Auch wenn sie in der Exzellenzinitiative nicht zum Zuge kam, die Würzburger Julius-Maximilians-Universität ist fit für die Zukunft. Grund für diesen Optimismus liefert der neue Uni-Campus Nord, dessen erste Lehrgebäude am Dienstag in Anwesenheit des bayerischen Wissenschaftsministers Wolfgang Heubisch eingeweiht wurden.
Die Campus-Erweiterung, die nur durch eine Straße von der bestehenden Hubland-Uni getrennt ist, ist Teil des neuen Stadtteils Hubland, den die Stadt Würzburg gerade auf dem ehemaligen US-Militärgelände Leighton Barracks entwickelt. Mit der Erweiterung verdoppelt die Universität ihre Campus-Fläche am Hubland und ist für den doppelten Abiturjahrgang, der im Mai in die Hochschule drängt, gerüstet. Rund 3300 neue Studierende erwartet die Universität am 2. Mai zum Sommersemester.
Die dürfen sich im alten Campus auf ein neues rund 17 Millionen Euro teures Hörsaalgebäude freuen, das mit Beginn des Sommersemesters in Betrieb genommen wird und ebenfalls am Dienstag eingeweiht wurde. Dort stehen ein großer Hörsaal mit 700 Plätzen und zwei mit je 200 Plätzen zur Verfügung. Zusätzlich bieten 23 Seminarräume Platz für 1000 Studierende. Außerdem wurde für 11,5 Millionen Euro ein Praktikumsgebäude für die Naturwissenschaften errichtet.
Dass sich der Freistaat die Uni-Erweiterung etwas kosten lässt, rechnete Minister Heubisch den zahlreichen Festgästen im Neuen Hörsaal vor. Insgesamt 75 Millionen werden für die räumliche Erweiterung ausgegeben, weitere 25 Millionen werden für den personellen Ausbau investiert.
Von der Uni-Erweiterung profitieren nach Heubischs Worten viele Firmen in der Region, die an den Baumaßnahmen beteiligt sind. Immerhin hat die Würzburger Universität, so Regierungspräsident Paul Beinhofer, in den letzten zehn Jahren eine Milliarde Euro verbaut.
Der Wissenschaftsminister zählte noch weitere Faktoren auf, die die Universität für junge Menschen in der Region attraktiv machen: Sie habe angesichts des prognostizierten Akademikermangels in den nächsten Jahren erkannt, dass man bereits Schüler für ein Studium begeistern muss und deshalb Kooperationsverträge mit Schulen in ganz Mainfranken abgeschlossen. Auch beim Frühstudium habe sie bayernweit eine Vorreiterrolle und öffne sich neuen Zielgruppen. Heubisch: „Die Uni Würzburg ist ein global player in der Welt der Wissenschaften“.
Auf dem neuen Campus Nord wurden bisher sieben ehemalige Wohn- und zwei Schulgebäude für die Uni umgebaut. Hier waren 60 Firmen und 15 Ingenieurbüros im Einsatz. Nur knapp zwei Jahre, nachdem zum letzten Mal die US-Flagge eingeholt wurde, warten hier jetzt auf die Studierenden unter anderem Seminarräume mit Festungsblick. Am Dienstag um 12.35 Uhr war dann die historische Stunde gekommen und am Eingang zum neuen Campus Nord wurde der Grundstein mit der Aufschrift „Vom Skyline Hill zum Campus Nord“ enthüllt. In diesem großen Augenblick wählte Universitätspräsident Alfred Forchel dann große Worte und sagte in Anlehnung an den US-Astronauten Neil Armstrong, den ersten Menschen, der den Mond betrat: „Für uns war es nur ein kleiner Spaziergang über die Straße, aber es ist ein großer Sprung für die Zukunft der Universität.“
Würzburgs neuer Stadtteil
135 Hektar groß ist das Areal der ehemaligen Leighton Barracks, auf dem die Stadt Würzburg in den nächsten Jahren den Stadtteil Hubland entwickeln will, in dem nach seiner Fertigstellung etwa 4500 Menschen leben sollen. Dafür werden auf dem ehemaligen Militärgelände mehrere Wohngebiete mit unterschiedlicher Bebauung und Größenordnung entstehen. Der erste Bauabschnitt soll 2012 beginnen. Einige Gebäude, wie ein Kino, die Sporthalle oder ein Offizierskasino, sollen für Folgenutzungen erhalten bleiben.
Der Uni-Campus Nord ist das größte Einzelprojekt der Konversionsmaßnahme Hubland. Auf einer Fläche von 39 Hektar erweitert die Universität den bestehenden Hubland-Campus. Neben den Grundstückskosten hat der Freistaat Bayern bislang 28,5 Millionen Euro für Erschließung und Sanierung investiert. Im Anschluss an das Universitätsgelände ist eine Fläche für universitätsnahe Nutzungen vorgesehen. Hier können sich Forschungsinstitute oder wissenschaftliche Einrichtungen niederlassen, die mit der Hochschule kooperieren.
Eine neue Straßenbahnlinie soll neben dem bestehenden Straßennetz den neuen Stadtteil erschließen. Die Linie 6, die gerade geplant wird, soll bis zur Landesgartenschau 2018, die im neuen Stadtteil stattfindet, in Betrieb sein. Die neue Linie soll inklusive neuer Züge 105 Millionen Euro kosten. Dafür erhofft sich die Stadt erhebliche Zuschüsse des Freistaats Bayern. Die neue Straßenbahnlinie wird auch direkt durch den neuen Uni-Campus Nord führen und diesen so an den neuen Stadtteil anschließen. Text: Rö.