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WÜRZBURG: Würzburger Pfaffenberg: „Der kleine Bruder des Steins“

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Würzburger Pfaffenberg: „Der kleine Bruder des Steins“

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    Gästeführerin und Winzerin: Martina Reiss (Vorne rechts) stellte Interessierten bei den „Würzburger Weinerlebnistagen“ die Lage Pfaffenberg vor.CHRISTIAN AMMON
    Gästeführerin und Winzerin: Martina Reiss (Vorne rechts) stellte Interessierten bei den „Würzburger Weinerlebnistagen“ die Lage Pfaffenberg vor.CHRISTIAN AMMON Foto: Foto:

    Er gilt als der „kleine Bruder des Steins“. Doch Weinkenner wissen: Die Weinlage des Würzburer Pfaffenbergs im Dürrbachtal muss sich nicht hinter den breiten Schultern des weitaus bekannteren Würzburger Steins verstecken. Mit 40 Hektar Fläche ist sie zwar nur knapp die Hälfte so groß, doch auf den Weinstöcken, die hier das Bürgerspital, das Juliusspital und das Unterdürrbacher Weingut Reiss bewirtschaften, reifen Reben, die leicht mit dem weltberühmten Steinwein mithalten können.

    Dass dem tatsächlich so ist, davon konnten sich die etwa 50 Teilnehmer bei den in diesem Jahr in Würzburg veranstalteten Weinerlebnistagen der Gästeführer „Weinerlebnis Franken“ bei einer Sonderführung selber überzeugen. „Für die Gäste ist es immer wieder eine Überraschung, wenn sie merken, welche Schätze im Dürrbachtal darauf warten, entdeckt zu werden“, hat Gästeführerin Martina Reiss beobachtet, die für Weinbergführungen mit ihren Gruppen oft am Stein unterwegs ist. Auch für sie war die Führung eine „Herausforderung“, für die sie sich eigens eingelesen und recherchiert hat.

    Dabei hat die Lage im Rücken des Steins ihre Vorteile: Der Pfaffenberg ist ähnlich stark wie der Stein nach Süden ausgerichtet, wobei er sich jedoch gerade in den besten Abschnitten auch nach Westen dehnt. „Da fängt der Wein noch bis spät am Abend die letzten Sonnenstrahlen ein“, erzählt Reiss. Auch in Sachen Steilheit muss sich der kleine Bruder kaum hinter dem großen verstecken. Auch hier gibt es Neigungen um 50 Prozent. Anders jedoch als zu Füßen der Steinburg herrschen in dem Seitental deutlich größere Temperaturunterschiede. Während der Würzburger Kessel und der Main ausgleichend wirken, plätschert im Dürrbachtal lediglich der oft kurz vor dem Versiegen stehende Dürrbach vor sich hin. Mit Folgen, die den Winzer freuen: „Die Weine sind etwas rassiger“, freut sich Martina Reiss, die sich mit dem Winzerhandwerk bestens auskennt, führt sie doch das Unterdürrbacher Weingut Reiss gemeinsam mit ihrem Mann Christian.

    Kostprobe vom Grauburgunder

    So gehören für die Gästeführerin etwa die Grauburgunder, die am Pfaffenberg gedeihen, zu den Höhepunkten des fränkischen Weinbaus. Als viele Winzer vor einigen Jahren die in Franken auch als „Ruländer“ bekannte Rebsorte durch die aus Italien nach Franken eingeführte Burgunder-Rebe, den Pinot Grigio, ersetzten, blieb der Familienbetrieb beim Bewährten. „Für so einen Grauburgunder lasse ich doch jeden Italiener stehen“, flachst sie, während die ganze Gruppe sich eine Kostprobe inmitten des Weinbergs schmecken lässt. Der Grauburgunder spiegelt im Geschmack den mineralreichen Muschelkalkboden des Pfaffenbergs, das sogenannte Terroir, wieder.

    Die Würzburger Schoppenfetzer wussten das schon lange: Ein beliebter Wochenendausflug führte über die Steinburg, wobei sie den Steinwein links und auch rechts liegen ließen, um im Dürrbachtal zu schöppeln. „Die Schoppen waren hier etwas günstiger als in der Stadt“, erzählt Martina Reiss – und das bei gleicher Qualität. Schon für die Weinfachleute, die nach einem Würzburger Ratsbeschluss im frühen 17. Jahrhundert erstmals die Würzburger Weinlagen klassifizierten, stand fest, dass der Pfaffenberg ebenso wie der Stein oder der Leisten erstklassigen Traubensaft hervorbringen. Dabei gehörte Franken damals mit 40000 Hektar zu den größten Weinanbaugebieten Europas. Ringsum um Würzburg wurde Wein kultiviert. Die Konkurrenz war also groß.

    Die Winzerei ist damals wie heute eine Arbeit, der die Winzer beinahe das ganze Jahr über in Trab hält. Maschinen sind am Pfaffenberg kaum zu verwenden. Bei der Pflege, dem Ausschneiden und der Ernte ist Handarbeit gefordert. Erst Ende August gibt es etwas Ruhe, dann gilt es Kräftesammeln für die Weinlese, die Mitte September beginnt. „Drücken Sie die Daumen, wenn das Wetter so hält, gibt es in diesem Jahr wieder Wein vom Feinsten“, freut sich Martina Reiss.

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