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Aufgeschlossen: Hochmut kommt vor dem Fall

Bad Königshofen

Aufgeschlossen: Hochmut kommt vor dem Fall

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    PfarrerUdo Molinari
    PfarrerUdo Molinari

    Liebe Leserin, lieber Leser, aus der Geschichte können wir immer noch einiges lernen: Es gibt eine Vorstufe vor dem Fall – den Hochmut. Ob zur Reformationszeit oder heute, ob auf politischer oder kirchlicher Ebene, das bekannte Sprichwort bewahrheitet sich (leider) immer wieder.

    Wir dürfen in diesen Tagen an den evangelischen Reformator denken: Fielen seine Tischreden oft deftig und ungehobelt aus, zeigten sie doch immer auch etwas von seiner Überzeugung. Wer wollte ihm absprechen, dass er gottergeben und fromm war?

    Aber keiner ist dadurch geschützt vor Hochmut. Martin Luther war ein Versager in der Beurteilung der jüdischen Religion und seiner jüdischen Zeitgenossen und ebenso bei seiner Einschätzung der Lage von Bauern und Fürsten. Bekannt sind seine Äußerungen über die räuberischen und mörderischen Rotten und deren rücksichtslos agierenden Gegenspieler. Womöglich hat Luther sich dabei zu hoch über andere gestellt. Die Geschwister Intoleranz, Besserwisserei und Ungeduld laden nur zu gern zum Tanz ein.

    Wie könnte man sich davor schützen?

    Tiefgläubige Menschen wie Martin Luther haben ihre Wurzeln: Neben einer tiefen Sehnsucht nach Gottes Liebe sind sie literarisch verortet im Buch der Bücher und kennen das Gebet als oft geübtes Ritual. Diese drei schützen vor Überheblichkeit und sind zugleich ein Korrektiv.

    Ein Mutiger lechzt nicht immer nach Aktion; manch mutige Person ertrug eine Situation oder trug andere mit in deren aktuellen Befindlichkeit. „Demütiges“ sich Aufopfern darf weder zur Selbstaufgabe führen noch dauernde Verfügbarkeit bedeuten. Was ist dann los mit der Selbstbestimmung und dem Nachtanken, dem Auffüllen der eigenen Kräfte!

    Wie wäre es, aus tiefer Menschen- und Gottesliebe so viel Mut zusammenzukratzen, bis man andere tatkräftig unterstützen kann in Worten und Werken, also bis man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen für sie und sich im sozialen Umfeld?

    Einen gesegneten Reformationstag wünscht

    Udo Molinari

    evangelischer Pfarrer, Bad Neustadt

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