Im November 1989 beschloss der Würzburger Stadtrat, das 52 000 Quadratmeter große frühere Bürgerbräu-Gelände an der Frankfurter Straße für neun Millionen Mark zu erwerben. 22 Jahre lang schleppte die Stadt das Areal wie einen Klotz am Bein mit sich herum. Investoren und Konzepte wurden gesucht, aber nie gefunden. Jetzt hat die Suche ein Ende. Eine Investorengruppe mit der auf dem Areal beheimateten Sektkellerei Höfer und dem Zeller Architekten Roland Breunig wird das Gelände erwerben. Am Mittwoch stimmte der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung dem Verkauf zu.
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Finanzreferent Christian Schuchardt am Donnerstag das Geschäft. Über den Kaufpreis machten beide Seiten – wie bei solchen Angelegenheiten üblich – keine Angaben.
„Wir wollen nicht abreißen, sondern erhalten.“ Roland Breunig Miteigentümer Bürgerbräu-Areal
Das Bürgerbräu-Gelände hat, nachdem es Eigentum der Stadt wurde, eine bewegte und unruhige Vergangenheit hinter sich: Ende der 1980er Jahre wurden Asylbewerber dort untergebracht, im Juli 1992 nahm das Autonome Kulturzentrum hier den Betrieb auf – bis zur Insolvenz 2009, 1995 eröffnete das Siebold-Museum in der ehemaligen Direktionsvilla. Auch soziale und kulturelle Einrichtungen fanden hier eine Heimat. Diverse potenzielle Investoren wurden seit 2001 vorstellig, doch zu einem Abschluss kam es nie. Was immer wieder angemahnt, aber nie erreicht wurde, war ein realisierbares Gesamtkonzept.
Das soll jetzt anders werden. Carsten Höfer sieht hier die Zukunft für seine Sektkellerei, die er weiter entwickeln möchte: „Die vorhandenen Gewölbekeller sind dafür wie geschaffen“, sagte er am Donnerstag. Das Gesamtareal soll instand gesetzt und erneuert werden: „Hier soll neues Leben entstehen“, so Höfer.
Sein Partner Roland Breunig wird mit seinen 20 Mitarbeitern nach Würzburg kommen und will auf dem Gelände sein Architekturbüro in ein „kreatives Dienstleistungszentrum“ beispielsweise mit Designern und Fotografen integrieren. Im ehemaligen Sudhaus, das im Eingangsbereich eine Art „Stimmungsbarometer“ darstelle, will Breunig kreativ-innovative Gastronomie einrichten. Nicht nur im Inneren des Sudhauses soll die alte Bausubstanz so weit es geht erhalten werden. Auch auf der Gesamtfläche soll laut Breunig der bestehende Charakter im wesentlichen beibehalten werden: „Wir wollen nicht abreißen, sondern erhalten“, so seine Devise.
In den Händen der Stadt bleiben das Siebold-Museum mit den Grünanlagen und der lange Trakt mit dem Theater Ensemble, den Künstlerateliers und der Gemeinschaft St. Egidio. Dafür wurde laut Schuchardt ein über 20 Jahre laufender Mietvertrag abgeschlossen. Die Sporthalle, die überwiegend für den Basketballsport genutzt wird, gehört hingegen den neuen Eigentümern und soll künftig auch dem Schulsport zur Verfügung stehen.
Auch wenn er sich über den Preis, den die Stadt für das Bürgerbräu-Gelände erlöst, ausschweigt, ist Stadtkämmerer Christian Schuchardt erleichtert. Mehrere Millionen Euro hätte die Stadt andernfalls nämlich in den nächsten Jahren dafür aufbringen müssen, um die derzeitige Bausubstanz zu erhalten.