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MARKTHEIDENFELD/WÜRZBURG: Prälat Rost: Priester mit ganzem Herzen und ganzer Seele

MARKTHEIDENFELD/WÜRZBURG

Prälat Rost: Priester mit ganzem Herzen und ganzer Seele

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    14 Jahre lang, von 1973 bis 1987, lebte und wirkte Prälat Karl Rost in der Stadtpfarrei Marktheidenfeld. Der ehemalige Bürgermeister Leonhard Scherg beschrieb ihn als einen Priester, der nicht nur viel gebaut habe, ohne die Finanzen der Kirchengemeinde zu überanstrengen, sondern auch als einen Geistlichen, der immer aufgeschlossen war für die sozialen Belange, die Caritas, die Kultur, die Geschichte, die Menschen in der Kirchengemeinde und die Ökumene in der Stadt. Der fast 80-jährige Rost selbst sieht seinen Dienst als Nachfolge Jesu, dem er sich seit seiner Priesterweihe „mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele“ zur Verfügung gestellt hat.

    Herr Prälat Rost, von Ruhestand kann man bei Ihnen ja nicht reden bei all den ehrenamtlichen Tätigkeiten, die Sie ausüben.

    Im Alter von 73 Jahren habe ich 2002 den Caritasverband mit über 10 000 hauptamtlichen Mitarbeitern und die Ausländerseelsorge in der Diözese Würzburg an jüngere Mitbrüder übergeben. Es tut mir gut, damit Last und Stress losgeworden zu sein. Ich bin Gott dankbar für meine Gesundheit und freue mich, weiterhin ehrenamtlich arbeiten zu können, wie es viele Senioren in Unterfranken tun. Ich besuche wöchentlich die Kranken in der Würzburger Theresienklinik, habe mich als Referent für das Mess-Stipendienwesen im Bischöflichen Ordinariat zur Verfügung gestellt und bin seit 2001 Vorsitzender des Marienvereins Würzburg, des Trägers der Maria-Stern-Schule mit über 500 sprachbehinderten Kindern, des Marienheims mit über 60 pflegebedürftigen Alten und des Marienkindergartens für 62 Kinder aus Sanderauer Familien. Auch helfe ich oft als Priester in Pfarreien aus.

    Wollten Sie denn schon immer Priester werden?

    In jungen Jahren kam mir nie der Gedanke, Priester zu werden. Meine Neigungsfächer waren Mathematik, Physik und Chemie; mein Berufsziel war Jurist oder Ingenieur. Nach dem Abitur im Sommer 1948 fragte mich mein damaliger Religionslehrer, ob ich mir vorstellen könne, Priester zu werden. Ich habe ihn überrascht angeschaut und gefragt: „Wie erkennt man das?“ „Du musst darüber mit Gott reden“, war seine Antwort. Damit konnte ich zunächst nichts anfangen und immatrikulierte mich in der juristischen Fakultät der Universität Würzburg. Doch ging mir die Anfrage meines geschätzten Religionslehrers nicht aus dem Kopf. Je mehr ich mich auf das Gespräch mit Gott einließ, umso klarer wurde mir: Das könnte für dich eine Berufung sein. Fasching 1949 ging ich noch ausgiebig tanzen – danach habe ich mich im Priesterseminar in Würzburg angemeldet. Jedoch beschäftigte mich die Frage „Sollst und willst du Priester werden?“ noch jahrelang weiter. Leicht gefallen ist mir die Entscheidung nicht. Gott sei Dank haben mich erfahrene Freunde begleitet. Vor der Priesterweihe habe ich mich entschieden und dies bis heute nicht bereut.

    Ist Ihrer Meinung nach Priester sein ein Beruf oder eine Berufung?

    Priester sein ist ein Beruf, der eine Berufung voraussetzt. Priester muss man mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele sein. Halbherzige erleiden Schiffbruch. Der Dienst Jesu am Menschen ist der wichtigste Dienst, den es gibt, und diesen Dienst muss der Priester fortsetzen. Von Menschen gebraucht zu werden, erlebt man als Priester in Reinkultur. Doch kann ein Priester nur das geben, was er selbst empfangen hat. Er selbst braucht das ständige Gespräch mit Gott, ebenso braucht er Seelsorge für sich auch von seiner Gemeinde. Wenn seine Gemeinde ihn trägt und auch seine menschlichen Schwächen erträgt, hilft ihm das sehr.

    Was hat Ihnen in Ihrer Zeit als Pfarrer in Marktheidenfeld Freude bereitet?

    Die Gemeindegottesdienste, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Schulen und im Pfarrheim, die Zusammenarbeit mit Kantorei, Kolpingsfamilie und Frauenkreis, der zu meiner Zeit wieder ins Leben gerufen worden ist. Die vielen Trauungen und Taufen und die vorausgehenden Gespräche, die Erfahrung einer tiefen Geborgenheit, wenn ich einen Verstorbenen beerdigen durfte, die Besuche der Hauskranken an den Herz-Jesu-Freitagen, die Zusammenarbeit mit den damaligen Schwestern im Kolpingkindergarten, in der Ambulanz hinter der Laurentiuskirche und im Kreiskrankenhaus, die Gründung der Sozialstation St. Elisabeth, die vielen treuen ehrenamtlichen Mitarbeiter und der freigebige Großmut der Marktheidenfelder bei Baumaßnahmen, denn Schulden musste ich nie machen.

    Auf die interessante Geschichte von Marktheidenfeld bin ich gestoßen durch das umfangreiche Schriftgut, das seit 1648, dem Ende des 30-jährigen Krieges, in den Schränken des Pfarrhauses schlummerte. Mit ABM-Kräften habe ich die „sprechenden Papiere“ inventarisiert und zu einem handbaren Pfarrarchiv aufgebaut.

    Wie war das für Sie, als Sie aus der Pfarrei ins Domkapitel kamen?

    Der Umstieg von der überschaubaren Gemeindeseelsorge in die Diözesanleitung war für mich sehr schwer. Von einem Tag zum andern war ich verantwortlich für den in der Diözese weit verzweigten Caritasverband. Doch hat mir meine bisherige Tätigkeit als Pfarrer dabei geholfen: Die Arbeit der Caritas ist ja nur so viel wert, wie sie ankommt beim einzelnen Menschen, der Hilfe von anderen braucht. Auf diesem Gebiet konnte ich meine Erfahrungen einbringen. Viel lag mir an der stetigen Begleitung der haupt- und ehrenamtlichen Caritas-Mitarbeiter.

    Wie haben Sie sich den Kontakt zu den Gläubigen vor Ort bewahrt?

    Beinahe jeden Samstag und Sonntag war ich eingeladen zu Einweihungen und Jubiläen von Kindergärten, Altenheimen, Sozialstationen etc. Immer hat es mir Freude bereitet, die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden, der an Kranken und Kindern nie achtlos vorübergegangen ist.

    Welche Werte fehlen Ihrer Meinung nach in der heutigen Gesellschaft?

    Es läuft heute vieles aus dem Ruder. Das aufzuzählen, ergäbe eine lange Litanei. Mir fällt zu Ihrer Frage ein Wort des hl. Augustinus ein: „Ama et fac, quod vis“ – „Liebe und tue, was du willst“. Das heißt: Wenn ich liebe, werde ich immer Wertvolles wollen und tun. Es mag jetzt einer fragen: Was ist Liebe? Ich antworte mit dem, was mir mein Religionslehrer gesagt hat, 1948, nach dem Abitur: „Das musst Du mit Gott besprechen.“

    Zur Person

    Prälat Karl Rost Karl Rost wurde 1929 in Würzburg geboren. 1945, als die Familie ausgebombt wurde, zog sie nach Miltenberg. Nach dem Abitur studierte Rost ein Semester Jura, sattelte dann um auf Theologie. Am 18. Juli 1953 weihte ihn Bischof Julius Döpfner zum Priester. Rost arbeitete als Kaplan in Gerolzhofen und Schondra, ab 1956 als Kuratus und Dekanatsjugendseelsorger in Ruppertshütten, ab 1963 als Pfarrer in Wonfurt/Steinsfeld und Religionslehrer an der Realschule in Haßfurt, ab 1973 als Pfarrer und Religionslehrer an Grundschule und Gymnasium in Marktheidenfeld. 1986 wurde er zum Dekan des Dekanats Lohr gewählt, 1987 bis 2002 ins Domkapitel berufen und mit der Hauptabteilung Caritas, Soziales und Ausländer beauftragt.

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