Das Windkraftprojekt „Auf der Höh“ rund um Aubstadt ist gescheitert. Ein Vogelschutz-Gutachten durch den Biologen Stefan Kaminsky sieht ein erhöhtes Kollisionsrisiko. Die beteiligten Energiegenossenschaften aus Aubstadt, Großeibstadt, der Großgemeinde Höchheim sowie Herbstadt geben in einer Stellungnahme die Aufgabe ihrer Windkraftpläne für die Windkraftstandorte 59 und 60 bekannt und teilen dies auch an Haßberge-Landrat Rudolf Handwerker mit, dem Vorsitzenden des Regionalen Planungsausschusses.
Es gebe Vogelvorkommen, die in Konflikt mit Windkraftanlagen geraten können. Aubstadts Bürgermeister Wolfgang Abschütz nennt den Milan, die Wiesenweihe und den Schwarzstorch, die beobachtet wurden. Im Verlauf eines Jahres wurde an fünf Punkten 13 Mal jeweils drei Stunden ornithologische Beobachtungen gemacht, wie Abschütz erklärt.
In der letzten Woche wurden wurden die Ergebnisse des Vogelschutzgutachtens im Landratsamt Rhön-Grabfeld Vertretern der Umweltschutzbehörden vorgestellt. Thomas Keller von der Regierung von Unterfranken und Herrn Dieter Weisenburger vom Landratsamt Rhön-Grabfeld waren anwesend.
Nach Einschätzung der Beamten hätte ein Genehmigungsverfahren für eine Windkraftanlage in diesem Bereich keine Aussicht auf Erfolg.
In der Stellungnahme zeigen sich die Vertreter der vier in Gründung befindlichen Energiegenossenschaften verwundert, „warum in den Entwürfen des regionalen Planungsverbands frühere Vogelbeobachtungen nicht umfänglich berücksichtigt wurden“. Neben dem Zeitaufwand der Bürger seien durch Gutachten auch erhebliche Kosten entstanden. Das Gutachten haben nämlich die Energiegenossenschaften in Auftrag gegeben, wie auch Wolfgang Abschütz erklärt. „Dass dies keine Gefälligkeitsgutachten sind, sieht man am Ergebnis“, so Abschütz.
Wie es in der gemeinsamen Stellungnahme der vier Energiegenossenschaften wie auch der Agrokraft GmbH in Bad Neustadt heißt, sollte sich der Regionale Planungsverband vermehrt für Windkraftstandorte in Waldgebieten einsetzen. Sowohl Gutachter Kaminsky als auch die Städte- und Umweltplanungsfirma Anuva „stimmen darin überein, dass Windkraftstandorte im Wald aus Sicht des Vogelschutzes im Landkreis Rhön-Grabfeld deutlich besser geeignet sind als Offenlandstandorte. Greifvögel jagen in der Feldflur.
Mehr Waldstandorte
Deshalb ist dort das Kollisionrisiko signifikant erhöht. Hinzu kommt, dass Waldstandorte in der Regel weiter von Siedlungen entfernt und damit auch die Auswirkungen für Anwohner geringer sind“, so die Stellungnahme.
Deshalb plädieren die Unterzeichner dafür, mehr Waldstandorte für den Regionalplan zu prüfen. „Andernfalls droht im Landkreis Rhön-Grabfeld das politische Ziel des Windkraftausbaus verfehlt zu werden“, warnen die Unterzeichner.
Wie Aubstadts Bürgermeister Wolfgang Abschütz erklärt, war mean bei den beiden WK 59 und 60 von einer Fläche von rund 750 Hektar ausgegangen. Für diesen Standort profitabel wäre ein Windrad auf einer Fläche von rund 50 Hektar.
Dier Weisenburger von der Unteren Naturschutzbehörde bestätigt, dass das Gutachten eine ungewöhnliche Häufung und Dichte von Vogelarten aufzählt, die im neuesten Windatlas der Bayerischen Staatsregierung als kollisionsgefährdet eingestuft werden. „Rhön und Grabfeld sind besonders gute Gebiete für Greifvögel, einen völlig unproblematischen Windkraftstandort wird man nicht finden“, so Weisenburger.
Die Kritik, man hätte frühere Vogelbeobachtungen berücksichtigen müssen, will Weisenburger nicht gelten lassen. „Man muss hier aktuelle Gutachten heranziehen. Es nützt nichts, wenn vor zehn Jahren irgendwo der Rotmilan gesehen wurde“, so der Kreisbeamte.
Es werde weiter jeder Standort einer einzelnen Prüfung unterzogen werden. Waldstandorte werden nach Meinung von Weisenburger in einem weiteren Änderungsverfahren des Regionalplans berücksichtigt, wenn Freiluftstandorte nicht ausreichen. Bisher hatten aber Waldstandorte keine Priorität, weil auch hierfür Rodungen und Zufahrtschneisen nötig sind.