Vor zwanzig Jahren wurde das von Bildhauer Thomas Reuter aus Winterhausen geschaffene "Denkmal der Versöhnung" am Wilhelm-Schwinn-Platz offiziell eingeweiht, seitdem ist es immer weiter gewachsen. Am Donnerstag hat Reuter zwischen Rudolf-Alexander-Schröder-Haus und Stephanskirche die inzwischen 20. Mosaikplatte verlegt: "Versöhnung in unserer Stadt" steht darauf in rot und gelb, den Farben des Stadtwappens, geschrieben.
Das Denkmal besteht aus einem "Aufmarsch der Blöcke" und einer aus dem Boden wachsenden Blüte, die Thomas Reuter aus Steinblöcken hergestellt hat, die vor rund 80 Jahren ursprünglich für Bauten der Nationalsozialisten vorgesehen waren. Dazu kommen die zwanzig in den Boden eingelassenen Mosaiksteine, auf denen das Wort "Versöhnung" in 14 verschiedenen Sprachen und unterschiedlichen Zusammenhängen zu lesen ist – auch die "Versöhnung mit der Natur" kommt vor.
Idee der Nagelkreuz-Initiative
Bei der Verlegung des neuesten Mosaiksteins am sonnigen Montagnachmittag, musikalisch umrahmt von einem Bläser-Trio der Dekanatsmusikschule, wurde der Platz noch ein bisschen bunter: Schülerinnen und Schüler der Mönchberg Grund- und Mittelschule verschönerten das Denkmal mit bunten Kreiden in allen Farben des Regenbogens. "Denkmale und Worte können die Welt nicht verändern. Wenn ich aber sehe, wie die Kinder hier malen und die Sonne scheint, dann denke ich mir, es könnte doch etwas passieren", sagte Reuter.
Ursprüngliche Idee der Nagelkreuz-Initiative, die das Denkmal vor zwanzig Jahren mit finanzieller Unterstützung der Stadt sowie der katholischen, evangelisch-lutherischen und evangelisch-methodistischen Kirchen in Auftrag gegeben hat, war "die Versöhnung mit den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs", erläuterte der Künstler.
Thema immer wieder diskutieren

Durch immer neue Schriftplatten solle der Platz lebendig gehalten, Menschen zusammengeführt und das Thema immer wieder neu diskutiert werden. Es sei aktueller denn je: Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine "sehe ich im Moment aber nur noch ganz wenig Bereitschaft zur Versöhnung", betonte Reuter.
Am 16. März, dem Gedenktag des verheerenden Bombenangriffs auf Würzburg in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, hatte die Stadt das Nagelkreuz und die Versöhnungsstatue von der Nagelkreuzinitiative übernommen und damit ein Versöhnungsjahr mit zahlreichen Veranstaltungen eingeleitet, das jetzt durch die Verlegung der neuen Schriftplatte am Wilhelm-Schwinn-Platz seinen Abschluss fand.
Die Platte trägt die Hoffnung weiter
"Wir legen das Versöhnungsjahr quasi in Stein", sagte Wolfgang Roth, Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat, als Vertreter der Stadt: "Die Platte trägt die Hoffnung auf Versöhnung vieler Menschen und Gruppierungen in Würzburg weiter, so auch den Wunsch, dass in unserer Stadt alle Menschen gut miteinander leben können."
Den kirchlichen Segen erhielt das Denkmal zum Abschluss der Zeremonie von der evangelischen Pfarrerin Susanne Wildfeuer und dem katholischen Pfarrer Gottfried Amendt, verbunden mit einer Mahnung: "Wir dürfen nicht aufhören, uns zu versöhnen. Unsere Welt hat es dringend nötig", sagte Pfarrerin Wildfeuer.