Prominente Unterstützung für die Kandidaten der Grünen im Wahlkampf: Zum zweiten Mal innerhalb von acht Monaten hat Robert Habeck am Samstagvormittag mehr als tausend Menschen auf den Würzburger Marktplatz gelockt. Der Bundesvorsitzende der Grünen hob dabei die Bedeutung von OB- und Stadtratswahlen hervor: "Die Kommunalwahl gilt immer als kleine Wahl, aber das ist sie nicht. Sie ist das Herz der Demokratie", betonte der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.
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Sein Auftritt im Sonnenschein vor zahlreichen Parteikollegen und Sympathisanten am Unteren Markt dürfte dem 50-Jährigen mehr Vergnügen bereitet haben als sein Gespräch mit 500 Landwirten am Vorabend in Aschaffenburg. Umrahmt wurde er auf der Bühne von knapp 40 Frauen und Männern, die sich für die Würzburger Grünen um Stadtratsmandate bewerben. "Die wollen alle auf's Foto", sagte Habeck, nachdem er beim Betreten der Bühne erst einmal den Mantel abgelegt und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt hatte.
Der Parteivorsitzende hat kommunalpolitische Erfahrung: 2008 wurde er Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag von Schleswig-Flensburg. Er weiß also, wovon er spricht, wenn er sagt: "Wer in der Kommunalpolitik Verantwortung übernimmt, kann wenig gewinnen, muss aber viel geben." Anders als ein Bundespolitiker, der nach seiner Wahlkampfrede weiter zum nächsten Termin fährt, könnten Stadt- und Kreisräte ihren Wählern nämlich nicht aus dem Weg gehen: "Die erwischen sie beim Bäcker oder auf dem Sportplatz. Das ist das Beste, was eine Demokratie leisten kann."
Dazu kommt, dass viele politischen Entscheidungen auf Bundes- und Länderebene vor Ort in den Städten und Gemeinden in die Tat umgesetzt werden: "Wie die Städte gedacht, gelebt und gebaut werden, das entscheidet nicht Berlin oder München. Die Umsetzung all der großen Reden, die wir in den Parlamenten und in den Talkshows halten, findet in den Kommunen statt."
Bei Energie und Verkehr umdenken
Die Wahl am 15. März sei eine Chance, aus den Fehlern und Entscheidungen der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen: "Denkt um und macht Würzburg zu einer grünen und lebenswerten Stadt", forderte Habeck sein Publikum auf. Wie das funktionieren soll, erklärten er und zuvor auch OB-Kandidat Martin Heilig und der Landtagsabgeordnete Patrick Friedl, bei denen vor allem die Verkehrswende im Mittelpunkt stand.

Robert Habeck sprach von einer "Notwendigkeit des Umdenkens" und meinte damit neben der Energieversorgung ebenfalls in erster Linie den Verkehr. Dass Städte seit Jahrzehnten autofreundlich geplant wurden, sei zu einem ökologischen Problem geworden: "Dieses Denken müssen wir Schritt für Schritt rückabwickeln. Das bedeutet nicht weniger Lebensqualität, sondern eine andere und bessere", so der Grünen-Vorsitzende weiter.
Bei der Finanzierung der aus Sicht der Grünen notwendigen Veränderungen sieht er in erster Linie den Bund in der Verantwortung. Um Umwelt und Klima zu schützen, müsse in den kommenden zehn Jahren eine Infrastruktur aufgebaut werden, "die das Zusammenleben gut macht, ohne die Natur zu zerstören. Das Geld dafür muss vom Bund kommen und in den Kommunen richtig eingesetzt werden", betonte Habeck, der nach seiner halbstündigen Rede auch noch Fragen aus dem Publikum beantwortete, ehe er sich auf den Weg zum nächsten Termin in Dinkelsbühl machte.
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