Dass das 82 Jahre alte Hochhaus in der Augustinerstraße nicht so einsturzgefährdet ist, wie bei seiner Räumung im April 2005 noch vermutet, hat das Baudenkmal eindrucksvoll bewiesen. Sieben Jahre nach dem Katastrophenalarm steht es noch immer. Eine Begründung für diese Standhaftigkeit scheint ein Spruch am gesperrten Durchgang zu liefern. „Einfach gut gebaut“ steht witzigerweise am Bauzaun.
Diese Feststellung der werbenden Baufirma dürfte indes eher auf das eigene Handwerk oder die Frau im Blaumann neben dem Spruch zielen, denn das Stahlbetonkonstrukt des Denkmals ist marode. Dennoch will der Besitzer, die Reichenberger Informica Real Invest AG, das knapp 33 Meter hohe Gebäude so weit als möglich retten – und ob des Aufwands der Stadt weniger dafür zahlen.
Welche Statik ist nötig?
„Wir wollen das Haus erhalten, auch wenn es eine aufwändige Angelegenheit wird“, erklärt Informica Real-Invest-Vorstand Friedrich Schwab gegenüber der Main-Post. In den nächsten Wochen wird er wissen, was auf ihn zukommt. Dann sollen die umfangreichen Untersuchungen der vergangenen Wochen zu Ende sein. Diese sollen noch über die Untersuchungen für das statische Gutachten von 2005 hinaus gehen.
Ziel der Aktion: Zu untersuchen, welche Statik benötigt wird, um den Teilerhalt hinzubekommen. „Wir werden starke und kostspielige Veränderungen vornehmen müssen, aber die Konturen sollen erhalten bleiben – in Höhe, Länge und Breite und soweit möglich auch die Fassade“, sagt Schwab. „Das wird schwieriger, als wir uns vorgestellt haben.“
Vorgestellt hatte sich Schwab das Projekt ohnehin ganz anders, als die Informica das marode Ämterhochhaus 2007 für 1,25 Millionen Euro von der Stadt kaufte. Das Gebäude sollte durch einen Geschäfts- und Wohnhausneubau namens „Tricyan Tower“ ersetzt werden. Dagegen liefen Nachbarn mit Unterstützung des Verschönerungsvereins Sturm, wetterten gegen den massiven Entwurf, der auch eine neue Bebauung des Nachbaranwesens Nr. 11 vorsah und hatten mit ihrer Normenkontrollklage Erfolg. Vergangenen Herbst kippte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Bebauungsplan für den „Tricyan Tower“ – auch, weil der Denkmalschutz nicht ausreichend berücksichtigt war.
Die Informica Real hätte vom Verkauf zurücktreten können, doch Schwab „will wissen, was wirklich geht“. Man habe man schon zu viel investiert, um einfach aufzugeben. Doch jetzt setzt er auf den Erhalt des „Denkmals der neuen Sachlichkeit“. Nach dem verlorenen Gerichtsverfahren hat auch im Stadtrat – zumindest bei CSU und SPD – ein Umdenken in Richtung Erhalt statt Neubau eingesetzt.
Noch weiß Schwab nicht, ob und mit welchem Aufwand die Sanierung erfolgen kann. Doch falls das möglich ist, will er mit der Stadt über einen niedrigeren Kaufpreis verhandeln. Bei den einst vereinbarten 1,25 Millionen Euro sei man schließlich von einer weitaus höheren Nutzfläche für Wohnungen und Läden ausgegangen.
Kaufpreis soll niedriger werden
„Wir haben bei dem Projekt immer guten Willen und viel Geduld gezeigt und betreiben enormen Aufwand, um der Stadt das erste innerstädtische Hochhaus zu erhalten.“ Da sei die Forderung nach einem geringeren Kaufpreis wohl verständlich. Wie viel er zahlen will, verrät Schwab nicht. Als die Informica Real seinerzeit den Zuschlag erhielt, hatte ein Mitbewerber, der schon damals das Haus erhalten wollte, „nur“ eine halbe Million Euro geboten. „Wir wollen mit der Stadt nicht streiten“, sagt Schwab, „aber nicht wir, sondern die Stadt hat den Prozess verloren. Seit dem Kauf sind fünf Jahre vergangen und der Turm ist nicht wertvoller geworden.“
Für die weitere Planung, die auch einen Umbau des Nachbarhauses Nummer 11 mit vorsieht, will Schwab auch mit den Nachbarn reden. „Wenn wir den Teilerhalt wie geplant hinbekommen, dürfte es dann auch von den Denkmalschützern keine Störfeuer mehr geben“, ist der Investor optimistisch. Wann der Bau allerdings seine stadtbekannte grüne Sicherungs-Netzfassade verliert, ist noch offen.
Rathaussprecher Christian Weiß bestätigt die Untersuchungen in der Problem-Immobilie und spricht von einem engen Kontakt zum Investor. Frühestens nach der Sommerpause, irgendwann im Herbst, werde man die Ergebnisse bewerten und dann entsprechende Absprachen zur Zukunft des Gebäudes treffen.