Josef Schäfer gehört zu den Bürgermeistern, die die Geschicke in ihrem Ort entscheidend geprägt haben: Seit 2002 stand er insgesamt 17 Jahre als ehrenamtliches Ortsoberhaupt an der Spitze der nur 1300 Einwohner großen Gemeinde Geroldshausen. Bei einer Feierstunde in der Sporthalle wurde er von vielen Bürgern, Weggefährten und Personen des öffentlichen Lebens verabschiedet. Sein Amt hatte Schäfer bereits zum 1. April aufgrund gesundheitlicher Probleme abgegeben.
Geroldshausen und Moos hätten sich in dieser Zeit zu attraktiven Wohnorten entwickelt, stellte Landrat Eberhard Nuß in seiner Laudatio fest. Die Gemeinde habe sich "in vielen Belangen äußerst positiv" entwickelt und sei "vorbildlich" aufgestellt. Entscheidend für die Zukunft des ländlichen Raums sei es, "Familien für ein Leben auf dem Land zu begeistern". Umso wichtiger seien die "harten Standortfaktoren" von Kindergarten über eine wohnortnahe Schule, Verkehrsanbindung und Einkaufsmöglichkeiten bis hin zur ärztlichen Versorgung. Doch ohne Menschen, die in den Vereinen, Verbänden und Kirchen ehrenamtlich das Schicksal ihrer Gemeinde in die Hände nehmen, gehe es ebenfalls nicht. Sie zu unterstützen und zu fördern, sei eine wichtige Aufgabe des Bürgermeisters.
Für umstrittene Sporthalle eingesetzt
Dass Schäfer dies gelungen ist, war etwa daran zu erkennen, dass die Feier in der heute vielseitig genutzten Sporthalle des Sportvereins stattfinden konnte. Ihr Bau war umstritten. Schäfer gehörte zu den Befürwortern. Auch durfte er sich außer über den Frauenchor über Einlagen des über 20 Stimmen starken Männerchors freuen, eine kulturelle Institution, die es in den meisten Orten nicht mehr gibt. In die Amtszeit Schäfers fallen außerdem der Ausbau der Radwege, der Bau der großen Solaranlage bei Moos, die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße oder zuletzt der Baubeginn des Bauhofs. Insgesamt leitete er etwa 180 Sitzungen des Gemeinderats
"Geroldshausen hat sich in vielen Belangen äußerst positiv entwickelt."
Eberhard Nuß, Landrat
Wie aus den Grußworten hervorging, war der gelernte Verwaltungsangestellte beim Landratsamt Main-Tauber als Bürgermeister vor allem für die vorgesetzten Behörden ein nicht immer bequemer Partner, der auch unkonventionelle Wege im Interesse des Ortes nicht scheute. Schäfer zeigte sich stets als besorgtes Ortsoberhaupt. So passierte kein Nachtfaschingszug die Hauptstraße, ohne dass er dem munteren Treiben nicht mit strengem, aber wohlwollendem Blick von den Rathausstufen aus gefolgt wäre.
Zerreißprobe in der Flüchtlingsfrage
An den Nerven gezehrt haben dürfte auch die Diskussion um die Unterbringung von 100 Flüchtlingen im Winter 2015, womit sich viele der Einwohner überfordert fühlten und sich deshalb dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit ausgesetzt sahen. Die Gräben, die das Thema im Ort gerissen hatte, sind inzwischen wieder geschlossen. Dem vom Bürgermeister unterstützten ehrenamtlichen Engagement ist es zu verdanken, dass viele Neuankömmlinge in der Gemeinde integriert werden konnten.
Gelungen ist dem Bürgermeister, der sich nur bei der ersten Wahl 2002 als Kandidat der Geroldshäuser Liste einem Gegenkandidaten stellen musste, auch, dass der Ort nach außen weiterhin als Einheit auftritt: In Geroldshausen gibt es keine politischen Parteien, sondern nur Bürgerlisten, die sich der Sacharbeit verschrieben haben.
Zum Altbürgermeister ernannt
In Josef Schäfers Sinn will auch sein Nachfolger Gunther Erhardt die Geschicke von Geroldshausen und Moos. In Anerkennung seiner Leistungen überreichte er Schäfer die Ehrenurkunde zur Ernennung zum Altbürgermeister.
