Der Ausbruch des Bauernkrieges 1525, der Mainfranken und die Stadt Würzburg schwer in Mitleidenschaft zog, warf seine Schatten weit voraus. Bereits im Mai 1524 informierte der Würzburger Stadtschreiber Martin Cronthal den Stadtrat, dass im Stift Bamberg ein Aufstand ausgebrochen sei. Bischof Konrad von Thüngen wäre bereit, mit einem Würzburger Aufgebot den Bamberger Bischof bei der Niederwerfung des Aufruhrs zu unterstützen. Rat und Bürgermeister sagten Hilfe zu, die Kosten für die Pferde sollte allerdings der Bischof übernehmen. Indes weitete sich die Erhebung auf Mainfranken und Würzburg aus.
Turmwächter sollen warnen
Im März 1525 drängte „viel fremdes Volk“ in die Stadt, Fürstbischof und Domkapitel ließen die Torwachen verstärken, der städtische Turmwächter auf dem Grafeneckart wurde vom Rat angewiesen, bei drohender Gefahr rechtzeitig zu warnen. Die Korn- und Mehlvorräte wurden überprüft und Feuerwachen eingestellt.
Als Fürstbischof und Domkapitel planten, aus Angst vor der Würzburger Einwohnerschaft Reiterei, Geschütze und Pulver in die Stadt verlegen zu lassen, kam es nicht zuletzt durch die Agitation des Hans Bermeter und seiner Mitläufer zu Unruhe und Aufruhr. Stadtrat und Viertelmeister, denen die Unterstützung der bischöflichen Herrschaft vorgeworfen wurde, beschlossen in der Ratssitzung vom 5. April 1525, alle Mittel einzusetzen, um den Aufstand zu verhindern. Vor allem sollte ein Anschluss an die „Bauernhaufen“ (organisierte Bauerntruppen), die sich bedrohlich der Stadt näherten, unterbunden werden.
Bischöfliche Söldner
Die Ereignisse eskalierten. In der Stadt gingen Fremde und Bürger gegen bewaffnete bischöfliche Knechte (Söldner) und insbesondere im Hauger und Mainviertel gegen Geistliche vor, die teilweise selbst rüsteten.
Nach der Einnahme der Deutschordensstadt Mergentheim verstärkten sich die Aufständischen im Taubertal. Im Norden des Hochstifts brachen unerwartet Unruhen aus. Am Neckar und im Odenwald formierte sich ein Bauernhaufen unter Führung des Götz von Berlichingen.
Die fürstlichen Schutztruppen des Schwäbischen Bundes wollten indes in Franken erst eingreifen, wenn in Schwaben die Aufstände niedergeschlagen wären. So wurde für Bischof Konrad deutlich, dass er von außen nicht mit rascher Hilfe rechnen konnte. Als ausschlaggebend erwies sich nun die Rolle der Residenzstadt Würzburg. Für den Landesherrn wurde sie mehr als zuvor entscheidende Operationsbasis gegen die Aufständischen, für jene unverzichtbarer Ausgangspunkt für den Angriff auf die als unbezwingbar geltende Feste Marienberg. In Würzburg kursierte der Spruch: „Das Schloss muß herab!“
Rat und Viertelmeister berieten sich laufend. Jene Bürger, die sich mit Waffen den näher rückenden Aufständischen anschlossen, sollten bestraft werden, andererseits lehnte man es ab, dem Fürsten mehrere Hundert bewaffnete Bürger zum Niederwerfen der Aufstände bereitzustellen. Die Stadt selbst müsse ja bewacht und beschützt werden. Die Vertreter einzelner Viertel forderten von der Herrschaft die Aufhebung der Leibeigenschaft, freie Pfarrerwahl, die freie Predigt des Evangeliums, das Verfügungsrecht über Wald und Wild, das Recht auf unbesteuerten Weinimport und die Beseitigung der Vorrechte von Stiften und Klöstern. Bettler und Arbeitsscheue sollten der Stadt verwiesen werden.
Städtische Vermittlungsversuche zum Ausgleich zwischen Fürstbischof und Bauernschaft schlugen fehl, in der Bürgerschaft wuchs die Bereitschaft zum Frontwechsel. Die antiklerikalen Tumulte eskalierten, in der Woche vom 23. zum 29. April plünderten Würzburger Einwohner die Klöster Oberzell, Unterzell und Himmelspforten und steckten letzteres in Brand.
Bischof Konrad von Thüngen ließ die Feste Marienberg in verteidigungsfähigen Zustand versetzen und verproviantieren. Am 1. Mai erschien er, um auf einem Landtag über die Beschwerden zu sprechen, zusammen mit seinem Sekretär Lorenz Fries persönlich in der Stadt.
Die Bauern brachten ihre Forderungen vor, waren aber nicht bereit zu verhandeln. Als die Bauernhaufen von verschiedenen Seiten auf die Stadt zurückten, zog der Landesherr die Konsequenzen: Mit einer kleinen Schar von Vertrauten verließ er am 5. Mai die Burg, um in Heidelberg bei Ludwig V., Pfalzgrafen bei Rhein, Schutz und Hilfe zu erbitten. Auf die Nachricht von der Flucht des Bischofs rückten die Bauern sogleich nach Heidingsfeld und Höchberg vor, Florian Geyer und seine Anhänger drangen in Würzburg ein.
Die Stadt ging daraufhin gemeinsam mit den verbündeten Städten in das Lager der Aufständischen über. Zuvor ließ sie allerdings durch den Ratsdiener Wilhelm Leisner – der hierfür später geköpft wurde – am 9. Mai dem Vertreter des Bischofs auf der Burg mitteilen, dass die Bürgerschaft gezwungenermaßen und nicht freiwillig die Seiten gewechselt habe. In der Stadt folgten Übergriffe und Plünderungen. Anstelle des Stadtrates übernahm ein Bauernrat das Kommando und setzte als Schultheißen den Rothenburger Ernfried Kumpf ein.
Entscheidend war nun, ob die Einnahme der unter dem Kommando des Dompropstes Friedrich von Brandenburg stehenden Festung gelingen würde. Das vom Taubertaler Haufen geforderte enorme Lösegeld von 100 000 Gulden für einen freien Abzug lehnte die Burgbesatzung ab. Am 14. Mai frühmorgens um 4 Uhr eröffneten die Bauern den Beschuss des Marienbergs, ab 6 Uhr schoss die Besatzung aus allen Rohren zurück, aber nicht auf die Geschützstellungen der Angreifer, sondern hinein in die Stadt, aus der viele herausflohen.
Sturm auf die Burg
In der folgenden Nacht begann der erste Sturm auf die Burg, der mit schweren Verlusten der Angreifer endete. Den Bauern fehlten insbesondere schwere Geschütze.
Inzwischen rückte unter der Führung des Georg Truchseß von Waldburg das Heer des Schwäbischen Bundes, das Fürstenheer, gegen die Tauber und Würzburg vor. Auf diese Nachricht hin verließ Götz von Berlichingen am 28. Mai rasch mit seinem Odenwälder Haufen den Kreis der Belagerer und entging damit der mörderischen Schlacht vom 2. Juni 1525 bei Königshofen an der Tauber, in der die wenig kriegsgeschulten Bauernhaufen mit circa 7000 Mann, 47 Geschützen und 300 Wagen völlig aufgerieben und größtenteils vernichtet wurden. Zwei Tage später, am Pfingstsonntag, ereilte das von Würzburg herangeführte bäuerliche Ersatzheer mit knapp 5000 Mann und 26 fahrbaren Geschützen auf der Ebene des Ochsenfurter Gaues bei Sulzfeld und Ingolstadt dasselbe Schicksal. Für das bündische Heer war der Weg nach Würzburg offen, die Stadt hatte sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben.
Über Heidingsfeld ritten die siegreichen Fürsten in die Stadt. Bürgermeister und Stadtrat wurden die Schlüssel zu allen Toren und zum Grafeneckart abgenommen, 115 Rädelsführer aus Stadt und Land wurden hingerichtet, fast der gesamte Stadtrat wurde gefangengesetzt, teilweise gefoltert und nach acht Wochen gegen Friedensschwur und Leisten einer Schatzung wieder freigelassen. Unter ihnen waren auch der Bildschnitzer und frühere Bürgermeister Tilman Riemenschneider sowie der Stadtschreiber Martin Cronthal. Hans Bermeter, der Aufwiegler, war geflohen; er wurde in Nürnberg gefasst, eingekerkert und 1527 hingerichtet.
Die Bürgerschaft hatte alle Waffen abzuliefern, ihre überkommenen Rechte wurden aufgehoben, innerhalb der nächsten zwei Jahre waren alle Schäden zu ersetzen.
„In Würzburg kursierte der Spruch: Das Schloss muß herab!“
Ulrich Wagner, Direktor des Stadtarchivs Würzburg
Aus dem Scheitern des Bauernkrieges, der kein Religionskrieg war, aber ohne die Reformation Luthers wohl nicht ausgelöst worden wäre, gingen im Hochstift Würzburg wie anderswo als eigentliche Sieger die Landesfürsten hervor. Das Bauerntum und Teile der städtischen Mittel- und Unterschichten schieden für Jahrhunderte aus dem politischen Leben in Deutschland aus.
Es stellt sich die Frage nach einem geeigneten Standort für ein Bauernkriegs-Museum. Von der historischen Topographie her könnte man sich den Kasemattenbereich des Marienberges in unmittelbarer Nähe zu den historischen Ereignissen vorstellen. Für eine optimale Erreichbarkeit durch potentielle Besucher spricht jedoch eher das Areal des früheren Mozart-Gymnasiums an der Hofstrasse. Weniger problematisch wäre die Ausstattung mit Exponaten. Im Fachhandel sind durchaus zeitgenössische Waffen des 16. Jahrhunderts zu erwerben, einschlägige historische Dokumente könnten über die zuständigen Archive und Bibliotheken bereitgestellt und aufgearbeitet werden. Die inhaltliche Konzeption wäre von den städtischen Fachdienststellen zu leisten, deren Umsetzung und multimediale Präsentation nach modernsten museumspädagogischen Gesichtspunkten sollte einem ausgewiesenen Architektur- und Designbüro anvertraut werden.
Der Autor ist promovierter Historiker und Direktor des Stadtarchivs Würzburg. Der Text basiert auf der vom Archiv herausgegebenen dreibändigen Stadtgeschichte.