Der neue Würzburger Ausländer- und Integrationsbeirat hat in der konstituierenden Sitzung seinen Vorstand gewählt. An der Spitze steht für weitere sechs Jahre Grünen-Stadtrat und Migrationsberater Antonino Pecoraro.
Der gebürtige Sizilianer freute sich über das Votum und sprach von einer „tollen Mannschaft“, mit der er sich um die Anliegen der in Würzburg lebenden ausländischen Mitbürger kümmern will. „Das ist ein sehr neugieriges und engagiertes Team“, sagte Pecoraro. Oberbürgermeister Georg Rosenthal versprach, dem Ausländerbeirat in seiner Arbeit zur Seite zu stehen.
Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde erneut FWG-Stadträtin Regine Samtleben (sie ist Österreicherin) gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder sind die Diplom-Pädagogin Cyana Pompeo-Schuster (Brasilien), Kinderärztin Ellen Mirotadze (Georgien) und Student Valentin Nyavo (Togo).
Am 22. Juni waren gut 9000 Würzburger mit ausländischem Pass aufgerufen, den seit 1994 bestehenden Beirat turnusgemäß für sechs Jahre zu wählen. 30 Kandidaten hatten sich auf zwei Listen um die 15 Sitze beworben. Die Wahlbeteiligung war mit 13,88 Prozent zwar doppelt so hoch wie beim letzten Mal – was aber hauptsächlich an der Briefwahl gelegen haben dürfte. Alle Wähler bekamen den Stimmzettel zugeschickt.
Insofern hätte die Beteiligung noch besser sein können. Das weiß auch Pecoraro: „Wir sind noch nicht hinreichend bekannt.“ Migranten wüssten zu wenig über den Ausländer- und Integrationsbeirat Bescheid. Und: „Viele glauben, dass wir sowieso nichts verändern können.“ Pecoraro ist allerdings überzeugt, dass allein die Wahl den Beirat stärker ins Bewusstsein der Ausländer gerückt hat. Nun gelte es in den kommenden sechs Jahren intensiv zu arbeiten.
Die gewählten Vertreter aus elf Nationen böten dafür beste Voraussetzungen: „Sie bilden ein breites Spektrum der Migranten-Gesellschaft ab, vom Arbeiter bis zum Akademiker, vom Flüchtling bis zum Studenten.“ Zufrieden ist Pecoraro auch mit dem Frauen-Anteil von einem Drittel der 15 Sitze.
Das Spektrum der Gewählten zeige, dass sich Migranten in Würzburg beruflich und von ihrer Herkunft gewandelt haben und „in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.“
Jüngstes Mitglied im neuen Ausländerbeirat ist die 18-jährige Auszubildende Elena Trisik, älteste Vertreterin ist Regine Samtleben (65). Waren in der letzten Periode noch mehr Gastarbeiter und Flüchtlinge im Gremium vertreten, so sind es nun deutlich mehr Akademiker.
Inhaltlich will der neue Beirat bestimmte Themen stärker und strukturierter angehen. Ein wichtiges ist die Frage von Schule und Ausbildung für Migrantenkinder sowie – als Dauerbrenner – der Kampf gegen Diskriminierung. Immer wieder wird die Geschäftsstelle des Ausländerbeirates mit Fällen konfrontiert. In der Jugendarbeit hofft Vorstandsmitglied Cyana Pompeo-Schuster auf eine weitere interkulturelle Öffnung der Verbände: „Angebote müssten so verändert werden, dass sich Migrantenkinder und Jugendliche mehr angesprochen fühlen.“ Vor sieben Jahren kam Pompeo-Schuster aus Brasilien nach Würzburg, studierte hier, heiratete – und blieb. Heute ist sie als pädagogische Mitarbeiterin im Stadtjugendring tätig.
Bei der konstituierenden Sitzung wurden die drei Arbeitskreise Kultur/Sport/Religion, Schule/Bildung und Soziales/Flüchtlinge eingerichtet. Die Arbeit gegen alltägliche Diskriminierung wird als Querschnittsaufgabe für den ganzen Ausländerbeirat gesehen. Geschäftsführerin Natali Gonzalez: „Viele haben sich mittlerweile an Diskriminierung gewöhnt und nehmen sie hin. Da sollten die Betroffenen wieder sensibler werden.“