aufenthalt in einer Fremden Kultur einzustellen.
Die Schülerreise, die von der Akademie Frankenwarte gesteuert wird, findet im Rahmen eines entwicklungspolitischen Schüleraustausches statt, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit statt. Die Zellerauer Hauptschule ist bundesweit die einzige Hauptschule, die für das Austauschprojekt ausgewählt worden ist. In Mwanza werden die Schüler Sprachunterricht in Englisch und Kisuaheli erhalten und Praktika in einheimischen Betrieben absolvieren. Im Gegenzug soll in dem auf Nachhaltigkeit angelegten Projekt dann auch eine Schulklasse aus Mwanza nach Würzburg eingeladen werden.