Helzenberg, Busental, Albstatt, Bronn – die Liste ließe sich noch deutlich verlängern. Gemeinsam ist diesen Dörfern, dass es sie nicht mehr gibt, sie nur noch in Karten, Urkunden und Überlieferungen erhalten sind. Aufgegeben und „wüst gefallen“ sind sie allerdings entgegen landläufiger Meinung schon lange vor dem 30-jährigen Krieg und wegen der damals durch das Land ziehenden Schweden.
Diese Erkenntnis und einiges Wissen mehr nahmen die rund 80 Besucher aus dem Feuerwehrhaus in Helmstadt mit, wo Bernd Schätzlein über Wüstungen in der Umgebung Helmstadts referierte.
Ganz aktuell sei der Vortrag, betonte Edgar Martin, der Vorsitzende des veranstaltenden Arbeitskreises für Denkmal- und Geschichtspflege, in seiner Begrüßung. Denn einen demografischen Wandel, wie er uns heute Sorgen bereitet, hätten auch die Menschen früher schon bewältigen müssen. Weniger der Mensch selbst als vielmehr Klima, Seuchen und Vegetation prägten damals die Entwicklung entscheidend.
Wie, das machte Referent Schätzlein anschließend deutlich: Bis 1100/1200 herum habe es ein enormes Bevölkerungswachstum gegeben. Selbst schlechte Böden wurden bebaut, der Waldanteil lag bei lediglich noch 20 Prozent, viele neue Ortschaften wurden gegründet.
Der schon 742 erwähnte große Königshof Albstatt – einst nahe der heutigen Autobahnauffahrt zur A 3 gelegen – beispielsweise gab Anstoß zur Gründung von Waldbrunn und Haselbrunn. Doch um 1420 bestand in Abstatt nur noch ein Hof, 1434 wurde auch dieser nur noch von Nachbarorten aus bewirtschaftet.
Ausbruch der Pest 1347
Wie kam es dazu? Neben dem Ausbruch der Pest 1347, der ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel, trug dazu die so genannte Kleine Eiszeit bei, die sich durch feuchte Sommer und lange, kalte Winter auszeichnete. Missernten und Hungersnöte waren die Folgen. Immer weniger Menschen konnten die landwirtschaftlichen Flächen bearbeiten. Oft eroberte der Wald die Äcker zurück. Auch zogen viele Landmenschen in die Städte, die bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, mehr Freiheit und besseren Schutz boten.
Busental wurde 1470 aufgegeben
Untergehen musste auch Busental, eine zwischen Holzkirchen und Helmstadt gelegene Ortschaft, an die heute nur noch ein Gemarkungsname erinnert. Bei seiner Gründung 14 Höfe umfassend, war der Ort bis 1470 wieder aufgegeben.
Helzenberg, schon um 800 urkundlich genannt, wuchs gar auf 18 Wirtschaftseinheiten heran. Selbst Weinberge gab es in der naher Holzkirchhausen gelegenen Ortschaft. Doch bis Ende des 15. Jahrhunderts war auch dieses Dorf menschenleer. Lediglich den Brunnen und ein Sühnekreuz finden Wanderer heute noch.
Neben der stattlichen Stiftung des von dort stammenden Geistlichen Heinrich von Helzenberg – das Choramt Wertheim beerbte ihn später und baute in Helmstadt für die Abgaben aus den Schenkungen sogar eine eigene Zehntscheune – ist es vor allem die Sage um den Schatz im Brunnen, die das Dorf überlebten. Der Erzählung nach sollen 1823 einige Männer von Holzkirchhausen versucht haben, den Schatz zu heben. Sie hielten ihn fast schon in Händen, als einer erschrocken über ein Feuer das erforderliche Schweigen brach und die Goldkiste wieder verwand.
Nachlesen können Interessierte den Vortrag von Bernd Schätzlein in dessen Schrift „. . . und wurde im Schwedenkrieg von den Bewohnern verlassen“, erhältlich für vier Euro beim Arbeitskreis für Denkmal- und Geschichtspflege. Kontakt: ed.martin@t-online.de.