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Der Königssohn aus Würzburg

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Der Königssohn aus Würzburg

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    Luitpold, der als dritter Sohn König Ludwigs I. ursprünglich kaum Aussichten darauf hatte, einmal über Bayern zu herrschen, erhielt auf Anweisung seines Vaters zunächst eine militärische Ausbildung. Dies traf sich mit seinen Neigungen. Da er überdies große Eignung für den Soldatenberuf zeigte, machte er eine steile Karriere im bayerischen Heer. Seit der Niederlage gegen Preußen 1866 war er mit der Neuorganisierung des bayerischen Heers nach preußischem Muster befasst. Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 war er der bayerische Vertreter im Großen Hauptquartier.

    Am 10. Juni 1886, drei Tage vor dem bis heute nicht restlos aufgeklärten Tod seines Neffen, des als regierungsunfähig erklärten "Märchenkönigs" Ludwig II., kündigte er öffentlich seine Bereitschaft zur Übernahme der Regentschaft an. Am 14. Juni trat er diese dann im Namen von Ludwigs unheilbar geisteskrankem Bruder Otto an; am 28. Juni leistete er den Regentschaftseid.

    Misstrauische Blicke

    Er übernahm die Regentschaft zwar eigentlich wider Willen, seine Zustimmung dazu konnte aber, da er sich mit der Gesamtfamilie Wittelsbach vorher nicht umfassend verständigt hatte, so missverstanden werden, als hätte er den Herrschaftswechsel betrieben. Er wurde daher in der Öffentlichkeit zunächst eher misstrauisch betrachtet. Aus Gründen der Legitimität und damit sein Verhalten nicht wieder fehlgedeutet werde, lehnte er trotz finanzieller Nachteile für sich die Übernahme der Krone ab; dies erklärt den Titel, den er bis an sein Lebensende führte.

    Er erwarb sich ziemlich schnell durch sein leutseliges und gütiges Wesen, sein zugleich würdiges und anteilnehmendes Auftreten, seinen geradlinigen Charakter, sein mustergültiges Privatleben und sein Pflichtbewusstsein große Popularität. Seine sparsame Haushaltsführung stach wohltuend gegen die maßlose Verschuldung Ludwigs II. ab; man schätzte seine Liberalität im persönlichen Umgang, seine ungezwungene Volksnähe und seine Unterstützung der bildenden Künste. Nicht zuletzt als Jäger und Bergsteiger liebte ihn das Volk. Von Natur aus eher konservativ, politisch wenig versiert und in erheblichem Maß von seinen Beratern abhängig, die überwiegend bürgerlichen und militärischen Kreisen entstammten, führte er eine liberal-staatskonservative Politik gegen eine katholisch-patriotische, sich zuweilen demokratisch gerierende Opposition.

    Katholikentag verhindert

    Dass er den Katholikentag in München 1890 verhinderte, wurde ihm als Überschreitung seiner Kompetenzen angelastet.

    Obwohl er zuweilen hierbei auch bremsend wirkte, förderte er im Endergebnis doch Bayerns fortschreitende Integration in das Deutsche Reich. In seiner Regentschaftszeit wurden Bayerns Eisenbahn- und Telegrafennetz sowie insbesondere das Schul- und Bildungswesen großzügig ausgebaut. Sein Herrschertitel gab einer ganzen Epoche der bayerischen Geschichte den Namen "Prinzregentenzeit".

    Mit dem Namen und der Person des Prinzregenten verbinden sich in Würzburg außer der Luitpoldstraße und dem Luitpold-Krankenhaus auch die ursprünglich Luitpoldbrücke genannte Friedensbrücke, der Frankoniabrunnen vor der Residenz, der Kiliansbrunnen am Bahnhof und das Mainfränkische Museum, ursprünglich Luitpold-Museum. Das 1903 errichtete Luitpold-Denkmal am Bahnhof wurde 1943 demontiert und eingeschmolzen.

    Der Autor ist promovierter Histori- ker und wissenschaftlicher Mit- arbeiter des Stadtarchivs. Anläss- lich der 1300-Jahrfeier hat das Archiv eine mehrteilige Stadt- geschichte herausgebracht, deren ersten beiden Bände bereits vorlie- gen. In loser Folge veröffentlichen wir Auszüge.

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