Während in der Rottendorfer Wohnanlage in dieser Woche Legionellen-Entwarnung gegeben werden konnte, hat es jetzt das Posthochhaus in Würzburg erwischt. Hygiene-Kontrolleur Ralph Woith bestätigte auf Anfrage, dass das Staatliche Gesundheitsamt ein Duschverbot erlassen hat . Der Legionellen-Grenzwert in dem Gebäude am Bahnhof sei um das 200-Fache überschritten worden.
Die Werte weisen Parallelen zum Fall in Rottendorf auf. Nach einer Probenentnahme an einem Handwaschbecken im neunten Stock des Posthochhauses sind nach Woiths Angaben 20 000 Kolonien bildende Einheiten pro 100 Milliliter (kurz KBE/100ml) gemessen worden. Im Rücklauf der Anlage waren es immer noch 14 000 Einheiten auf 100ml.
Duschen der Polizei gesperrt
Klarer Fall zum sofortigen Handeln: Ab 10 000 KBE/100ml muss das Gesundheitsamt ein sofortiges Duschverbot anordnen. Davon ist in Würzburg nun in erster Line die Bundespolizei mit ihren rund 140 Beamten betroffen, die sich nach dem Dienstsport normalerweise unter die acht Duschen stellen. Sprecher Fabian Hüppe schildert die Situation in seiner Dienststelle: „Wir sind auf drei Etagen im Posthochhaus untergebracht. Viele Kollegen nutzen die Duschen nach dem Sport oder grundsätzlich nach dem Dienst. Natürlich ist für uns ärgerlich, dass die Duschen gesperrt sind.“ Man habe die Flyer des Gesundheitsamtes an die Kollegen verteilt und Hinweisschilder an den Duschen angebracht, sagt Hüppe.
Das Händewaschen ist unproblematisch, aber beim Kaffeetrinken fängt das Unbehagen schon an. Hüppe: „Wir kochen unseren Kaffee vorsichtshalber mit stillem Wasser aus Flaschen.“ Der Polizist hofft, dass das Problem mit dem Wasser bald geregelt ist.
Birgit Noack kann die Bedenken der Polizisten verstehen. Auch bei der Rexroth Drive & Control Academy mit ihren 45 Mitarbeitern im Hochhaus gibt es ein gewisses Unbehagen, was das Trinkwasser angeht. „Was, so fragen sich meine Arbeitskollegen, passiert beim Kaffeekochen, wenn dabei Wasserdampf entsteht?“ Dafür gibt es nach einer Anfrage im Gesundheitsamt Entwarnung. Ab 60 Grad sterben die Legionellen an, und wenn das Kaffeewasser anfängt zu dampfen, sind die schädlichen Bakterien längst eliminiert. Denn: Sie sind thermolabil. Wassertrinken aus den Leitungen im Posthochhaus ist auch weiterhin unbedenklich, lautet die Information des staatlichen Amtes.
In der Praxis für Nuklearmedizin am Bahnhofsplatz 2 geht das Leben unaufgeregt weiter, trotz Legionellen-Alarm. Dr. Eckhardt Peppert sagt: „Wir haben eine Dusche hier für einen Notfall, da wir mit chemischen Stoffen hantieren. Aber der ist in 20 Jahren nicht eingetreten.“ Der Arzt hofft, dass sich die Angelegenheit schnell klären lässt. Seines Wissens nach ist die Wassertemperatur im ganzen Haus massiv erhöht worden, um die Bakterien abzutöten. Er vertraut auf die strengen Kontrollen des Gesundheitsamtes.
Teile der Technik veraltet
Im Posthochhaus untergebracht sind außerdem Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und eine Filiale der Postbank. Das weitere Vorgehen im Gebäude am Bahnhof deckt sich mit den Maßnahmen in der Rottendorfer Anlage. Am Donnerstag überprüfte eine Firma das gesamte System. Dabei, so berichtet Ralph Woith, habe sich herausgestellt, dass Teile der Technik nicht mehr auf dem aktuellsten Stand seien.
Auch das weitere Szenario ist identisch mit dem Fall in Rottendorf: Nach entsprechenden Ein- und Umbaumaßnahmen erfolgt im Bereich der Technik eine „thermische Desinfektion“. Dabei wird das Wasser auf über 70 Grad Celsius erwärmt, weil Legionellen bei 60 Grad absterben. Darüber hinaus müssen alle Wasserentnahmestellen mindestens drei Minuten laufen.
Im Rottendorfer Hochhaus hatte das nicht gereicht. Deshalb musste eine „chemische Desinfektion“ mit Chlordioxid helfen. Das hat letztendlich gefruchtet. Allerdings muss dort noch einige Wochen lang nachgespült und es müssen weitere Proben entnommen werden.