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WÜRZBURG: Stadtgespräch zum Petrini-Bau: Moderner Bau oder Schandfleck?

WÜRZBURG

Stadtgespräch zum Petrini-Bau: Moderner Bau oder Schandfleck?

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    Davon unbeeindruckt verteidigte der städtische Projektleiter Wolfgang Fey die Marktplatz-Bebauung. Die Höhe des fünfgeschossigen „Forum“, ein häufiger Kritikpunkt in der öffentlichen Diskussion, sei nicht eine Frage des Preises, wehrte Fey Spekulationen um Zugeständnisse an den Bauherrn VR-Bank ab.

    Dass das Haus gegenüber dem dreigeschossigen Entwurf im städtebaulichen Wettbewerb von 1994 gewachsen ist, erklärte Architekt Frank Zumkeller: Mit einer Ausnahme seien alle Häuser am Marktplatz etwa gleich hoch. Den Architekten sei „ein feingefügtes Gebäude, das nicht provoziert“ gelungen, ein Bau, der in die Zeit wie in die Umgebung passe.

    „Ein Allerweltsbau ohne regionalen Charakter“, hielt Stadtrat Willi Dürrnagel, begleitet vom Applaus der Zuhörer, entgegen. Immerhin kann sich der Denkmalschützer, Petrini-Projektgegner der ersten Stunde, mittlerweile eine Bebauung am unteren Markt vorstellen – „aber nicht so.“ Das sei keine moderne Architektur. Gelungen sei hingegen beispielsweise das jüdische Zentrum in der Valentin-Becker-Straße. Stadtrat und Stadtbaurat hätten für diesen „Schandfleck“ das „Tafelsilber Marktplatz verscherbelt“, wurde Dürrnagel drastisch.

    Etwas moderater, aber nicht weniger kritisch formulierte es Stefan Kummer, Vorsitzender des Verschönerungsvereins: Die Baumasse sei zu groß, zu wuchtig, der Marktplatz „außer Maß geraten“, so seine Vorwürfe. Den Hinweis vom Moderator, MAIN-POST-Redakteur Andreas Jungbauer, das Landesamt für Denkmalpflege habe an der Planung nichts beanstandet, kommentierte der Professor lapidar: „Das Landesamt hat Würzburg längst abgeschrieben.“

    Aus dem Zuhörerkreis kam die Frage, warum der Verschönerungsverein gegen das Projekt nicht öffentlichen Widerstand oder ein Bürgerbegehren gestartet habe. Das erklärte Kummer mit zwei Lagern im Verein: eines für eine Bebauung, eines dagegen. Ehe man sich sondiert habe, sei die Entscheidung gefallen gewesen. Im übrigen müsse in puncto Widerstand nicht immer der Verschönerungsverein Vorreiter sein.

    Die Baupolitik in Würzburg sei „sehr hermetisch“, kritisierte Kummer: „Kluge Verwaltungen schalten die Bürger im Vorfeld ein.“ Dass viele Würzburger sich bei Neubauten schwer tun, erklärte er mit dem Trauma der Zerstörung am 16. März 1945 und Fehlern beim Wiederaufbau: „Deshalb kämpfen viele um das bisschen, was noch steht.“

    Trauma 16. März

    Für eine historisierende Bauweise zur „Wiedergewinnung architektonischer Identität“, plädierte in der Diskussion Alt-OB Klaus Zeitler. Diese Forderung stellte sich als problematisch heraus. An welchem historischen Vorbild hätten sich die Planer orientieren sollen? Schließlich stehen am Marktplatz einige Gebäude, die nicht gerade als architektonische Glanzstücke gelten.

    Am Ende des zweistündigen „Stadtgesprächs“ nahm jeder die wenig überraschende Erkenntnis mit nach Hause, dass Geschmäcker verschieden sind – und dass wenigstens der Bauherr ungeachtet aller Anfechtungen mit seinem Haus zufrieden ist. „Ich bin nach wie vor froh über die Entscheidung, dort zu bauen“, erklärte VR-Bankchef Rainer Wiederer.

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