Viele Senioren sehnen sich nach einem Gesprächspartner oder jemandem, der ihnen beim Einkaufen hilft. Manche Kinder bräuchten dringend Unterstützung bei den Hausaufgaben. Die ökumenische Nachbarschaftshilfe Sanderau „Eine Stunde Zeit füreinander“ erfüllt diese Wünsche schon seit dem Jahr 2003.
„Aus der einen Stunde sind inzwischen Tausende Stunden geworden“, so Pfarrer Jürgen Dolling von St. Stephan. Rund 45 Ehrenamtliche stehen derzeit bereit, um anderen Menschen unentgeltlich kleine Dienste zu leisten – oder einfach nur für sie da zu sein. Sich in einer Initiative wie „Eine Stunde Zeit füreinander“ zu engagieren, das sei für Christen wichtig, betont Dolling.
Eine Frage stand am Anfang
Nicht überall dünnt das Hilfenetz zwischen Nachbarn aus, gibt Klaus Korbmann von der Würzburger Gemeindecaritas zu bedenken. Die Frage, wie groß der Bedarf an Hilfe in der Sanderau tatsächlich ist, stand denn auch am Beginn des Projekts. Wie sich herausstellte, gibt es in dem Stadtteil zahlreiche Menschen, die keine Nachbarn haben, die regelmäßig nach ihnen schauen.
Das bekam Schwester Alexandra, Ideengeberin des Projekts, bereits vor elf Jahren mit. Durch die Krankenkommunion kam die ehemalige Gemeindereferentin von St. Adalbero mit älteren und kranken Gemeindemitgliedern in Kontakt: „Ich erlebte, wie alleine viele von ihnen waren.“
Diese Beobachtung wurde zum Ausgangspunkt des Projekts, für das schnell Mitstreiter gefunden waren. Korbmann: „Wir wollten es auf keinen Fall alleine machen.“
Und so fanden die Engagierten aus St. Adalbero in der evangelischen Gemeinde St. Stephan rasch eine Mitstreiterin. Dann begannen die Detailplanungen. Wie sollten die Einsätze organisiert werden? Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Am 12. März 2003 schließlich kam es zu einem Infoabend in St. Adalbero, an dem 40 Interessierte teilnahmen und diese Fragen geklärt wurden.
Auch etliche Menschen, von deren Dasein man bisher in der Pfarrei nichts mitbekommen hatte, erschienen zu dem Treffen. Korbmann: „Es waren Männer und Frauen die gutes tun und aus einer humanen Motivation heraus mithelfen wollten, dass es andere Menschen im Leben leichter haben.“
Viele wollten, dass es ihren kranken und einsamen Mitmenschen besser geht. „Doch auf die ersten Anfragen mussten wir eine ganze Weile warten“, so Korbmann. Schließlich meldeten sich Heimbewohner. Und irgendwann die ersten Senioren, die zu Hause besucht werden wollten.
Die Verantwortung für das Projekt hatte inzwischen Pastoralreferentin Claudia Walter übernommen. Mit Heinrich Haßbach fand sie einen motivierten Mitstreiter, der fortan die Einsätze managte und mittlerweile auf einen Stamm von rund 45 Ehrenamtliche zwischen 26 und 82 Jahren zurückgreifen kann.
Nachfrage übersteigt das Angebot
Eine stattliche Zahl, und dennoch nicht genug, heißt es aus der Initiative. Denn die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Weshalb sich das Leitungsteam auch über jeden, der etwas Zeit zum Helfen verschenken möchte, freut.
Bei einem ökumenischen Gottesdienst mit den Pfarrern Jürgen Dolling und Gerhard Reitz feierten Gründungsmitglieder, Ehrenamtliche und Wegbegleiter in der voll besetzten Kapelle der Ritaschwestern in der Friedrich-Spee-Straße das zehnjährige Jubiläum der Nachbarschaftshilfe Sanderau.
Kontakt: Tel. (01 70) 86 67 74 5 oder E-Mail: nbh-sanderau-wue@t-online.de