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WÜRZBURG: Countdown fürs Seifenkistenrennen läuft

WÜRZBURG

Countdown fürs Seifenkistenrennen läuft

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    1950 fand in Würzburg erstmals das Seifenkistenrennen in der Wittelsbacherstraße im Frauenland statt. Die Kisten ohne Motor starten hier an einer Rampe. ARCHIVFoto: Walter Röder
    1950 fand in Würzburg erstmals das Seifenkistenrennen in der Wittelsbacherstraße im Frauenland statt. Die Kisten ohne Motor starten hier an einer Rampe. ARCHIVFoto: Walter Röder

    „Es ist ein Traum für Jungen und Mädchen,“ sagte letztes Jahr in der oberen Wittelsbacherstraße Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Damit der Traum kein Albtraum wird, sollen die Teilnehmer am 21. Kiwanis-Cup am besten vorher schon mal auf einer leichten Strecke mit fachlichem Rat üben: am Samstag, 9. April, von 10 Uhr bis 15 Uhr beim Autohaus Ehrlich im Gewerbegebiet Ost.

    Der Kiwanis-Cup allerdings findet erst am Sonntag, 5. Juni, statt. Aber es braucht ja auch noch ein wenig Zeit, die eine oder andere Seifenkiste zu bauen, zu testen und vielleicht dann noch endgültig zu verfeinern.

    Klaus Bader hat sich früher selbst in die „rollenden Holznasen“, wie sie liebevoll-sperrig genannt wurden, gesetzt. Das war in den 60er Jahren, in einer ersten Seifenkisten-Welle. Es mussten knallharte Vorschriften eingehalten werden, um Sicherheit zu gewähren, zusätzlich waren Breite, Höhe und Gewicht vorgeschrieben, während heute auch der Spaßfaktor seinen Platz hat: Die Kisten können breit sein oder schnittig eng, offen oder nahezu geschlossen, bunt bemalt oder als Rennauto daher kommen. Was sie auch heute brauchen – und da gibt es keine Ausnahme – sind funktionstüchtige Bremsen, eine funktionsfähige Lenkung und eine stabile Radaufhängung. Ersatzteile, Bremsen und Räder können beim Deutschen Seifenkisten Derby e.V. bestellt werden: www.DSKD.org.

    Wer am 5. Juni mitmachen will, der muss sein Fahrzeug an diesem Tag zwischen 8 Uhr und 9.45 Uhr vor Ort im Startbereich Henlestraße dem TÜV unterziehen.

    Baders Vater hatte damals die Seifenkiste für seinen Sohn gebaut, Opel und ADAC waren seinerzeit Förderer. Damals waren Stahlräder üblich, mit dem Namen „Opel“, der in die Felgen eingepresst war. Heute haben fast alle Rennkisten Kunststoffräder. Auf der Rennstrecke gab es auch schon Tränen, wenn die Plastikfelgen kaputt gingen und infolge starker Beanspruchung doch die Räder davon rollten. Die früheren Stahlräder hielten mehr aus. Eine weitere Variante sind Gummireifen, allerdings sind die nach bisheriger Erfahrung auch nicht immer die langlebigsten.

    „Das beste, was ich geschafft habe, war der vierte Platz in der Stadtmeisterschaft,“ sagt Klaus Bader. Er nahm auch an der unterfränkischen und an der bayerischen Meisterschaft teil „und ich bin immer vorne mitgefahren.“ Seine Pokale aus dieser Zeit erinnern ihn immer wieder an die Freude, mit der er dabei war. „Beim Schnuppertag am 9. April,“ lädt er ein, „lassen wir die Kids mal eine kontrollierte Strecke fahren. Dafür fehlt uns am Renntag die Zeit.“ Fünf Meter, zehn oder 20 – am Schnuppertag können sich Kinder und Jugendliche an das bevorstehende Ereignis herantasten. Die Strecke auf der Wittelsbacher Straße beträgt dann 240 Meter.

    Damals, in den 50er und 60er Jahren, wurde noch von einer Rampe gestartet, erinnert sich Klaus Bader. Gestartet wurde von einer Querstraße weiter oben als heutzutage und der gesamte Wittelsbacher Platz war Bremszone.

    Heute ist es ein kleines Podest, von dem aus zwei Seifenkisten gleichzeitig losfahren oder bald die abschüssige Straße hinunterjagen, wenn auch ohne Motor; je nachdem, wie sie gebaut sind, ob die Räder leichtläufig sind oder nicht, und wie mutig oder versiert der Fahrer ist. Erlaubt ist die Teilnahme ab acht Jahren.

    Das Rennen, wie es früher ausgerichtet wurde, verblasste allmählich und schlief ein. Als der Service-Club Kiwanis Mainfranken in den 90-ern auf die Stadt – genauer den Fachbereich Jugend und Familie der Stadt – zuging, um Kindern und Familien eine Freude zu machen, da erinnerte man sich an die Seifenkisten. Der Service-Club stieg finanziell ein, ein Schreiner lieferte die ersten 15 Bausätze, die später an Kinderheime verschenkt wurden. Dann folgten die selbstgebauten Seifenkisten, teils bunt und schrill, und so steht inzwischen die Freude im Vordergrund. Wer in einer der sechs Klassen ganz nach vorne fährt, dem ist ein Pokal sicher. Teilnahmegebühr wird keine erhoben. Was der Kiwanis-Club aus dem Verkauf von Würstchen und Getränken einnimmt, gibt er wieder für soziale Zwecke aus.

    Etwa 100 Helfer kündigt Hartmut Emser an, die für das Ereignis professionell Sorge tragen. Allein um die 30 kommen vom Technischen Hilfswerk (THW). Sie bauen die Absperrung auf und legen Strohballen aus, sichern das Ziel unter anderem mit Fangseilen ab, verladen die unten angekommenen Seifenkisten auf einen Hänger und fahren sie wieder hoch an den Start. Von Thomas Menzel für den Kiwanis-Club über Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der am Renntag um 13 Uhr den Startschuss gibt, bis hin zu den Stadtreinigern, die am Schluss endgültig alles wieder aufräumen, ist Hilfe und Teilnahme gefragt. Und seit Jahren schon engagieren sich Anwohner, stellen Strom und Getränke zur Verfügung, freut sich Bader.

    Die verrücktesten Seifenkisten, an die sich Emser erinnert, waren ein umgebautes Cello und eine Zweisitzer-Kiste mit hintereinander eingerichteten Sitzen. Unfälle hat es bisher keine größeren gegeben, so Emser. Was eher vorkommt, ist, dass Teilnehmer mehr oder weniger rasch in die Strohballen sausen.

    Es besteht Helmpflicht; lange robuste Kleidung und feste Schuhe sollten getragen werden. Im vergangenen Jahr meldeten die Veranstalter 90 Starter.

    Beim Kiwanis-Cup 2016 sollen als Attraktion in den Pausen Elektroautos fahren.

    Die Anmeldung ist am Renntag, 5. Juni, ab 8 Uhr im Startbereich an der Henlestraße möglich.

    Seifenkiste – woher kommt der Name?

    Der Name Seifenkiste stammt aus den USA (englisch: Soap box). Seifenkiste, die Übersetzung von „Soap Box“, fiel dem amerikanischen Zeitungsfotografen Myron E. Scott von der Daily News in Dayton, Ohio, ein, als er Jugendliche im Jahr 1933 beim Basteln von Kinderautomobilen fotografierte. Hierzu verwenden sie hölzerne Verpackungskisten, in denen Firmen Seifenmittel und Käse an den Einzelhandel lieferten, aber auch ausrangierte Kinderwagen, Blechwannen und Ähnliches. Er nannte in seinen Reportagen die kleinen Fahrzeuge „soap boxes“. Es hätten auch „cheese boxes“, also Käsekisten, werden können. Das erste größere „Soap Box Derby“, also Seifenkistenrennen, fand am 19. März 1933 in Dayton mit 362 gemeldeten kleinen Fahrern, darunter einigen wenigen Mädchen, statt.

    In Akron, Ohio, werden die amerikanischen und zugleich Weltmeisterschaften ausgerichtet seit 1935 – bis heute. Ausschlaggebend für die Wahl dieses Ortes war, dass die Stadtverwaltung den Rennveranstaltern eine permanente Rennstrecke zur Verfügung stellte. Hauptsponsor war bis 1972 die Firma Chevrolet, die zum General Motors Konzern gehört. In Deutschland trat bis 1972 die General Motors-Tochter Adam Opel AG als Hauptsponsor und Hauptorganisator auf.

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