Auf diesen Tag dürften viele Würzburger gewartet haben: Nach dem Abzug der Amerikaner können sie an diesem Sonntag erstmals die geräumten Leighton Barracks besichtigen – zumindest den 39 Hektar großen Bereich (Campus Nord) der erweiterten Hubland-Universität. Die Universität lädt von 11 bis 16 Uhr zum „Tag der Öffentlichkeit“ und zum Alumni-Sommerfest. Zuletzt waren die Leighton Barracks bis 2001 bei den deutsch-amerikanischen Volksfesten zugänglich.
Das neue Uni-Gelände ist über das ehemalige Jackson-Gate an der Straße „Am Galgenberg“ (nach Gerbrunn) zu erreichen. Dort plant der Freistaat wie berichtet auch den Bau einer größeren Fußgängerbrücke über die viel befahrene Straße, um bis Ende 2012 den alten Hubland-Campus mit dem neuen zu verbinden. Das übrige Areal der Ex-Kaserne bleibt zunächst durch einen Zaun abgeriegelt. Noch gehört es zum allergrößten Teil dem Bund, verwaltet durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Lediglich ein Grundstück für den Neubau des Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE) wurde bisher – neben dem neuen Uni-Gelände – verkauft.
Mit der Umwandlung in den Ex-Leightons hat die Julius-Maximilians-Universität zum Start der Sommervorlesungen am 2. Mai ihren Hubland-Campus verdoppelt. Seit Anfang 2010 wurden neun Kasernengebäude umgebaut. In sieben waren Wohnungen der Amerikaner untergebracht. Es wurden Wände herausgerissen, Aufzüge eingebaut, Leitungen installiert, Sanitärbereiche geschaffen. Entlang der zentralen Gänge reihen sich Büros und Seminarräume. 10 000 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche wurden so geschaffen. Neben dem Freistaat hat die Würzburger Uni auch in ihre eigene Tasche bzw. Etat gegriffen: Rund zwei Millionen Euro wurden für kleinere Maßnahmen ausgegeben, um gut erhaltene Bauten umgehend nutzen zu können. Aus Klassenzimmern in der Middle School wurden Seminarräume, ebenso in der früheren Elementary School. Weitere 10 000 Quadratmeter stehen so zur Verfügung. Zwischenzeitlich hat der Stadtrat, auf Vorschlag der Uni, die ersten amerikanischen Straßen umbenannt – sie erinnern nun an verdiente Würzburger Wissenschaftler.
Zu erleben gibt es am Sonntag einiges – sogar einen Vulkanausbruch im Kleinformat. Bei einer Forscher-Rallye winken attraktive Preise. Dazu gilt es bei einem Quiz sechs von 16 Fragen richtig zu beantworten. „Wir möchten die Inbetriebnahme unseres neuen Campus auch mit den Bürgerinnen und Bürgern feiern“, sagt Universitätspräsident Alfred Forchel zum bevorstehenden Öffentlichkeitstag: Über den weitläufigen Campus spazieren, an den Aktionen der Institute teilnehmen, bei Essen und Trinken eine Pause einlegen. Unter dem Motto „Campus erleben“ stehen ferner Experimente zum Anfassen, sportliche Herausforderungen, Spiele, Musik und mehr auf dem Programm.
Den Auftakt macht um 11 Uhr das Bailando Groove Orchestra mit dem Jazz-Frühschoppen. Um 12 Uhr startet das Programm der Fakultäten. Hauptsponsor des Tags der Öffentlichkeit ist die Firma Brose, die am Campus Nord ein Ausstellungsstück präsentiert: An einem Demonstrationsfahrzeug in Originalgröße wird gezeigt, welche Komponenten von Brose in einem Pkw stecken.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen im Internet unter: www.campuseroeffnung.uni-wuerzburg.de
Von der Kaserne zur Uni
Aus den Leighton Barracks – die 135 Hektar große, ehemalige Kaserne der US-Armee – wird Würzburgs neuer Stadtteil. Im Januar 2009 holten die Amerikaner ihre letzte Fahne ein, im Juli 2009 kaufte der Freistaat 39 Hektar aus dem Gelände für die Uni-Erweiterung, der Stadtrat benannte das Quartier nach dem Flurnamen „Hubland“. Im Januar 2010 erhielt Würzburg den Zuschlag für die Landesgartenschau 2018 auf den Ex-Leighton Barracks (auf 24,5 Hektar).
Die Kaserne wurde von den Amerikanern nach dem 2. Weltkrieg auf dem ehemaligen Gerbrunner Flugplatz eingerichtet. 1951 begann dort das größte geschlossene Bauprojekt in Würzburgs Nachkriegszeit: 14 große Wohnblocks wurden errichtet, der „Skyline Hill“. Später kamen Grundschule, Mittelschule und Highschool hinzu sowie – 1998 eröffnet – das PX als größtes amerikanisches Einkaufszentrum in Europa. Von 1945 bis 1955 sowie von 1996 bis 2006 war hier die 1. US Infanterie Division, die „Big Red One“ stationiert, von 1958 bis 1996 die 3. US Infanterie Division. In Spitzenzeiten lebten über 10 000 amerikanische Soldaten, Zivilangestellte und Angehörige in den Leightons.