Würzburgs vermutlich bekanntester Theatermacher, die Redaktion einer kritischen Kulturzeitschrift und ein großer Unterstützer der Kulturszene – das sind die neuesten Träger der städtischen Kulturmedaillen, die Oberbürgermeister Christian Schuchardt im voll besetzten Ratssaal überreichte.
Die Kulturmedaillen werden an Menschen verliehen, die sich durch gesellschaftliches Engagement und ehrenamtlichen Einsatz um das kulturelle Leben verdient gemacht haben. Seit 1995 habe man mehr als 60 Kulturmedaillen vergeben, in diesem Jahr "an drei echte Hochkaräter", betonte der OB in seiner Rede. Kultur sei nicht nur ein wichtiger Standortfaktor für das Image der Stadt: "Sie ist auch das, was unsere Stadtgesellschaft im innersten Kern prägt und zusammenhält."
Grandseigneur der Würzburger Theaterszene
Eine Kulturmedaille bekam Rainer Binz. Er war Schauspieler, Regisseur und Intendant in einem, als er 1983 das Theater Chambinzky gründete. Das war zu einer Zeit, als der damalige Kulturreferent Josef Voll freie Bühnen für überflüssig hielt, weil es ja das Stadttheater gab, erzählte Binz in seiner Dankesrede. Volls aktueller Nachfolger Achim Könneke nannte den streitbaren 65-Jährigen, der mit Stadtrat und Verwaltung viele Kämpfe ausgefochten hat, den "Alterspräsidenten" der Kulturszene, der das größte Würzburger Privattheater zu einer festen Größe entwickelt habe. Schuchardt setzte mit "Grandseigneur der Würzburger Theaterszene" noch eins drauf.
"Bequem und leise warst du nur privat", sagte der neue Chambinzky-Chef Czaba Beke in der Laudatio über seinen Mentor. Binz selbst betonte, dass für ihn immer der Respekt des Gegenübers zur Diskussions und zur Streitkultur gehört hat. "Was in der heutigen Zeit an Polemik und Beleidigungen im Internet kursiert, hat mit Streitkultur nichts zu tun", betonte der 65-Jährige. Er verabschiedete sich mit ungewöhnlich versöhnlichen Tönen: "Ein solches Stadtparlament wie heute hätte ich mir vor 40 Jahren auch schon gewünscht."
Wichtig in der heutigen Medienlandschaft
Einen nicht minder wichtigen Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Diskurs liefert seit 15 Jahren und mit inzwischen 147 Ausgaben die Zeitschrift "Nummer". Könneke würdigte die unabhängige und kritische Berichterstattung des Redaktionsteams mit Angelika Summa, Wolf Dietrich Weisbach und Achim Schollenberger: "So etwas ist in der heutigen Medienlandschaft nötiger denn je."
Die Laudatio auf den Medaillen-Träger Nummer-Redaktion hielt Thomas Neumann, der die Kulturzeitschrift als "Periodikum, das das kulturelle Leben in Würzburg seit 2004 mitgeprägt hat" bezeichnete. "Die Nummer ist kritisch, die Texte beziehen Position und sie mahnt mit ihrem philosophischen Programm das eigene Denken des Lesers an", so Neumann. Das Ganze erfolgt komplett ehrenamtlich, wie Chefredakteurin Angelika Summa betonte: "Keiner von uns hat damit jemals auch nur einen Cent verdient."
Ein Glücksfall für die Kulturszene
Die dritte Kulturmedaille bekam einer, der die Würzburger Kultur- und Musikszene seit vielen Jahren unterstützt und fördert: Peter Grethler hat in seiner Zeit bei der Distelhäuser Brauerei dafür gesorgt, dass das mittelständische Unternehmen sich vor allem durch Kulturförderung einen Namen gemacht hat – zum Beispiel beim Umsonst & Draussen-Festival, beim Stramu oder als Sponsor für den "Preis für junge Kultur". Laudator Joachim Schulz sprach von einem absoluten Glücksfall. Die Kulturszene profitiere weiterhin von der von Grethler ins Leben gerufenen Förderung. Inzwischen engagiert sich Grethler, vom OB "liebevoller Wirbelwind der Kulturszene" genannt, im Umsonst & Draussen-Verein, als Vorstand des Central Programmkinos und im Förderverein Posthalle. "Ich sehe diese Kulturmedaille als Stellvertreter-Preis für ganz viele Menschen", bedankte sich Grethler.