Das Trinkwasser war Dreh- und Angelpunkt der Bürgerversammlung im Bürgerhaus in Gramschatz. Einer von zwei Brunnen, aus denen Gramschatz versorgt wird, wurde schon vor längerer Zeit vom Wasserwirtschaftsamt gesperrt, der zweite liefert auf Dauer nicht genügend Wasser.
Den Bürgern stehen nun zwei Möglichkeiten offen: Entweder wird nach einem neuen Brunnen gebohrt, bei dem die 30-prozentige Möglichkeit auf Trinkwasser besteht und der einen hohen sechsstelligen Betrag verschlingen würde. Oder sie lassen sich an den Mühlhäuser Zweckverband anschließen, der 100 000 Kubikmeter Wasser als Überschuss übrig hat, für 1,50 Euro pro Kubikmeter. Nicht nur Bürgermeister Burkhard Losert war hin- und hergerissen. Denn beide Seiten der Medaille haben Schwachstellen.
Fäkalien
Der bisherige Brunnen 1, aus dem aus 15 Metern Tiefe das Grundwasser gepumpt worden war, musste wegen Fäkalien außer Betrieb genommen werden. In der Nähe des Brunnens, in gut 50 Metern Tiefe, könnte weiteres Grundwasser zu finden sein. Der sanierte Brunnen 2 ist zwar tiefer gebohrt, doch auf Dauer allein nicht wirklich ergiebig. Das belegte der Gramschatzer Gemeinderat Alfred Stark durch eine „Trockenheits-Geschichte“ aus dem Jahr 1959. Auch später hatten die Bürger immer wieder mit weniger Wasser zu leben.
Eine Probebohrung nach einem neuen Brunnen würde allein schon 50 000 Euro kosten, und die hätte der Bürgermeister auch investieren wollen. Denn ein früheres Angebot des Mühlhäuser Zweckverbandes hatte sich auf drei Euro pro Kubikmeter belaufen. Ganz überraschend aber schneite Mitte der Woche ein neues Angebot rein: Halbierung auf 1,50 Euro. Anstelle der Investitionen in einen neuen Brunnen würde die Gemeinde, hochgerechnet auf 30 Jahre, eine halbe Millionen Euro nicht ausgeben müssen.
Schnelle Entscheidung
Hinter diesem Angebot vermutete gut die Hälfte der anwesenden Bürger ein „Lockvogel-Angebot“. Mehrere wollten wissen, wie lange dieser Preis garantiert sei, was Losert genauso wenig beantworten konnte wie die Frage, wie lange der Überschuss noch andauern würde. „Wir sind alle keine Hellseher“, sagte er und machte deutlich, dass er das Trinkwasser nicht als Wahlkampfthema sehen wolle. Außerdem will er eine „schnelle Entscheidung“, denn nach der Kommunalwahl und einer möglichen neuen Zusammensetzung des Rates „dauert es zu lange, bis sich alle Verantwortlichen gefunden haben, und wir müssen uns beeilen, ohne einen Schnellschuss zu machen“.
Eigenversorgung
Den will auch die Bürgerin Christine Frötschner nicht. Sie stellte den Antrag, dass die Gemeinde alles tun möge, um die Eigenversorgung durch den Brunnen sicher zu stellen und Mühlhausener Wasser nur bei Bedarf zu nutzen. Letzteres bezeichnete Losert als „schwierig“. Und Stark appellierte schweren Herzens an die Bürger und indirekt an den Rat, Mühlhausen als „Alternative“ anzusehen. Somit kommt auf den Gemeinderat die Aufgabe zu, die Quadratur des Dreiecks zu lösen.