Die Zeit hat ein Gespür für die Ewigkeit. Das zeigen zwei Bilder des Würzburger Künstlers Josef Scheuplein in der Kapelle des Hauptfriedhofs gerade durch ihr hohes Maß an Zeitgebundenheit: Die hochformatigen Werke mit dem guten Hirten (in der Technik Holzbrennerei) und Christophorus (Steinmosaik) sehen aus wie Musterbeispiele einer gemäßigten Klassischen Moderne.
Wer heute als Trauergast in dem Saal steht und weiß, dass er zur nächsten Generation gehört, die hier verabschiedet wird – den erinnern die zwei Scheupleins ganz sicher an die Illustrationen seiner Schulbibel und an die Ausstattung der – damals noch brandneuen – Kirchenbauten der Wiederaufbauzeit. So wird selbst der kirchenfernste Gotteshausbesucher mit seinem eigenen Kinderglauben konfrontiert wie mit einem Gruß aus der Ewigkeit.
Elisabeth Scheuplein-Bellmann, eine der vier Töchter des vielseitigen Gestalters, stiftete die Werke der Stadt Würzburg als Betreiberin des Hauptfriedhofs. Dort hätten sie eine bessere Raumwirkung. Zwischen ihren eigenen vier Wänden habe man ja gar keinen richtigen Abstand zum Betrachten der Bildnisse gehabt, erzählt Scheuplein-Bellmann.

1916 in Würzburg geboren und 1998 auch hier verstorben, assistierte Scheuplein schon als Jugendlicher bei seiner Grafiker-Ausbildung im Atelier des Neusachlichen Carl Grossberg und studierte anschließend unter anderem bei Heiner Dikreiter. Prägend soll für ihn auch die Begegnung mit dem Spätimpressionisten Karl Walther gewesen sein. Die starken Konturenlinien auf den beiden Werken in der Friedhofskapelle erklären sich also weniger aus einem expressionistischen Erbe als aus der gewählten künstlerischen Technik.
Josef Scheuplein war auch ein gefragter Illustrator. So arbeitete er etwa für die Main-Post. Im Rathaus hängt sein Porträt des Oberbürgermeisters Klaus Zeitler. Auch das ein Gruß aus der Ewigkeit?