Im Beisein von Familie, Freunden sowie politischer Prominenz wurde nach über dreijähriger Sanierung das Röttinger Julius-Echter-Stift bei einer Einweihungsandacht in der Stiftskirche von Pfarrer Gerhard Hanft eingeweiht. In seiner Begrüßung ließ Besitzer Andreas Rippberger zunächst die letzten acht Jahre Revue passieren und erinnerte an die Anfangs-Skepsis seiner Frau zur Sanierung des Anwesens. Von Herzen kam sein Dankeschön für die außergewöhnliche Unterstützung durch die Röttinger Verwaltung.
Mut und Ausdauer der Eigentümer
Röttingens ehemaliger Bürgermeister Martin Umscheid bedankte sich für den Mut und die Ausdauer der neuen Eigentümer, bei der Umsetzung ihrer Vision. Bürgermeister Hermann Gabel zeigte sich sehr erfreut, dass in einem der markantesten Gebäude Röttingens nun neues Leben einzieht und eine teilweise öffentliche Nutzung erfolgt. Landrat Thomas Eberth gefiel es sehr, dass hier Steuergelder sinnvoll eingesetzt wurden und anhand dieses „Leuchtturmprojekts“ Zeitzeugen der Geschichte erhalten bleiben.
Die Geschichte des Röttinger Julius-Echter-Stifts führt bis ins Mittelalter zurück. Im Jahr 1415 wurde es anlässlich einer Stiftung des Truchsess von Baldersheim erwähnt. 1613 beschloss Fürstbischof Julius Echter, das Spital in seiner heutigen Form von Grund auf neu bauen zu lassen. Erst im Mai 2007 endete seine Geschichte als Spital und Altenheim, als es die Stadt Röttingen erwarb. Über die anschließende Nutzung hatte es viele Überlegungen gegeben. Meist scheiterte es an einer Finanzierung.
Ein Liebhaberobjekt
Nach jahrelangen Verhandlungen hat im Dezember 2015 das Ehepaar Andreas und Patricia Rippberger das ehrwürdige Anwesen inklusive der Stiftskirche und der angrenzenden Stadtmühle erworben. Lange hat der 55-jährige Betriebswirt an einem Nutzungskonzept gearbeitet – war ihm doch klar, dass dieses Objekt ein reines Liebhaberobjekt sein würde.
Auch in der Röttinger Bevölkerung fand das neue Investorenehepaar mit seinen zwei erwachsenen Kindern große Zustimmung. Röttingen sei eine Perle im Taubertal, die kaum einer kenne, da sie noch nicht richtig herausgeputzt sei – mit diesen Worten begründete Andreas Rippberger, der seit 2000 Dozent und Projektleiter der St. Galler Business School sowie seit 2003 Direktor Consulting der Management Academy St. Gallen ist, vom ersten Tag an sein Engagement im Taubertalstädtchen.
Zu den mehreren Millionen teuren Sanierungsarbeiten zählte der Umbau des Obergeschosses zur privaten Nutzung. Daneben soll das Stift wieder teilweise öffentlich genutzt werden können. Das Erdgeschoss soll mit seinem großzügigen Julius-Echter-Zimmer künftig, zusammen mit der Kirche für Ausstellungen künstlerischer und kultureller Art und kleiner Feste genutzt werden.
Kulturelle Veranstaltungen in der Stiftskirche
Seminare, Musik- und Kulturveranstaltungen können zudem im Erdgeschoss stattfinden. Die Stiftskirche will der neue Eigentümer als sakralen Raum erhalten, aber durch kulturelle Veranstaltungen stärker beleben als bisher. Motiviert wurden die Rippbergers durch die Behörden, die die Sanierung und den Umbau- sowie die Nutzungspläne von Beginn an sehr positiv aufgenommen haben und durch die Städtebauförderung unterstützten.

Außer der Farbe hat sich die Außenfassade des Renaissancebaus kaum verändert, nur zusätzliche Dachgauben wurden erstellt. Die Stadtmühle blieb während dieser Zeit außen vor und soll erst in einem weiteren Bauabschnitt restauriert werden.
Aufgaben sind verteilt
Die kommenden geschäftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben hat das Paar aufgeteilt: Patricia Rippberger, die selbst künstlerisch tätig ist, kümmert sich dabei überwiegend um die Themen Kunst und Kultur. Der Unternehmensberater wird weiterhin viel bei seinen Kunden im In- und Ausland unterwegs sein, plant aber auch, diese ins Taubertal zu holen, um hier zu arbeiten.
Ein Hauptanliegen von Rippberger und seinem langjährigen Geschäftsfreund Manfred Wittenstein (Wittenstein SE in Harthausen), der erst im Dezember 2019 in Röttingen den Fränkischen Hof erworben hat, ist, hier ein Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien aufzubauen: "In Röttingen sollen Tagungen und Seminare stattfinden, die einen gesellschaftlichen Wertbeitrag auch über die Region hinaus leisten. Wir wollen dabei Röttingen und die Region beleben und ins Gespräch bringen." Beide zeigten sich sehr zuversichtlich, dass ihnen dies auch gelingen wird.