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Röttingen: Das Röttinger Stadtarchiv: ein Haus der Geschichte

Röttingen

Das Röttinger Stadtarchiv: ein Haus der Geschichte

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    Stadtarchivar Georg Menig mit der ältesten Röttinger Stadtansicht, einem Kupferstich von Daniel Meisner, 1620.
    Stadtarchivar Georg Menig mit der ältesten Röttinger Stadtansicht, einem Kupferstich von Daniel Meisner, 1620. Foto: Ulrich Wagner

    Das traditionsreiche Röttingen mit seinem historischen Mauerring verfügt über ein hochwertiges Archiv. Seit 2018 wird dieses zusammen mit den Archiven der Gemeinden Strüth und Aufstetten von dem Historiker Georg Menig, einem ausgewiesenen Fachmann, betreut. Die archivischen Kernaufgaben, nämlich Übernahme des von der Verwaltung nicht mehr benötigten Schriftgutes, dessen Bewertung mit anschließender dauernder Archivierung und seiner inhaltlichen Erschließung, werden in einem Archivverbund mit Ochsenfurt und Gaukönigshofen wahrgenommen.

    Die städtischen Archivbestände unterteilen sich in Urkunden, Akten und Amtsbücher. Röttinger Pergament- und Papierurkunden sind in sogenannte Kopialbücher - Bände mit Abschriften - eingelegt oder eingebunden. Pergament, mit Kalk bearbeitete und geglättete Tierhaut, ist ein idealer Beschreibstoff, es ist besonders haltbar und brennt im Gegensatz zum Papier kaum.

    Protokolleinträge ab 1404

    Zahlreiche Urkunden zur Stadtgeschichte sind auch im Staatsarchiv Würzburg archiviert. Unter den Amtsbüchern liegen ein Ratsbuch, unter anderem mit Protokolleinträgen ab 1404 bis 1715, ein Gerichtsbuch sowie Rechnungsbücher von 1721 bis 1830. Letztere werden bis heute als Kämmereirechnungen weiter geführt. Zur kommunalen Verwaltung geben Akten aus dem 19. und 20. Jahrhundert Auskunft.

    Der Amtmann Johann Schäfer meldet dem Gerichtsherrn Graf Johann von Hohenlohe, dass Schafe und Getreide gestohlen worden seien, der Dieb festgenommen wurde und verhört wird.
    Der Amtmann Johann Schäfer meldet dem Gerichtsherrn Graf Johann von Hohenlohe, dass Schafe und Getreide gestohlen worden seien, der Dieb festgenommen wurde und verhört wird. Foto: Ulrich Wagner

    Im Sammlungsbestand sticht eine Bildersammlung, darunter farbige Feldpostkarten aus dem 1. Weltkrieg, hervor. Historische Pläne zeigen die seit dem Mittelalter wachsende Stadtanlage und ihre Fluren. Beindruckend ist das mit 14 Türmen und hohen Mauern befestigte Stadtbild bei Matthäus Merian aus dem Jahr 1648.

    Als exklusiver Kupferstich ist der Röttinger Urkataster von 1825 zu erwähnen, in dem jedes Haus, jedes Stadttor und jeder Garten präzise eingezeichnet sind. 1858 hatte die Stadt 307 Häuser und drei Mühlen. Sie zählte 1355 Einwohner, die vor allem von Landwirtschaft, Weinbau, Viehzucht und Handwerk lebten. Nachlässe von Privatpersonen und eine Handbibliothek ergänzen die Bestände.

    Wechselvolle Geschichte Röttingens erlebbar

    Besonders interessant sind die Familienunterlagen des Ingenieurs Joseph Kuhnmünch, der 1880 in seiner Röttinger Fabrik bis zu 20 Personen zum Bau von Mühlenteilen und Zentrifugalmaschinen beschäftigte. Aus der Zeit des Nationalsozialismus hat sich eine der seltenen Bilderfolgen der Gaupropaganda erhalten, in der Röttinger Motive aus der Zeit um 1943 dargestellt sind.

    Insgesamt spiegelt sich in diesem gut bestückten Kommunalarchiv die wechselvolle Geschichte einer fränkischen Kleinstadt und ihrer eingemeindeten Ortsteile anschaulich wider. Für den interessierten Bürger, der sich beispielsweise für Familienforschung interessiert, ist eine Einsicht nach Voranmeldung jederzeit möglich. Abgaben von Privatpersonen, insbesondere Bildersammlungen mit Bezug auf die Stadt, sind erwünscht.

    Text: Ulrich Wagner

    Der Autor war langjähriger Leiter des Würzburger Stadtarchivs

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