Dorfchronist und Hobby-Historiker Hermann Leicht hat sich auf die Spurensuche des bekannten fränkischen Bildhauers Josef Gerngras, einen Sohn des Besengaus, gemacht, der vor 125 Jahren im Bastheimer Anwesen Spielgasse 14 das Licht der Welt erblickt hatte.
Vater und Großvater waren Landwirte und Büttner, also Küfer oder Fassmacher, gewesen. Schon von Kindesbeinen an schnitzte er für sein Leben gerne. Dank des damaligen Ortspfarrers Georg Kömm, der das Talent des Jungen erkannt hatte, konnte Josef Gerngras das Gymnasium bei den Augustinern in Münnerstadt besuchen und dort im Internat wohnen. Der Ortsgeistliche und seine Mutter waren es dann, die ihm die Aufnahme in die Bischofsheimer Holzschnitzschule ermöglichten und die er dann als Musterschüler mit Auszeichnung abschloss.
Nicht einfach für den jungen Mann waren die folgenden Jahre, als er erst als Steinbildhauer in Norddeutschland eine "Staublunge" bekam, dann im Ersten Weltkrieg an die Westfront geschickt, dort verschüttet, aber letztlich gerettet wurde und nach Kriegsende in Würzburg als Werkmeister in einer Möbelfabrik arbeitete. Nach Konkurs des Unternehmens kehrte er in die Rhöner Heimat zurück und heiratete 1920 Anna Müller, die aus Wechterswinkel stammte.
Meisterprüfung erfolgreich abgelegt
Ein Jahr später ging er mit seiner jungen Frau nach Würzburg zurück, richtete in seinem Haus seine Werkstatt ein und legte 1922 die Meisterprüfung erfolgreich ab. Im Nationalsozialismus gingen die Aufträge zurück. Er erhielt fast nur noch kirchliche Aufträge. Mühsam war der Wiederbeginn nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Trotz einer durch einen Schlaganfall gelähmten linken Hand schnitzte er weiter. Am 10. Januar 1959 verstarb er dann nach einem Herzinfarkt.
Zahlreiche seiner Werke schmücken noch heute Gotteshäuser – vorwiegend in Unterfranken. Dabei handelt es sich um geschnitzte Heiligenfiguren, um Kreuze, um Darstellungen aus der Bibel, um Kriegerdenkmäler, Kreuzwege, Tabernakel und Kruzifixe, Kerzenleuchter und Krippenfiguren. Natürlich stammt auch das Grabmal seiner Eltern Benedikt und Emilie Gerngras in Bastheim aus seiner Hand. Die Arbeiten von Josef Gerngras – im Volksmund auch „Herrgottschnitzer“ genannt – sind bis nach Mainz, Potsdam und sogar nach Slowenien gekommen.
Hermann Leicht ist die vielen Kirchen angefahren und hat mit den Fotoaufnahmen einen eindrucksvollen Bildband geschaffen, der das Lebenswerk des Bildhauers nachzeichnet und eine wertvolle Sammlung seiner Arbeiten darstellt.
Der Bildband mit dem Titel „Josef Gerngras – Ein fränkischer Bildhauer“ und mit seinen 110 Seiten kann bei Hermann Leicht in Bastheim käuflich erworben werden.