Eigentlich sollte sich der internationale Architektur-Sommerworkshop des städtischen Baureferats in diesem Jahr mit dem Thema Bürgerbräu beschäftigen. Doch die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung musste in diesem Jahr mangels Beteiligung abgesagt werden.
Aber da das Kollektiv aus Würzburg und Helsinki bereits mit seiner Arbeit angefangen hatte, wurde der Entwurf auch fertiggestellt und am Montag im Rahmen eines Workshops präsentiert. Ausgangspunkt war, dass man am anderen Ende einer definierten Kulturachse, im Kulturspeicher, fertige Kunstwerke betrachten kann. Daher sollte am anderen Endpunkt eine Produktionsstätte für Kunst und Kultur entstehen.
Gleichzeitig wurde das Parken in der Zellerau als großes Problem erkannt, weshalb in die Pläne auch ein Park-and-Ride-Platz sowie Parken im Untergrund aufgenommen wurde.
Alte Bausubstanz erhalten
Damit in der Kulturfabrik auch ordentlich produziert werden kann, soll die alte Bausubstanz so weit möglich erhalten und soweit nötig mit neuen Bauten ergänzt werden. Vorgesehen sind mehrere Ateliers, Studios, Galerien sowie Theater.
Gegliedert wird das eigentliche Bürgerbräu-Areal durch drei große Parks – einen Kulturplatz auf der gegenüberliegenden Seite der Frankfurter, einen Marktplatz und einen Turmplatz bei der alten Mälzerei, deren Turm das Erkennungszeichen des Geländes sein soll.
Um diesen Turmplatz herum ist Wohnbebauung in verschiedenen Formen und Größenordnungen vorgesehen. An den Turmplatz schließt sich der „Central Park“ an, in den ein Kindergarten integriert ist. Darin schließt sich der Marktplatz an, um den herum verschiedene Geschäfte und ein Restaurant gruppiert sind. Ein Biergarten, ein Hostel, weitere gastronomische Angebote sowie ein kleines Kino sowie ein Fitness Center sind ebenfalls berücksichtigt. Schließlich sollte an der Stelle des alten AKW ein neues entstehen, wenn es nach den Architekturstudenten aus Würzburg und Helsinki geht. Die jungen Planer haben auch eine Open-Air-Bühne vorgesehen, auf die man bei größeren Veranstaltungen auch von einer Kulturterrasse aus (aus Richtung Bohlleitenweg) blicken kann. Zur Abrundung des Kulturangebots ist auch ein Open-Air-Theater im Entwurf enthalten.
Sektkellerei bleibt
An zentraler Stelle würde die bestehende Sektkellerei Höfer erhalten bleiben und sogar erweitert werden. Sie bekäme dann ein neben einem Restaurant zur Verkostung auch zusätzliche Verkaufsräume dazu.
Die jungen Architekten denken aber auch über das eigentliche Bürgerbräu-Gelände hinaus. Eine Biogartenanlage erstreckt sich vom Bohlleitenweg aus in Richtung Zeller Waldspitze. Hier könnten Obst und Gemüse angebaut werden, die dann auf dem Biomarktplatz in der Kulturfabrik verkauft werden könnten, so die Idee der Studenten. Neben dieser Gartenanlage könnte ein experimenteller Naturpark angelegt werden.
Die Studenten gehen in ihren Vorstellungen aber noch weiter. Sie machen zur Abrundung der Kulturfabrik sogar einen gedanklichen Sprung auf die andere Seite der Frankfurter Straße. Um einen „Kulturplatz“ würden ein neuer Straba-Haltepunkt, ein Lebensmittelgeschäft, ein Fahrradabstellplatz, ein Cafe und Büros angeordnet. Daneben wäre zwischen Frankfurter und Mainaustraße ein Gebiet für Studentenwohnungen denkbar. Eine Grünverbindung würde die Kulturfabrik dann praktisch an das Mainufer anbinden.
Reaktionen
Von ihrem Tutor Juhani Karanka bekamen die Studierenden für ihre Arbeit, für die sie zwei Wochen lang Tag und Nacht schufteten, ein Riesenkompliment. Auch der Marktheidenfelder Architekt Bernd Müller, der den städtischen Sommerworkshop betreut, geizte nicht mit Lob. Zwar sei das ein oder andere in den Gedankenspielen vorhandene Element unter wirtschaftlicher Betrachtungsweise wohl nicht realisierbar, meinte Müller. Jedoch sei es den jungen Kollegen gelungen, „Dinge miteinander zu verbinden, die heute nicht miteinander verbunden sind“, so der Architekt.
Wie Yvonne Beck vom Baureferat der Stadt Würzburg am Rande der Veranstaltung erklärte, soll der in diesem Jahr ausgefallene Sommerworkshop zum Thema Bürgerbräu-Gelände im nächsten Jahr nachgeholt werden.