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WINTERHAUSEN: Wie der Boden, so der Mensch

WINTERHAUSEN

Wie der Boden, so der Mensch

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    Steine in Hülle und Fülle: Die Wanderer erfuhren viel Interessantes über Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwelt in Winterhausen.
    Steine in Hülle und Fülle: Die Wanderer erfuhren viel Interessantes über Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwelt in Winterhausen. Foto: Fotos: Wilma Wolf

    Über 150 interessierte Besucher kamen zum dritten natur- und kulturgeschichtlichen Spaziergang, zu dem der Verein für Ortsgeschichte und der Bund Naturschutz eingeladen hatten.

    Durch den Hohlweg geht es zunächst in schattiger Lage sanft nach oben zum Mondweg mit seinen zahlreichen Skulpturen aus Muschelkalk. „Diese Steine stammen von Resten der Autobahnbrücke bei Dettelbach, die 2003 gesprengt wurde“, erklärt Günther Maak vom Bund Naturschutz an der „Porta Luna“, dem Tor zum Mondweg.

    Der Hohlweg ist ein zehn Meter tiefer Einschnitt in das Gelände, eingegraben in die Lößschicht, an dessen Böschungen Bergahorn, Eschen, Ulmen und Robinien wachsen. Früher nutzen die Winterhäuser den Weg als „Todes-Schlittenbahn“, heute führt er als Wanderweg hinauf zu den Steinbrüchen und zur Wilhelmshöhe.

    Den Übergang vom Löß zum oberen Muschelkalk, der in Winterhausen eine Schichtdicke von 84 Metern hat, bewacht die zweite Figur des Wanderweges: der Mann im Mond, mit grimmigem Blick, von der Zeit gezeichnet und mit gelben Flechten überzogen. Weiter oben bietet sich ein herrlicher Blick auf Winter- und Sommerhausen. Genau hier steht Werner Luksch vom Verein für Ortsgeschichte auf einer alten Trockenmauer.

    Ein sicherer Beweis, dass es auch an dieser Stelle Weinberge gegeben hat, sagt er. Außerdem hat er Bilder von 1604 dabei, die zeigen, dass „damals jeder Quadratzentimeter Weinberg“ war. Sowohl in Winter- als auch in Sommerhausen, wobei Winterhausen damals sogar eine größere Rebfläche hatte als Sommerhausen, wie Luksch stolz bemerkt. Und warum die Sommerhäuser ein lustiges Volk sind, weiß er auch. Wegen des Sandbodens, na klar. Weil der Boden in Winterhausen ein schwerer Löß ist, seien auch die Bewohner eher „daabdüdelt“, witzelt Luksch.

    Weiter führt der Weg die Besucher an der Weinbergslage Kaiser Wilhelm entlang, die 1924 mit zwölf Hektar in Betrieb ging und heute 16 Hektar umfasst. „Der Name kommt vermutlich von der Wilhelmshöhe, die wiederum so heißt, weil im Kataster Ludwigshöhe steht“, schmunzelt Luksch. Aber ganz gleich ob Wilhelm oder Ludwig, die Winterhäuser gingen hier hoch, „weil's schön“ ist, scherzt er weiter.

    An der Oberkante des Muschelkalks hat der Bund Naturschutz Büsche und Sträucher „zurückgenommen“, erläutert Maak, um den seltenen Magerrasenpflanzen des geschützten Biotops, wie zum Beispiel Kartäusernelke, Feldmannstreu, gelbes Labkraut, Sonnenröschen, aufrechter Ziest und bunte Kronwicke, wieder einen Lebensraum zu geben. Jetzt werde die Vegetation jedes Jahr reichhaltiger, freut er sich.

    Die meisten dieser Pflanzen sind aus dem Mittelmeerraum eingewandert, so auch der aufrechte Ziest, der schon den römischen Gladiatoren zur Heilung von Hieb- und Stichwunden diente. Heute dient er vor allem einer Wildbienenart als Lebensgrundlage. Diesen „besonderen wunderbaren Platz“ bewacht die steinerne Mondguckerin.

    Auf der Mondbank weiter oben habe nach Berechnungen des Winterhäuser Bildhauers Thomas Reuter nicht nur der Mond zum Ausruhen Platz, sondern auch der Mensch, was von den kleinen Naturfreunden gleich getestet wird. Eine weitere Skulptur heißt „Im Zeichen der Venus“, bei der die Künstlerin Bezug nahm auf eine seltene Himmelskonstellation.

    Über den alten Steinhauerweg geht es weiter in einen neuen Steinbruch am Scheinsberg, in dem mit modernster Technik Steine gebrochen werden, wie Paul Hofmann aus Goßmannsdorf erläutert. Sehr viel Interessantes über den Muschelkalk und seine Verbreitung in der Region erfahren die Wanderer. So wurde das Olympiastadion Berlin überwiegend mit fränkischem Muschelkalk gebaut, sagt Hofmann.

    In der Idylle des alten Scheinsberger Steinbruchs endet die mit Wissen vollgepackte gut zweistündige Wanderung bei Winterhäuser Winzerstangen und Wein.

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